Doch das ist letztlich nur Vorgeplänkel: Ende August will sich Griechenland vom Tropf der Hilfskredite lösen, an dem man seit 2010 hängt, und sich wieder selbst Geld an den Kapitalmärkten besorgen.
Neue Kredite zu günstigen Zinsen
Einen Versuch in diese Richtung hat man ja schon unternommen. Im Sommer 2017 stellten Investoren drei Milliarden Euro zu einer Rendite von 4,625 Prozent bereit. Für das geschundene Land ein erstaunlich niedriger Zins. Aber wohl angemessen, weil die EU und der Internationale Währungsfonds das Land vermutlich niemals fallen lassen würden - egal ob dies nun moralisch fraglich ist oder nicht. Effekt: Ende Juni hob die Ratingagentur Standard & Poor’s ihren Ausblick für Griechenland von "stabil" auf "positiv" an.
Damit aber weitere Emissionen gelingen, muss Athen überzeugende Zahlen vorweisen. Und dies könnte gelingen: Nach neunjähriger Rezession, unterbrochen nur von einer Mini-Erholung 2014, geht es mit der Konjunktur 2017 wieder aufwärts - um geschätzt 1,8 Prozent. Kommendes Jahr rechnet Athen sogar mit einem Plus von 2,5 Prozent .
An der Börse gibt es dafür schon Vorschusslorbeeren. Der ASE-Index der 60 größten Aktiengesellschaften hat sich seit dem Tiefstand im Februar 2016 fast verdoppelt - vor allem dank Käufen ausländischer Anleger, die inzwischen zwei Drittel der gesamten Börsenkapitalisierung halten. Doch trotz der Rally ist das Zwischenhoch vom Frühling 2014 noch weit entfernt: Das lag bei 1370 Punkten. Illusorisch erscheint derweil das Allzeithoch von sagenhaft anmutenden 5367 Punkten aus dem Jahr 2007.
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Griechische Aktien mit Potenzial
Dass es aufwärts geht, sieht man an der sinkenden Arbeitslosigkeit. Bis Ende 2018 soll sie auf 19 Prozent fallen. Dies ist zwar immer noch eine der höchsten Quoten unter den Euroländern, aber doch deutlich weniger als die 28 Prozent von Anfang 2014. Optimistisch stimmen auch die Daten des Einkaufsmanagerindex - ein guter Frühindikator der Wirtschaft. Der legte in Griechenland zuletzt so kräftig zu wie seit Juni 2008 nicht mehr.
Vor zwei Jahren war das anders: Tsipras und sein Finanzminister Yanis Varoufakis hatten das Land mit ihrer Konfrontationsstrategie gegenüber den Gläubigern an den Rand des Staatsbankrotts geführt. Man musste für drei Wochen sogar Banken und die Börse schließen. Die Banken stehen inzwischen wieder passabel da. Trotzdem machten die drei größten Institute Alphabank, National Bank of Greece und Eurobank zwischen 20 und 35 Prozent Verlust in den zurückliegenden zwölf Monaten. Vielleicht günstige Gelegenheiten. Aufgrund der Historie sollten sich dennoch nur Spekulanten daran wagen.
Bessere Tipps sind Aktien aus der Industrie. Etwa der Ölkonzern Motor Oil, der die Erdölraffinerie Korinth betreibt sowie 2000 Tankstellen. 40 Prozent Plus machte die Aktie in einem Jahr. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter zehn und einer Dividendenrendite von sechs Prozent ist die Aktie weiter kaufenswert.
Zu den Favoriten gehört auch der Mischkonzern Mytilineos Holdings, der in der Metallurgie, im Anlagenbau und Energiesektor tätig ist. Dank Restrukturierung stieg der Gewinn zuletzt um mehr als das Fünffache. Die Aktie hat zwar - inklusive Dividende - in einem Jahr bereits 73 Prozent gebracht, ist aber weiter günstig bewertet. Obendrauf gib es eine Dividendenrendite von aktuell 3,4 Prozent.
Titan Cement wiederum, einer der weltgrößten Zementhersteller, profitiert von der Baukonjunktur in den USA, wo man die Hälfte des Umsatzes erzielt. Aber auch auf dem Heimatmarkt geht es voran, da die Bautätigkeit wieder zunimmt.
Interessant sind aber auch ETFs wie der Lyxor FTSE Athex Large Cap, in dem weitere Bluechips wie der Glücksspielkonzern Opap, Hellenic Telecom und der Getränkeabfüller Coca-Cola Hellenic Bottling (HBC) und die Banken stark gewichtet sind.
Wer lieber Einzelaktien kauft, sollte beachten, dass die Umsätze an den deutschen Börsen meist gering sind und Kauf-aufträge daher unbedingt limitiert werden müssen.