Demos, das Volk und kratein, herrschen - aus diesen beiden griechischen Worten leitet sich das ab, was wir als Demokratie bezeichnen. Heute manifestiert sich das in freien und unabhängigen Wahlen. Theoretisch. Denn eine Sprecherin der EU-Kommission schrieb den Wählern Griechenlands, die am 25. Januar zur Urne schreiten werden, schon mal hinter die Ohren, "dass die Mitgliedschaft im Euro unumkehrbar ist". Kanzleramt und Bundesfinanzminister sind sich nach einem Bericht des SPIEGEL da nicht mehr so sicher, legen aber Wert auf die Feststellung, dass diese Kehrtwende ihres Standpunktes keine Kehrtwende ist, und fordern von Athen Vertragstreue bei den Sparbemühungen.
Bundeswirtschaftsminister Gabriel vertritt die Auffassung, dass man sich von Griechenland nicht länger erpressen lassen dürfe, was die Mehrzahl der Griechen vermutlich genau anders herum sieht. Und die Grünen sind der Ansicht, dass wir die Solidargemeinschaft nichts aufs Spiel setzen sollten. Die Kanzlerin schließlich hat herausgefunden, dass Europa heute wesentlich besser da stehe als noch vor einigen Jahren, Brüssel droht Athen für den Fall des Austritts aus dem Euro mit einem möglichen Staatsbankrott, den Prof. Hans-Werner Sinn vom Ifo-Institut hingegen kommen sieht, wenn das Land im Euro bleibt.
Nun ja, das sieht doch rund aus. Die, die von Griechenland Vertragstreue fordern, sind genau diejenigen, die sich selbst nicht an die EU-Verträge gehalten haben - sonst hätte es das Sich-zu Tode-Retten nie gegeben. Und nein, die EU ist nach diesen Verträgen eben keine Solidar- oder gar Haftungsgemeinschaft, auch wenn sie unter Missachtung der Lissabon- und Maastricht-Verträge dazu gemacht wurde. Wenn man aus dem Umstand, dass einem Rettungspaket stets ein noch größeres folgen musste und dass heute auch Frankreich und Italien mit dem Rücken zu Wand stehen, während die Kreditvergabe im Euroraum seit über 30 Monaten sinkt, folgert, dass Europa heute besser aufgestellt sei als vor einigen Jahren, dann ist das durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt, das selbstverständlich auch der Bundeskanzlerin zusteht.
Die bewusst geschürte Furcht vor einem möglichen Einbruch des griechischen Bankensystems hat zweifellos auch ihren Reiz. Vor allem, wenn man sich einmal einen Chart dazu ansieht:
Quelle: www.querschuesse.de
Der FTSE ATHEX Banks notierte zuletzt nur noch einen Tick oberhalb von 90. Gemessen am Stand vom 06.11.2007 entspricht das einem Kursrückgang von 98,8 Prozent. Wenn das das Ergebnis der segensreichen Aktivitäten der Troika ist, dann kann man den Griechen kaum verübeln, wenn Sie auf die Idee kommen, es mal ohne diese Hilfen zu versuchen. Zu verlieren, und dieses Gefühl dürfte in Griechenland allgegenwärtig sein, hat man nichts mehr - es sei denn, man spart das Land in Grund und Boden.
Für die EU, die EZB und die Austeritäts-Apostel in Brüssel und Berlin sieht das schon anders aus. Für sie steht die Glaubwürdigkeit ihrer gesamten Euro-Politik in Frage. Und sollte es Athen gelingen, einen Schuldenschnitt durchzusetzen, wird das Begehrlichkeiten wecken. Falls nicht, werden die Lichter in Griechenland noch dunkler werden, während die "Retter" weiteres Kapital in ein Fass ohne Boden schütten, von wo aus es dann unbemerkt auf die Konten der Gläubiger durchsickert, die ja nun einmal das Ziel all des edlen Rettens sind.
Auf Seite 2: Wall Street: Phantomaufschwung wankt
Wall Street: Phantomaufschwung wankt
Wer als Politiker Konsumenten bei Laune halten und in der politischen Gunst keine Abstriche hinnehmen will, der kommt an einer kreativen Statistikbehörde nicht vorbei. Finden sich dann noch Medien, die als Herolde der frohen Botschaft die Sirenengesänge unters Volk bringen, dann ist die Aufschwung-Vokabel nicht mehr fern. Und auf sie baut ja auch die US-Notenbank, die dem Vernehmen nach schon im ersten Halbjahr an der Zinsschraube drehen könnte. Es gibt allerdings guten Grund, dem Aufschwunggetöse mit einer gesunden Portion Skepsis zu begegnen. Ein paar Gründe dafür finden Sie hier:
Quelle: www.markt-daten.de
Der Empire State Manufacturing Index ist im Dezember erstmals wieder in den negativen Bereich eingetaucht. Der Index misst zwar nur die Wirtschaftsaktivität und die Erwartung der Hersteller im US-Bundesstaat New York, er gilt aber gemeinhin als richtungweisend.
Quelle: www.markt-daten.de
Erstmals seit Mitte 2012 wieder in den negativen Bereich abgedreht haben aber auch die vom Ecomomic Cycle Research Cycle Institute berechneten Wirtschaftsfrühindikatoren, die eine konjunkturelle Veränderung früher anzeigen als die vom Conference Board ermittelten Frühindikatoren.
Quelle: markt-daten.de
Und das hier, das sieht auch nicht gerade nach einem Aufschwung aus. Ganz im Gegenteil. Der Index der Hypothekenanträge hat sich selbst angesichts der angekündigten Zinserhöhung der US-Notenbank nicht von seinem extrem niedrigen Stand lösen können und liegt weiterhin unterhalb der Tiefs, die im Zuge der sgn. Subprimekrise angelaufen wurden.
Übermorgen werden uns die Dezember-Arbeitsmarktdaten präsentiert. Und vor der Türe steht auch der Start der Quartalsberichtsaison. Die Wall Street sieht trotz der jüngsten kleinen Korrektur bis jetzt glänzend aus. Aber nur 43 Prozent aller an der New Yorker Börse gehandelten Aktien liegen noch oberhalb ihres 200 Tage-GD. Diese Hausse steht auf brüchigem Fundament, ebenso wie der von der FED konstatierte Aufschwung.
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DAX: Die Luft entweicht
Nun ist es also Griechenland, das an den Gewinnmitnahmen im DAX die Schuld trägt. Gewiss. Unter den 52 wichtigsten Handelspartnern Deutschlands liegt Griechenland bei den Ausfuhren auf Platz 40, bei den Einfuhren auf Platz 48. Russland hingegen rangiert auf Platz 11 der Ausfuhren und Platz 7 der Einfuhren (Stat. Bundesamt, Zahlen für 2013). Dass sowohl die Problematik mit Russland als auch die Griechenlands auf den Euro drücken, kommt dem deutschen Außenhandel zudem ja bei den Exporten in Nicht-Euro-Länder durchaus gelegen. Nein, beim DAX klemmt etwas ganz anderes:
Quelle: www.private-profits.de
Gestern ging der DAX nach einer wahren Achterbahnfahrt recht genau auf dem Niveau aus dem Handel wie vor einem Jahr. In den letzten zwölf Monaten hat sich die "alternativlose" Aktienbörse also auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Und wer ein wenig hinter die Kurse blickt, sieht Gefahr im Verzug. Denn der Money Flow-Indikator, der die Umsätze auf steigende und auf fallende Kurse in Relation setzt, hat seit Ende 2013 im abgebildeten Wochenchart eine deutliche negative Divergenz zum Kursverlauf des DAX ausgebildet. Und das bedeutet nichts anderes, als dass große Adressen steigende Kurse immer wieder zum Abverkauf von Beständen nutzen. Genau umgekehrt war die Entwicklung ab Spätsommer 2008: Die Kurse fielen bis März 2009, der MFI hingegen zog bereits kräftig an und signalisierte die anstehende Trendwende. Das bedeutet nicht, dass nun die große Korrektur in Richtung 7.000 kommen "muss", als Warnhinweis sollten Sie die Aussage des Money Flow Indikators gleichwohl ernst nehmen.
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EUR/USD: Der nächste Trüffel
Über den "Trüffel-Trader" (www.trueffel-trader.de) hatte ich erst kürzlich berichtet, nachdem ein Shortsignal auf den ATX binnen vier Wochen die für dieses Produkt maßgebliche Gewinnschwelle von 25 Prozent in nur vier Wochen erreicht hatte. Vorgestern dann ging nach nur zwei Monaten gleich die nächste Empfehlung auf: Ein Put auf EUR/USD, der ebenfalls die 25 Prozent-Gewinnschwelle gerissen hat. Sieben von elf unserer Empfehlungen sind damit aufgegangen. Und mein Partner Franz-Georg Wenner, der ebenfalls regelmäßig für BÖRSE ONLINE schreibt, gräbt schon wieder fleißig, um die nächste Sonderchance aufzuspüren. Kostenpflichtig sind seine "Trüffel" nur, wenn mit einer Empfehlung binnen sechs Monaten mindestens 25 Prozent Gewinn für Sie herausspringen.
Viel Erfolg und beste Grüße!
Axel Retz
Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .
Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .