Osaka hat die Wogen geglättet, unbestritten. Auf dem G20-­Gipfel in der japanischen Hafenstadt standen Themen wie Klimaschutz, Kampf gegen Plastikmüll und digitale Innovation auf der Agenda. Doch die eigentliche Frage lautete: Schaffen es die USA und China, ihre abgebrochenen Verhandlungen im Handelskonflikt fortzuführen? Denn dieser gilt als einer der größten Belastungs­faktoren für die Weltwirtschaft und die globalen Finanzmärkte.

Am Ende gelang es US-Präsident ­Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping tatsächlich, den ­Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. Die Anleger zeigten sich erfreut über den Waffenstillstand, wie die Kursgewinne an den Börsen seit Wochenanfang beweisen.

Eine Beendigung des Handelskriegs ist das Ergebnis von Osaka aber noch lange nicht, eher eine Art Burgfrieden. Und es ist auch nicht unbedingt zu erwarten, dass nun schnelle Erfolge zu ­sehen sind, meint zumindest Esty Dwek, globale Anlagestrategin bei ­Natixis Investment Managers. Sie erkennt "wenig Anreiz für Präsident Trump, zu früh zu einem abschließenden Deal zu kommen". Denn zum einen sähen es die meisten Amerikaner gern, "hart gegen China" zu sein. Zum anderen seien die Nachteile für Trump angesichts von US-­Aktien in der Nähe von Allzeithochs und einer weiterhin soliden US-Wirtschaft gering. Außerdem habe der Präsident mit einer Fed im Taubenmodus ein Sicherheitsnetz und könne seine Taktik daher weiter vorantreiben.

Stichwort Fed: Auf die geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank sind auch in diesem Jahr aller Augen gerichtet. Denn die amerikanische Zentralbank unternimmt alles, um einer Abschwächung der Wirtschaft entgegenzuwirken und günstige finanzielle Bedingungen aufrechtzuerhalten. Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege bei der DWS, erwartet zwei Zinssenkungen der Fed im zweiten Halbjahr, "die erste wahrscheinlich schon bei der kommenden Sitzung im Juli".

Ob ein solcher Schritt tatsächlich nötig ist, bleibt umstritten. "Tatsächlich läuft die amerikanische Wirtschaft ganz gut. Sie bräuchte eigentlich keine zusätzlichen Impulse", meint Martin Hüfner, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Assenagon. "Die Fed müsste gar nicht aktiv werden, wenn es die Handels­politik nicht gäbe." Auf diese müsse sie mit einer Lockerung ihrer Geldpolitik reagieren. "Wenn Trump schon durch seine Verbalattacken die Fed nicht zu ­einer Zinssenkung bringen kann, dann durch seine Handelspolitik."

Notenbanken auf dem Gaspedal


Fest steht: Für die Aktienmärkte ist die Liquiditätszufuhr der Zentralbanken - auch die europäischen Währungshüter bleiben auf dem Gas, statt auf die Bremse zu treten - weiterer Treibstoff. Das spiegelt sich auch in den Börsen­notierungen wider, die im ersten Halbjahr stark zulegten. So gewann der DAX 17,4 Prozent, das europäische Börsen­barometer Stoxx 50 legte um 15,2 Prozent zu und der amerikanische S & P 500 auf Eurobasis um 18,3 Prozent. Auch wer auf Aktien weltweit setzte, konnte zufrieden sein. Sie verzeichneten - gemessen am Index MSCI World - Kurs­gewinne von 16,5 Prozent.

Auch die Kurse von Anleihen befinden sich bereits seit Monaten im Aufwind. Die festver­zinslichen Papiere werden von einem weiteren Faktor getrieben: Unsicherheit bezüglich des künftigen Wachstums. Denn seit geraumer Zeit fallen wichtige Konjunkturindikatoren schwach aus. Und auch der Internationale Währungsfonds hat seine Wachstums­prognose für 2019 im Lauf des Jahres nach unten korrigiert. Eine globale Rezession steht deshalb nicht unmittelbar vor der Tür. Die Kräfte des Aufschwungs lassen ­allerdings nach. Anleihen als eher an ­Sicherheit ­orientierter Baustein haben deshalb bei Anlegern wieder an Beliebtheit gewonnen.

Die Unsicherheit der Investoren spiegelt sich auch in anderen Anlageklassen wider, den sogenannten Alternativwährungen: So startete der Preis für Gold in den vergangenen Wochen einen Höhenflug (siehe unten). Auch die Digitalwährung Bitcoin erfreut sich in diesem Jahr wieder großer Beliebtheit, wenngleich die Notierungen der Cyberdevise sehr stark schwanken.

Generell tun Anleger gut daran, sich auf volatile Märkte im zweiten Halbjahr einzustellen. Der Brexit ist nach wie vor in der Schwebe, und die EU bietet derzeit kein Bild schöner Eintracht. Doch der größte Unsicherheitsfaktor bleibt Donald Trump. So bergen die Spannungen zwischen den USA und dem Iran aktuell das größte geopolitische Gefahrenpotenzial. DWS-Anlagestratege Kreuzkamp bleibt dennoch ­gelassen: "Die Geschichte hat gezeigt, dass solche Auseinandersetzungen in der Regel kurz­lebig sind, weshalb wir nicht mit einer größeren militärischen Auseinandersetzung rechnen."

Trump darf nicht überreizen


Das bestimmende Thema in der zweiten Jahreshälfte dürfte weiterhin der Handelskonflikt zwischen den USA und China bleiben. Trump hat es hier in der Hand, über Wohl und Wehe der weltwirtschaftlichen Entwicklung zu entscheiden. Er definiert damit quasi die Grenze des Wachstums. Das kann die Märkte zwischenzeitlich stark belasten. Ein schlecht gelaunter Tweet aus dem Weißen Haus genügt.

Doch Trump weiß auch, dass er nicht überreizen darf. "Der Präsident hat seine Kampagne für eine zweite Amtszeit offiziell gestartet und sollte vernünftigerweise versuchen, eine Rezession und einen Einbruch des US-Aktienmarkts zu vermeiden", sagt Nadège ­Dufossé, Anlagestrategin bei der Fondsgesellschaft Candriam. "Trump könnte am Ende in einen Deal gezwungen werden, um sicherzustellen, dass die Wirtschaft im Wahljahr durchhält", erklärt auch Esty Dwek von Natixis.

In den kommenden Monaten aber müssen Anleger wohl weiter mit einem launischen US-Präsidenten zurechtkommen. Das bringt viele Risiken mit sich, aber auch Chancen.

Edelmetalle
Profit mit Gold, Minen und Silber


Gold feierte im ersten Halbjahr ein Revival. Das hat mehrere Gründe. Der Handelskrieg zwischen den USA und China sowie der Konflikt zwischen den USA und dem Iran ließen ­Anleger in den sicheren Hafen flüchten. Hinzu kam, dass die US-Notenbank im zweiten Halbjahr wohl die Zinsen senken wird, was die Haltekosten von Gold verringert. Ein schwächerer Greenback machte den Erwerb des gelben Metalls zudem für Käufer aus Europa und Asien günstiger, da es in Dollar notiert. Überdies spricht die Charttechnik für anziehende Preise: Erstmals seit fünf Jahren wurde die Marke von 1.400 Dollar je Feinunze überwunden. Nun ist der Weg für deutlich höhere Notierungen frei.

Mit dem Xetra-Gold-ETC der Deutsche Börse Commodities können Investoren sich engagieren. Kursgewinne sind bei diesem Papier nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei. Zudem können sich ETC-Besitzer das Gold ausliefern lassen.

Vom Comeback profitieren auch Goldminentitel. "Die Unternehmen wurden durch die Krise gezwungen, Schulden zu senken und ihre Bilanzen zu stärken. Viele ertragsschwache Firmen sind inzwischen insolvent. Nun ist die Branche gut aufgestellt", so Hannes Huster, Analyst beim Rohstoff-Infodienst "Gold­report". Da Minenaktien in den vergangenen Jahren Gold hinterherhinkten, stehen die Chancen gut, dass sich das nun ändert. Mit dem L & G Gold Mining ETF, der die Toptitel des Goldbergbausektors umfasst, partizipieren Anleger.

Ein Auge werfen sollten sie auch auf Silber, das die Goldhausse im ersten Halbjahr nicht mitgemacht hat. Ein Grund war, dass es bis vor Kurzem hohe Short-Positionen von Spekulanten gab, die jetzt aber abgebaut sind. "Wir erwarten daher einen kräftigen Anstieg des Silberpreises auf 17 Dollar je Feinunze bis zum Jahresende", sagt Nitesh Shah, Rohstoffprofi im Research von Wisdom- Tree, einem US-Anbieter von Rohstoff- ETCs. Mit dem Xtrackers Physical Silver ETC, der physisch mit Silber hinterlegt ist, können Anleger darauf setzen.

Aktien weltweit
USA geben weiterhin den Ton an


Die Zugkraft des amerikanischen Aktienmarkts ist ungebrochen. So war das erste Halbjahr für den breiten Aktienindex S & P 500 das beste seit 1997. Doch vor allem die Hoffnung auf neues billiges Geld der US-Notenbank treibt die Kurse, weniger die Aussicht auf steigende Unternehmensgewinne. So liegt die Bewertung des Index mit dem 17-Fachen der Unternehmensgewinne für die nächsten zwölf Monate mittlerweile über dem historischen Durchschnitt. "Angesichts der weiterhin niedrigen Zinsen und der damit fehlenden Anlagealternativen ist das aber noch in Ordnung", urteilt Andre Köttner, globaler Aktienstratege bei der DWS.

Auch wenn der Zyklus schon sehr reif sei und Anleger ihr Portfolio etwas konservativer ausrichten sollten, sieht Christian Preussner, US-Aktienspe­zialist bei JP Morgan AM, weiterhin Chancen. "Dank solidem Wirtschaftswachstum, der Arbeitslosigkeit auf ­Rekordtief sowie einem förderlichen Umfeld für Unternehmen sollten die Aktienmärkte in den USA auch im elften Jahr des Aufschwungs weiter wachsen können."

Deutlich schlechter, trotz guten Wachstums, haben sich Aktien der Schwellenländer entwickelt. Auch für sie, speziell für Titel aus China, wird es entscheidend sein, dass sich Peking und Washington im Handelsstreit einigen. "China sollte dann in der Lage sein, das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten, und die Schwellenländer könnten zumindest einen Teil ihres Performance-Rückstands gut­machen", erklärt Anlagestrategin Na­dège Dufossé von Candriam.

Wer mithilfe von Fonds investiert, kann sein Risiko bei einer Aktienanlage über viele Titel streuen. Für die USA empfiehlt sich der Morgan Stanley US Growth. Wie der Name schon sagt, investiert er in wachstumsstarke Firmen, bevorzugt aus dem IT- und ­Gesundheitssektor. Weltweit auf Jagd nach aussichtsreichen Aktien ist der Threadneedle Global Focus. Das Portfolio ist mit rund 45 Titeln recht konzentriert, Techkonzerne sind hoch ­gewichtet. Für die Schwellenländer bietet sich ein Fonds wie der Vontobel MTX Sustainable Emerging Markets Leaders an, der auf hochprofitable und nachhaltige Firmen setzt.

Aktien Deutschland und Europa
Gut für eine Überraschung


Der Protektionismus von US-Präsident Trump und mögliche neue Handelsschranken sind für Europa und speziell für Deutschland ein großes Risiko. Denn die Wirtschaft des Landes ist stark exportorientiert. Trotz der anhaltenden Diskussionen um Strafzölle entwickelte sich der deutsche Aktienmarkt im ersten Halbjahr sehr gut. Der DAX verzeichnete ein Plus von rund 17 Prozent, MDAX und SDAX brachten es auf 18 ­respektive 19 Prozent Zugewinn. Die europäischen Aktienindizes standen dieser Entwicklung kaum nach. Zu den Kurstreibern im Stoxx 50 zählten Aktien des Flugzeugbauers Airbus oder des Luxusgüterkonzerns LVMH mit fast 50 Prozent Zugewinn.

Doch Europa bleibt anfällig für Erschütterungen. Mit Zinssätzen teils im negativen Bereich hat die Europäische Zentralbank zudem weniger Spielraum, künftigen Schocks entgegen­zuwirken. Die Investoren weltweit haben die Risiken schon längst berücksichtigt und europäischen Aktien den Rücken gekehrt.

Doch dieser Pessimismus birgt auch Chancen. Insbesondere wenn sich ei­ne Beilegung des weltweiten Handelsstreits abzeichnet. Denn wirtschaftlich haben sich die Perspektiven aufgehellt. Aus Sicht der Fondsgesellschaft NN Investment Partners "haben die europäischen Unternehmensgewinne ihren Tiefpunkt erreicht". Die Experten sehen ein stark verbessertes Momentum bei günstigen Bewertungen. Im Vergleich zu globalen Aktien handeln europäische Titel derzeit mit einem Abschlag von 15 Prozent.

Von einem Comeback Europas können Anleger mit dem Comgest Growth European Opportunities profitieren, der in wachstumsstarke Qualitäts­unternehmen investiert, Firmen der zyklischen Finanz- und Rohstoffbranche aber meidet. Der DWS Aktien Strategie Deutschland bietet ein bewährtes Portfolio für Anleger, die vorrangig in die deutschen Standardwerte in­vestieren wollen. Und seinen Fokus auf Nebenwerte im deutschsprachigen Raum legt der Fonds Mittelstand & Innovation aus dem Hause DJE.

Anleihen
Schwierige Suche nach Rendite


Mit minus 0,409 Prozent per annum hat die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen am Donnerstag ein Allzeittief markiert. Seit Fed und EZB eine Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt haben, sinkt das allgemeine Zinsniveau. Bei Bundesanleihen müsste man zu Laufzeiten von über 20 Jahren greifen, um eine positive Rendite zu erhalten.

"Risikoärmere Rentenpapiere weisen zu großen Teilen negative Renditen auf", so die Analysten der LBBW. Auf der Suche nach Erträgen hätten Investoren aber auch die Kurse in anderen Bereichen des Rentenmarkts in die Höhe getrieben, etwa bei Unternehmensanleihen. Trotzdem kämen Anleger im noch lange anhaltenden Niedrigzinsumfeld nicht an diesen Bonds vorbei, meint man bei der LBBW.

"Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten zwölf Monaten ist nach wie vor begrenzt, weshalb riskantere und renditestärkere Klassen Vorrang haben", sagt Nadège Dufossé, Chefanlagestrategin des Vermögensverwalters Candriam. Dazu zählt sie Hochzinsanleihen aus Europa und Dollarbonds aus Schwellenländern.

Jörn Wasmund, Leiter des Anleihegeschäfts beim Fondsanbieter DWS, verweist auf historisch niedrige Ausfallraten bei Euro-High-Yield-Bonds. Anlegern, die einen höheren Ertrag anstrebten, empfiehlt auch er auf Dollar lautende Emerging-Markets-Bonds. "Darüber hinaus können hybride Unternehmensanleihen attraktiv sein, die einen Renditeaufschlag gegenüber vorrangigen Schuldtiteln desselben Emittenten bieten", sagt Wasmund.

Auf die Favoriten der Strategen setzen Anleger am besten via Fonds. In Hochzinspapiere können sie mit dem Robeco European High Yield Bonds investieren. Der Arbor Invest Spezialrenten bietet ein breit gestreutes ­Portfolio mit Nachrangpapieren. Und ­währungsgesichert in Unternehmensanleihen aus Schwellenländern, die in Hartwährung wie dem US-Dollar emittiert wurden, investieren Anleger mit dem Mainfirst Emerging Markets Corporate Bond Fund Balanced. Alle drei Fonds tragen €uro-FondsNote 1.