"All in AMC!! To the Moon" oder "All in GME Yolo". Das schreiben Nutzer im Reddit Forum "WallstreetBets": Der Absender ruft dazu auf, das gesamte Geld in die Papiere des Kinobetreibers AMC oder der Videospielkette GameStop zu investieren. Die AMC-Aktie steige bis zum Mond oder weil "you only live once", man lebt nur einmal. Diese Aufrufe finden offensichtlich Gehör. Der Aktienkurs des Videospielhändlers stieg etwa zu Jahresbeginn auf über 400 Dollar an. Zeitweise war die Aktie 2300 Prozent im Plus. Doch welche Rolle spielen diese Empfehlungen von Aktien wie GameStop, Blackberry, AMC oder Windeln.de bei Privatanlegern abseits der Online-Foren? Wallstreet:online, Betreiberin mehrerer Börsenportale, befragte dazu 4000 finanzaffine Teilnehmer. Die nicht repräsentative Umfrage ergab, dass die Empfehlungen der sogenannten "Meme-Aktien" für Privatanleger nur eine untergeordnete Rolle spielen würden. Lediglich fünf Prozent der befragten Personen erkennen darin eine valide Anlagestrategie, welcher sie durchaus folgen würden.
Welche Rolle spielen die "Meme-Aktien" bei Privatanlegern?
Die Mehrheit der Teilnehmer sieht den Hype um die "Meme-Aktien" kritisch. 45 Prozent der Befragten haben von dem Phänomen gehört, aber folgen keiner Empfehlung dieser Art. 33 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie sich für das Thema nicht interessieren. Für 16 Prozent sind die "Meme-Aktien" dann doch eine Chance - sofern sie frühzeitig davon erfahren. Durch die enormen Kurssteigerungen konnten Anleger bei GameStop und AMC zum Teil große Gewinne einfahren. Diejenigen die zu spät eingestiegen waren, verloren durch die zwischenzeitlichen Kursrückgänge viel Geld.
Auch professionelle Investoren wurden kalt erwischt. Die plötzlichen Kursanstiege der "Hype-Aktien" lösten teils sogenannte Short Squeezes aus. Hedgefonds, die eine der Aktie leerverkauft hatten, waren gezwungen, ihre Shortpositionen aufzulösen. Short-Selling, oder auch Leerverkauf, ist der Verkauf einer Aktie, welche man aktuell nicht besitzt. Dazu leiht ein Investor den Titel etwa von einem Broker, verkauft ihn, und kauft ihn zu einem späteren Zeitpunkt zurück. Fällt der Preis der Aktie, macht der Short-Seller einen Gewinn. Steigt er hingegen, muss sich der Investor, um größere Verluste zu vermeiden, mit den leerverkauften Titeln eindecken. Die Aktie steigt weiter.
Die Mehrheit der befragten Personen aus dem Bereich der Selbstentscheider sieht diese Anlageform kritisch. "GameStop und Co. sind vielen Privatanlegern offensichtlich bekannt. Aber diese Werte sind nicht die neue Telekom und Meme-Aktien sind nicht die neuen Volksaktien, die Anleger zu hohen Risiken verleiten," sagte wallstreet:online-Chef Matthias Hach. Einen ähnlichen Kursverlauf hatte die Telekom Aktie im Neuen Markt. Zunächst ging es für den Kurs steil nach oben. Inmitten des Dot-Com-Crashs im Jahr 2000 fiel die Aktie dann jedoch von über 100 auf zehn Euro. "Privatanleger, die vornehmlich Selbstentscheider sind und sich über neutrale Portale informieren, haben offensichtlich einen durchaus kritischen Blick auf diesen Hype. Deutsche Wertpapiersparer haben ihre Liebe zu Aktien und Wertpapieren zwar (wieder-)entdeckt, aber sie schauen nicht nur auf exorbitante Renditen, sondern sehen auch die Risiken, die mit solchen spekulativen Investments einhergehen", kommentierte Hach.