Statt als Phönix begann die Immobilienfirma GxP ihr Börsenleben als Zombie. Dabei hofften viele Anleger, die Gesellschaft würde die Erfolgsgeschichte von WCM wiederholen. Wie das Berliner Unternehmen startete auch GxP mit der Absicht, binnen kürzester Zeit ein veritabler Bestandshalter von Gewerbe­immobilien zu werden. In weniger als zwei Jahren sollte ein Portfolio im Wert von 750 Millionen Euro aufgebaut werden.

Dazu brachten die GxP-Gesellschafter Johannes Meran, Andreas Lewandowski und Rainer Schorr ihre Firma vergangenen November in den Börsenmantel der früheren Cleanventure ein. Eine gleichzeitige Barkapitalerhöhung spülte 27 Millionen Euro in die Kaufkasse. Doch die zu je einem Euro ausgegebenen Aktien fielen binnen weniger Monate auf rund 50 Cent.

Von außen war der Kursverlauf schwer nachzuvollziehen. Noch vor dem Gang auf das Handelsparkett hatte Meran eine Akquisitionspipeline im Wert von 250 Millionen Euro und Objektkäufe in Höhe von 120 Millionen Euro gemeldet. Abzüglich Schulden taxierte GxP den Wert seines Immobilienbesitzes (NAV) daher auf über einen Euro je Aktie.

Manche vermuteten die GxP-Führung hinter dem Kurssturz. Diese hatte für die Einbringung ihrer Gesellschaft in den Börsenmantel mit 40 Millionen neuen GxP-Aktien zu je einem Euro bezahlt. Mit dem Verkauf der Papiere wäre theoretisch noch bei einem Kurs von einem Cent ­Gewinn zu machen. Allerdings hatten Meran & Co für die Anteile Halteverpflichtungen bis Ende 2017 unterzeichnet.



Seit Vorlage des Jahresabschlusses 2016 aber gibt es eine weitere Lesart für den misslungenen Börsenstart. Bei der Berechnung des NAV wurde der Wert der eingebrachten GxP mit 35,2 Millionen Euro angesetzt. Nur stand hinter der Summe kein Immobilienbesitz, sondern das Fachwissen und das Netzwerk der Firmengründer.



Meran war früher Vorsitzender des Verwaltungsrats des Wiener Immobilienunternehmens Conwert, Lewandowski verantwortete ehemals die Zu- und Verkäufe bei TAG Immobilien, und Schorr gründete einst Estavis. Der Wohnungsspezialist wurde 2014 von Adler Real Estate gekauft und in Accentro umbenannt.

Abzüglich des Millionen Know-hows des Vorstands aber betrug der NAV nicht die ausgewiesenen 1,11 Euro, sondern nur 61 Cent. Statt in dieser Situation ab­zutauchen, suchte Meran auf Investorenkonferenzen die Öffentlichkeit und kaufte bei einem Kurs von 60 Cent eigene Aktien für 0,6 Millionen Euro zu. Um wieder frisches Eigenkapital für weitere Immobilienkäufe aufnehmen zu können, wurde die Aktie später im Verhältnis acht zu eins zusammengelegt, eine Kapitalerhöhung spülte 3,6 Millionen Euro in die Kasse.

Im September wuchs das Immobilienport­folio durch zwei neue Büroobjekte auf ­insgesamt 164 Millionen Euro. Ohne den Know-how-Aufschlag liegt der NAV nun bei 6,05 Euro je Aktie, während Meran in diesem Jahr weitere Zukäufe für rund 50 Millionen Euro für möglich hält. Kann der GxP-Chef weiterhin liefern, könnte die Verwandlung zum Phoenix doch noch gelingen.