Der Anbieter veröffentlichte am Mittwoch auf Twitter https://twitter.com/PolyNetwork2/status/1425073987164381196 einen Brief mit dem Appell, die Beute zurückzugeben.

Deren Wert belief sich der Kryptowährungsseite The Block zufolge ursprünglich auf mehr als 600 Millionen Dollar. Die Kryptoforschungsfirma Elliptic erklärte später, es seien tatsächlich Tokens im Wert von 258 Millionen Dollar zurückgegeben worden. Diebstähle bei sogenannten dezentralen Finanzplattformen (DeFi) hatten bereits vor dem Vorfall einen Rekordstand erreicht. Die weitgehend unregulierten Dienste ermöglichen Nutzern untereinander den Handel mit Werten wie Bitcoin, ohne dass Börsen oder Banken eingebunden sind.

Poly Network veröffentlichte Details zu den Wallets, an die die Beute transferiert wurde. Auf eine Anfrage zu weiteren Einzelheiten des Angriffs antwortete die Firma zunächst nicht. Es war auch nicht klar, wo die Plattform ihren Sitz hat und ob Strafverfolgungsbehörden eingeschaltet wurden. Elliptic-Mitgründer Tom Robinson erklärte, die Hacker hätten womöglich einen Teil der Beute zurückgegeben, weil die Geldwäsche bei einem so großen Betrag an Kryptowährungen ausgesprochen schwierig sei. Robinson machte dafür die Transparenz der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie verantwortlich.

Daten der Kryptofirma Ciphertrace zufolge erbeuteten Kriminelle bei DeFi-Firmen von Januar bis Juli bereits 474 Millionen Dollar, ein Rekordwert. Befürworter des dezentralen Ansatzes sprechen von einem kostenlosen Zugang zu Finanzdienstleistungen. Allerdings ist der Sektor bislang kaum reguliert. Zudem sind bei einigen Plattformen technische Mängel aufgetreten.

In der Kryptobranche ist es zu mehreren größeren Diebstählen gekommen. Die Tokioter Bitcoin-Börse Coincheck wurde 2018 Opfer eines Angriffs und verlor 530 Millionen Dollar an Kryptowährungen. Mt. Gox brach 2014 nach einem Verlust von einer halben Milliarde Dollar zusammen. Die neue Attacke könnte das Vertrauen in die Branche weiter erschüttern und die Regulierungsbehörden auf den Plan rufen, sagte Experten. "Das ist nicht wie ein gewöhnlicher Bankraub, bei dem das Geld der Bank geklaut wird und sie das Opfer ist", sagte Jake More, Experte bei der Cybersicherheitsfirma ESET. "Das gestohlene Geld, das an digitalen Orten gespeichert ist, wird von individuellen Konten genommen, und das ist es, was die beunruhigt, die ihr Geld an diesen Orten aufbewahren."

rtr