Doch den börsennotierten Vertretern aus der Branche ist diese Wachstumsverlangsamung nicht schlecht bekommen. Nimmt man zum Beispiel den PHLX Semiconductor SOX als Maßstab, dann beträgt der Wertzuwachs seit Mitte November 2012 jedenfalls 62,9 Prozent und seit November 2008 sind es sogar 238,5 Prozent. Auch in diesem Jahr läuft es in einem schwierigen Marktumfeld vergleichsweise gut. Denn aktuell beträgt das Plus 8,4 Prozent.
Geht es nach den Analysten von Jefferies, dann wird sich der Sektor auch im weiteren Jahresverlauf gut schlagen. Diese positive Einschätzung basiert auch auf der Erfahrung, dass die Kurse der Branchenvertreter dann recht gut abschneiden, wenn sie mehr Geld an die Aktionäre zurückzahlen. Genau das ist es aber das, was die Experten bei Jefferies auch jetzt wieder erwarten.
Zuversicht verbreitet zudem auch JP Morgan. Dort wird auf die am Ende des Vorjahres relativ niedrigen Lagerbestände verwiesen. Unter der Annahme einer anhaltenden konjunkturellen Verbesserung in den USA und in Europa spreche dies für eine positive Geschäftsentwicklung in den kommenden Quartalen. Das wiederum könnte zu einem Übertreffen der moderaten Gewinnschätzungen für den Sektor führen und die Aktienkurse weiter beflügeln.
Wer das ähnlich sieht, kann breiter gestreut als bei einem Investment in eine Einzelaktie auf den Sektor mit Hilfe des RBS Open End Zertifikats auf den PHLX Semiconductor SOX (WKN: ABN1HJ, 42,32 Euro) wetten. Allerdings ist zu beachten, dass es sich um eine traditionell volatile Branche handelt, in der sich Auf- und Abwärtsbewegungen häufiger abwechseln. Derzeit bewegt sich der PHLX Semiconductor SOX aber in einem intakten charttechnischen Aufwärtstrend, was positiv zu werten ist. Wer eher auf Einzelaktien steht, für den besprechen wir nachfolgend auch noch fünf Einzelaktien aus dem Sektor.
Halbleiter-Aktie Nummer eins: Taiwan Semiconductor (WKN: 909800, 13,466 Euro)
Los geht es mit Taiwan Semiconductor. Die Taiwanesen zählen zu den drei weltgrößten Halbleiterherstellern und sind weltweit die größte unabhängige Foundry (Chip-Auftragsfertigung). Das Unternehmen hat erst jüngst die Geschäftsprognosen leicht angehoben und damit JP Morgan in seiner positiven Einschätzung der Branche sowie des Unternehmens bestätigt. Die Analysten rechnen jedenfalls mit einigen starken Quartalsergebnissen und als Kursziel werden vor diesem Hintergrund 130 Taiwan-Dollar genannt. Das wären 15,55 Prozent über dem aktuellen Kurs von 112,50 Taiwan-Dollar. Auf diesem Zielniveau wäre der Titel auf Basis der für 2014 geschätzten Ergebnisse mit einem KGV von 15 bewertet, was dem langfristigen Durchschnitt entsprechen würde.
Ein Risiko stellt allerdings Intel dar, falls der Branchenführer Taiwan Semiconductor tatsächlich auch im Foundry-Bereich künftig echte Konkurrenz machen sollte. Im Chart hat sich diese Gefahr derzeit aber noch nicht wirklich niedergeschlagen. Vielmehr ist die Notiz jüngst auf ein Mehrjahreshoch vorgestoßen und wenn es sich dabei um keinen Fehlalarm handelte, dann wäre das gleichbedeutend mit einem prozyklischen charttechnischen Kaufsignal. Aus Sicht deutscher Anleger wird die Sicht darüber allerdings getrübt durch die anhaltende Schwäche des Taiwan-Dollar, was in Euro umgerechnet negativ zu Buche schlägt.
Halbleiter-Aktie Nummer zwei: Intel Corp. (WKN: 855681, 25,12 Dollar, 18,15 Euro)
Währungsverluste mussten zuletzt auch die Besitzer von US-Aktien hinnehmen. Die Aktionäre von Intel belastet aber nicht nur das, sondern vor allem die Tatsache, dass der Dow-Jones-Index Vertreter nun schon seit vielen Jahren per Saldo nur auf der Stelle tritt. Immerhin: Von einem im November 2012 bei 19,36 Dollar markierten Zwischentief hat sich der momentan bei 25 Dollar notierende Titel gelöst und in einem freundlichen Umfeld dürfte der Wert durchaus noch Luft bis auf 30 Dollar haben. Bei Jefferies werden sogar 32 Dollar für möglich gehalten.
Die Bewertung ist im Branchenvergleich mit einem geschätzten KGV für 2014 von 13,7 vertretbar und der größte Halbleiterkonzern der Welt ist dabei, sich etwas aus der Lethargie der jüngeren Vergangenheit zu lösen. Bei Jefferies rechnet man mit Blick auf Intel auch mit guten Chancen auf positive Überraschungen bei der Kapitalzurückzahlung an die Anteilseigner. Die soliden Bilanzrelationen und der Cash Flow, der generiert werde, lassen das jedenfalls zu. Aber auch schon auf Basis der zuletzt gezahlten Quartalsdividende von 0,225 Dollar ergibt sich immerhin eine Rendite von 3,6 Prozent.
Halbleiter-Aktie Nummer drei: Texas Instruments Inc. (WKN: 852654, 46,57 Dollar, 33,664 Euro)
Nach starken Kursgewinnen in den vergangenen Jahren kann Texas Instruments bei einer Dividendenrendite von 2,55 Prozent in dieser Hinsicht zwar nicht ganz mit Intel mithalten, laut Jefferies sind die Texaner aber Vorbild in der Branche was Kapitalrückzahlungen an die Aktionäre in der Form von Dividenden und Aktienrückkäufen angeht. Daran dürfte sich auch nichts ändern, weil der US-Chiphersteller, der im vierten Quartal 2014 den Gewinn fast verdoppeln konnte, auch künftig gute Geschäfte machen dürfte. Der Vorstand hat erst unlängst die Zielvorgabe für die Spanne beim freien Cash Flow von 20-25 Prozent auf 20-30 Prozent erhöht und es darf davon ausgegangen werden, dass davon weiter einiges an die Aktionäre zurückfließen wird.
Mit einem geschätzten KGV von gut 22 ist dieser Titel zwar nicht mehr billig, aber das hat auch mit dem erwähnten aktionärsfreundlichen Handeln zu tun. Zudem ist der charttechnische Aufwärtstrend völlig intakt und das Unternehmen überzeugt auch auf ethischer Basis, denn man wird regelmäßig als eine der am ethischsten agierenden Gesellschaften weltweit ausgezeichnet. Übrigens: Als zwischen dem zweiten Quartal 2004 und dem zweiten Quartal 2008 in beschleunigter Form Kapital an die Aktionäre zurückgegeben wurde, erzielte die Aktie damals eine bessere Wertentwicklung gegenüber dem Halbleiterindex von 41 Prozent.
Halbleiter-Aktie Nummer vier: Infineon Technologies AG (WKN: 623100, 8,265 Euro)
Etliche Turbulenzen hinter sich hat Infineon Technologies. Der DAX-Verteter war im Jahr 2009 sogar zum Penny-Stock mutiert und die Zukunft des Unternehmens stand damals auf der Kippe. Anschließend hat sich der Kurs ebenso rasant wieder erholt, bevor er dann in den vergangenen Jahren in einen Seitwärtstrend einschwenkte. Jüngst ist es aber gelungen, den oberen Rand dieser Handelsrange zu durchbrechen, was ein sehr positives Signal war. Allerdings konnte der Ausbruch bisher noch nicht nachhaltig bestätigt werden.
Ganz gut wären die Aussichten für weiter steigende Notierungen jedoch dann einzustufen, wenn das allgemeine wirtschaftliche Umfeld weiter mitspielen sollte. Mit der Fokussierung auf Themen wie Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit würde davon das auf Halbleiter- und Systemlösungen für Automotive-, Industrieelektronik, Chipkarten- und Sicherheitsanwendungen ausgerichtete Produktangebot besonders profitieren.
Der Auftakt in das Geschäftsjahr 2013/14 ist ansprechend ausgefallen und die Analysten von Hauck & Aufhäuser stufen die Chancen auf eine Fortsetzung der sehr guten Entwicklung im weiteren Verlauf 2014 als gut ein. Zumindest dann, wenn sich der Halbleitermarkt im Automobilzulieferbereich wie erhofft deutlich belebt und die Weiterentwicklung von Hybrid- und Elektro-Fahrzeugen neue Wachstumsmöglichkeiten eröffnet. Das Kursziel wird auf zehn Euro beziffert, was dann erreichbar erscheint, wenn es im Jahr 2015/16 tatsächlich zum erhofften deutlichen Gewinnsprung kommen sollte.
Halbleiter-Aktie Nummer fünf: Elmos Semiconductor AG (WKN: 567710, 13,005 Euro)
Weiter steigende Gewinne sind auch bei Elmos Semiconductor drin. Im Vorjahr ist es der Gesellschaft bereits gelungen, den Konzernüberschuss von 8,1 Millionen auf 9,4 Millionen Euro zu verbessern und das unverwässerte Ergebnis je Aktie von 0,42 Euro auf 0,49 Euro zu steigern. Analysten sind hier weiterhin positiv gestimmt, wie es letztlich laufen wird, hängt aber sehr stark von der Automobilbranche ab, denn Elmos konzentriert sich vorwiegend auf die Herstellung von anwendungsspezifischen integrierten Schaltungen (ASICs) für den Einsatz in Automobilen. In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, dass Technologie im Auto immer wichtiger wird. Ein Trend, der Elmos in die Karten spielen dürfte.
Der Aktienkurs hat sich seit November 2012 bereits locker verdoppelt und mit einem für 2014 geschätzten KGV von 19 steckt nun schon einiges Positives in den Kursen drin. Sollten allerdings die Analysten von Hauck & Aufhäuser mit ihrer optimistischen Prognose Recht behalten, wonach der Pro-Forma Gewinn bis 2015 auf 0,97 Euro je Aktie steigen soll, dann wäre noch immer Potenzial nach oben vorhanden. Bei Hauck & Aufhäuser hält man auf dieser Basis sogar Kurse von 19 Euro für möglich. Das Chartbild sieht mit neuen Mehrjahreshochs gut aus, doch auch hier unterstreicht die Entwicklung des Langfristcharts, wie volatil und damit riskant es bei Aktien aus dem Halbleiterbereich zugehen kann.