Die neue Zollrunde fällt mitten in die ersten Handelsgespräche beider Seiten seit Monaten. Doch US-Präsident Donald Trump hatte schon im Vorfeld gesagt, dass dabei wohl nicht viel herauskommen werde. Er will, dass China mehr aus den USA importiert und wirft dem Land zudem unfaire Handelspraktiken sowie Diebstahl geistigen Eigentums vor.
Die USA hatten die jetzt in Kraft gesetzten Zölle bereits vor einiger Zeit angekündigt und wollten sie nur dann nicht wirksam werden lassen, wenn es bis zum 23. August eine Einigung in dem Streit geben sollte. Das Handelsministerium in Peking kritisierte das Vorgehen scharf und beschuldigte Trumps Regierung der Starrsinnigkeit. Ihre eigenen Gegenmaßnahmen hatten die Chinesen bereits vorbereitet und setzten sie am Donnerstag unmittelbar in Kraft, als die neuen US-Zölle wirksam wurden. Mit dieser neuen Eskalationsstufe werden nunmehr Abgaben auf Waren beider Seiten im Wert von jeweils 50 Milliarden Dollar fällig. Weitere Zölle sind zudem in Vorbereitung.
Trump hat damit gedroht, praktisch sämtliche China-Einfuhren in die USA im Volumen von mehr als 500 Milliarden Dollar mit Abgaben zu belegen. In diesem Umfang importiert die Volksrepublik gar keine Güter aus den USA, so dass Beobachter andere Formen der Vergeltung für möglich halten. So könnte die Pekinger Regierung US-Unternehmen in China stärker an die Kandare nehmen oder die Landeswährung Yuan weiter abwerten lassen, um heimische Exporteure zu stärken.
Doch US-Handelsminister Wilbur Ross zeigte sich siegessicher. Zwar werde China nicht so leicht aufgeben und in einem gewissen Rahmen zurückschlagen, sagte er auf CNBC. "Am Ende des Tages haben wir viel mehr Patronen als sie. Und sie wissen dass. Wir haben eine viel stärkere Wirtschaft als sie. Und das wissen sie auch." Damit scheint Trumps Kabinett davon auszugehen, dass die USA mit ihrer wirtschaftlichen Übermacht China durch das Ausbremsen der Konjunktur und der Börsen in die Knie zwingen zu können.
Der Konflikt birgt Ökonomen zufolge aber auch Risiken für die US-Wirtschaft sowie den Welthandel und damit die globale Konjunktur. In der Wirtschaft wurde nicht zuletzt deshalb die Hoffnung geäußert, dass die seit Mittwoch laufenden Handelsgespräche eine neue Verhandlungsrunde einläuten könnten. Beide Seiten schickten aber nur untergeordnete Vertreter, und Experten rechneten nach den jüngsten Äußerungen Trumps kaum mit einem Durchbruch. Der Präsident hatte in einem Reuters-Interview Unnachgiebigkeit signalisiert.
rtr