Die chinesische Zentralbank teilte am Dienstag mit, die Volksrepublik habe und werde den Yuan nicht als Waffe im Handelsstreit einsetzen. Der Stempel als Währungsmanipulator sei eine Verletzung internationaler Regeln. Dies könne das Finanzsystem beschädigen und an den Kapitalmärkten zu Chaos führen. Es verhindere zudem eine wirtschaftliche Erholung.

US-Finanzminister Steven Mnuchin hatte am Montag in Washington gesagt, China verschaffe sich mit der bewussten Abwertung des Yuan unfaire Vorteile im Welthandel. Die US-Regierung werde sich an den Internationalen Währungsfonds wenden, um gemeinsam gegen diesen unlauteren Wettbewerb vorzugehen. Der IWF wird gerade kommissarisch von einem Amerikaner geleitet, weil die bisherige Chefin Christine Lagarde an die Spitze der Europäischen Zentralbank wechselt. Zuletzt hatte der IWF allerdings betont, der schwächere Yuan stehe im Einklang mit der Konjunkturabkühlung in China.

Der Yuan gab vor allem am Montag deutlich nach und notiert auf dem tiefsten Stand seit mehr als elf Jahren. Das verbessert die Chancen chinesischer Firmen auf dem Weltmarkt und federt die Folgen der US-Strafzölle im Handelskonflikt ab. Trump hatte China schon im US-Wahlkampf 2016 der Währungsmanipulation bezichtigt, als Präsident dann aber zunächst nichts dagegen getan. Die jetzige Entscheidung kann zu Strafmaßnahmen führen, etwa dem Ausschluss von staatlichen Aufträgen in den USA. Trump twitterte, die Yuan-Abwertung werde China auf längere Sicht schwächen. Die USA seien dagegen stark.


EXPERTE - CHINA ZIELT AUF TRUMPS SCHWACHSTELLE

Der US-Präsident hatte zuletzt angekündigt, ab September Sonderzölle auch auf bisher davon verschonte chinesische Waren im Wert von 300 Milliarden Dollar zu verhängen. Die Regierung in Peking plant deswegen Gegenmaßnahmen und reagierte bereits mit ersten Schritten. Das Handelsministerium erklärte, chinesische Unternehmen hätten den Kauf von US-Agrarprodukten eingestellt. Zudem würden nachträgliche Zölle auf seit dem 3. August erworbene Erzeugnisse erwogen.

Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners sagte dazu: "China trifft genau die Stelle, an der Trump besonders verwundbar ist. Bisher hat er sich als Schutzpatron der US-Agrarindustrie präsentiert." In Verhandlungen mit der EU etwa hat Trump durchgesetzt, mehr US-Rindfleisch nach Europa zu exportieren. Viele landwirtschaftlich geprägte US-Bundesstaaten gehören zu Trumps Hochburgen.

Chinesische Staatsmedien warfen den USA vor, absichtlich die internationale Ordnung zu zerstören. Die großen Staaten seien dafür verantwortlich, in der Welt für Stabilität zu sorgen, hieß es in einem Leitartikel der Zeitung der Kommunistischen Partei. "Aber einige Leute in den Vereinigten Staaten machen genau das Gegenteil." Experten zufolge könnte China seine starke Position bei Seltenen Erden nutzen, um die USA zum Nachgeben zu zwingen. Auch könnte auf US-Firmen in China mehr Druck ausgeübt werden.

Die Bundesregierung forderte beide Länder zur Besonnenheit auf: "Alle sollten einen kühlen Kopf bewahren und sprachlich etwas abrüsten", sagte Finanzminister Olaf Scholz. "Politik hat die aktuellen Probleme verursacht, Politik kann sie auch lösen - am Verhandlungstisch." Wirtschaftsminister Peter Altmaier, der zuletzt zu Handelsgesprächen in Peking und Washington war, sagte: "Wir setzen uns für einen freien Handel ein, höhere Zölle schaden am Ende allen." Mehrere Wirtschaftsverbände folgten der US-Argumentation nicht. Der Yuan habe gegen den Dollar deutlich abgewertet, "weil die höheren Zölle Chinas Wirtschaft belasten", sagte Olaf Wortmann vom Maschinenbauverband VDMA. "Das ist eine ganz normale Reaktion."


WERDEN DIE USA NUN DEN DOLLAR SCHWÄCHEN?

An den Finanzmärkten rechnen viele Händler mit einer weiteren Lockerung der US-Geldpolitik. Die Notenbank Fed hat den Leitzins gerade zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren gesenkt - auch als Reaktion auf den Handelsstreit. Zins-Futures zeigen, dass momentan fast 40 Prozent der Wertpapierhändler mit einer Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte im September rechnen, nachdem es am Freitag nur zwei Prozent waren. Eine deutliche Zinssenkung dürfte den Dollar schwächen. Der FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar sagte Reuters, China mache ironischerweise genau das, was Trump seit langem von der Fed verlange, aber nicht bekomme, nämlich eine Schwächung der eigenen Währung.

Anlagestratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank erklärte, die chinesische Zentralbank habe zuletzt stets interveniert, auch um die Handelsgespräche nicht zu gefährden. "Diesmal ließ die People’s Bank of China den Markt gewähren - vielleicht ein Zeichen, dass Peking kaum noch Hoffnung auf eine baldige Einigung mit den USA hat." Ähnlich äußerte sich die US-Investmentbank Goldman Sachs, die nicht mehr mit einer Lösung des Handelsstreits vor der US-Präsidentschaftswahl im November 2020 rechnet.

rtr