Am Finanzmarkt kam das bestens an. Kurz nach Handelsstart erreichte die im MDAX notierte Aktie mit 121,20 Euro den höchsten Stand ihrer Geschichte, zuletzt betrug das Plus noch 2,81 Prozent auf 120,70 Euro. Analysten hatten für die Hannover Rück mit einem Gewinnrückgang gerechnet. Ohne eine Belastung infolge der US-Steuerreform von rund 20 Millionen Euro wäre das Gewinnplus noch höher ausgefallen, ließ Finanzvorstand Roland Vogel wissen.
Dabei musste die Hannover Rück für die Folgen von "Friederike" im Januar tief in die Tasche greifen. Die Schäden kosteten die Rivalin des Weltmarktführers Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) 31,5 Millionen Euro. "Friederike" hatte in mehreren europäischen Ländern gewütet und in Deutschland binnen weniger Stunden den gesamten Fernverkehr der Bahn lahmgelegt.
Dennoch musste die Hannover Rück im ersten Quartal mit rund 73 Millionen Euro nur etwa halb so viel für Großschäden ausgeben wie ein Jahr zuvor, und die Schaden- und Unfall-Rückversicherung warf dadurch mehr Gewinn ab. Prozentual blieb von den Prämieneinnahmen nach Abzug der Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb aber etwas weniger übrig als im Vergleichszeitraum.
Dabei hofft die Hannover Rück, dass das Prämienniveau nach jahrelangem Preisverfall in diesem Jahr weiter anzieht. Vogel berichtete von kräftigen Preissteigerungen bei Verträgen in der Karibik, nachdem die Wirbelstürme "Harvey", "Irma" und "Maria" der Versicherungsbranche das teuerste Naturkatastrophenjahr ihrer Geschichte eingebrockt hatten. In den betroffenen Regionen sei das Prämienniveau um 20 bis 40 Prozent gestiegen.
Über das gesamte Schaden- und Unfall-Geschäft hinweg rechnet Vogel 2018 aber nur mit Preissteigerungen im einstelligen Prozentbereich. Denn das Angebot an Rückversicherungsschutz sei nicht gesunken. Laut einer Studie des weltgrößten Rückversicherungsmaklers Aon Benfield sitzt die Branche trotz der schweren Naturkatastrophen auf einem so dicken Kapitalpolster wie nie zuvor. Demnach haben auch branchenfremde Investoren wie Pensionsfonds, die über Katastrophenanleihen und andere Vehikel im Rückversicherungsgeschäft mitmischen, weiteres Geld in den Markt gepumpt.
Die Hannover Rück weitete ihr Geschäft bei den jüngsten Erneuerungsrunden kräftig aus. Daher sollen die Bruttoprämieneinnahmen in diesem Jahr nun konzernweit währungsbereinigt um mehr als 10 Prozent wachsen statt wie bisher angepeilt im einstelligen Prozentbereich. Im ersten Quartal betrug der währungsbereinigte Zuwachs fast 28 Prozent auf gut 5,3 Milliarden Euro. Der starke Anstieg beruhe aber nur auf gut einer Handvoll Großverträge, sagte Vogel.
Besser als im Vorjahr verdiente die Hannover Rück im Tagesgeschäft auch in der Personen-Rückversicherung. Allerdings hatte der Konzern Anfang 2017 wegen einer überraschend hohen Sterblichkeit im US-Mortalitätsgeschäft eine Sonderbelastung verbuchen müssen. Bei der Kapitalanlage erzielte der Konzern diesmal eine Rendite von 3,3 Prozent. Für 2018 peilt Vogel deshalb nicht mehr "etwa", sondern "mindestens" 2,7 Prozent an.
Unterdessen können die Anteilseigner weiterhin auf eine hohe Dividende spekulieren. Wenn der Konzern den Gewinn von gut einer Milliarde Euro schaffe, könne die Dividende samt Sonderausschüttung wieder 5 Euro erreichen, sagte Vogel. Damit würde die Ausschüttungsquote die üblichen 35 bis 40 Prozent des Konzernergebnisses 2018 erneut überschreiten.
Die Hannover Rück schüttet bereits seit mehreren Jahren Sonderdividenden aus, um ihr dickes Kapitalpolster nicht zu stark anschwellen zu lassen. Selbst für das Katastrophenjahr 2017, in dem sie den eigentlich geplanten Milliardengewinn verfehlte, soll es je Aktie 5 Euro geben - davon 1,50 Euro als Sonderdividende. Größter Nutznießer ist der Versicherungskonzern Talanx (HDI, Neue Leben), dem gut die Hälfte der Hannover-Rück-Aktien gehört.
Die gute Kapitalausstattung würde es der Hannover Rück und ihren Konkurrenten eigentlich ermöglichen, noch viel mehr Versicherungsrisiken auf sich zu nehmen. Wegen des harten Wettbewerbs in der Branche bietet sich aber nicht genügend rentables Geschäft. Auch andere Rückversicherer geben deshalb seit Jahren hohe Summen an ihre Aktionäre zurück./stw/tav/jha/