Mit "THE Alliance" bietet Hapag-Lloyd und seine asiatischen Partner dem schon bestehenden Bündnis 2M der beiden Marktführer Maersk aus Dänemark und MSC mit Sitz in der Schweiz und der vor kurzem angekündigten Ocean Alliance um die Nummer drei CMA CGM aus Frankreich Paroli. Führend auf der wichtigen Route zwischen Asien und Europa ist Branchenangaben zufolge die Ocean Alliance mit 35 Prozent der Kapazitäten, dicht gefolgt von 2M mit 34 Prozent und "THE Alliance" mit 28 Prozent.
Sollte Hapag-Lloyd wie geplant mit dem arabischen Konkurrenten UASC fusionieren, würden die Hamburger näher an die Weltspitze heranrücken. "Wenn UASC dazu kommt, ist Hapag-Lloyd auf Schlagdistanz zu den anderen", sagte der Schifffahrtsexperte Thomas Wybierek von der NordLB. Mit zusammen 620 Schiffen und Platz für insgesamt 3,5 Millionen Standardcontainer deckt "THE Alliance" nach eigenen Angaben 18 Prozent der weltweiten Flottenkapazitäten ab.
Eine bessere Auslastung ihres Schiffsraums ist angesichts des Verfalls der Frachtpreise für die Reedereien lebensnotwendig. Mit der Allianz soll dies nun gelingen. Vergleichbar mit dem System gleicher Buchungsnummern in Netzwerken von Fluglinien können Waren in Containern von verschiedenen Partnern einer Allianz von den Werkbänken in China in die Kaufhäuser des Westens gebracht werden. Damit können die einzelnen Reedereien mehr Häfen abdecken als sie alleine dazu in der Lage wären und sparen zudem Geld.
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CONTAINER HAT DEN WELTHANDEL REVOLUTIONIERT
Die schwächelnde Konjunktur vor allem in China trifft die Reedereien hart, denn das Angebot an Schiffsraum ist derzeit viel größer als die Nachfrage. Die Folge ist, dass sich die Schifffahrtsgesellschaften bei den Frachtpreisen gegenseitig unterbieten. Laut Hapag-Lloyd schrumpfte die durchschnittliche Frachtrate im ersten Quartal um fast 300 Dollar je Standardcontainer. Damit kostete es zuletzt nur etwa rund 1000 Dollar, eine 20-Fuß-Stahlbox mit T-Shirts, Laptops, Handys, Turnschuhen oder Uhren aus Asien nach Europa zu verschiffen. Der Container, den es seit 60 Jahren gibt, hat die Globalisierung erst ermöglicht. Seitdem ist es egal, wo auf der Welt ein Produkt hergestellt wird und wo es verkauft wird. Das billige Schweröl, das die Containerriesen auf ihrer Fahrt zwischen Asien und Europa verbrennen, kann den Verfall der Frachtpreise aber nicht wettmachen. Hapag-Lloyd rutschte deshalb zu Jahresbeginn unterm Strich mit 43 Millionen Euro in die Verluste. Im vergangenen Jahr war es den Hanseaten noch gelungen, dank Einsparungen und der Übernahme des Containergeschäfts von CSAV aus Chile erstmals seit 2011 einen Nettogewinn zu erwirtschaften.
Zugleich geht das Rennen um Größe weiter. Hapag-Lloyd drückt bei den Verhandlungen über eine Fusion mit dem arabischen Konkurrenten United Arab Shipping Company (UASC) aufs Tempo. Die Gespräche liefen nach Plan. Eine abschließende Vereinbarung liege noch nicht vor. Durch den Zusammenschluss mit der weltweiten Nummer elf würden die Hamburger nach Zahlen des Branchendienstes Alphaliner den Rivalen Evergreen Line überholen und einen Rang auf Platz fünf in der Weltrangliste vorrücken. Der Abstand zur derzeitigen Nummer Vier - COSCO Container Lines - wäre überschaubar.
Die französische CMA CGM hatte jüngst APL übernommen, die bisher zur G6-Allianz von Hapag-Lloyd gehört. Als auch das G6-Mitglied Orient Overseas abtrünnig wurde und zur Ocean Alliance wechselt, mussten sich die Hamburger neue Partner suchen. Zu "THE Alliance" gehören nun auch Hanjin aus Südkorea, die japanische "K"-Line und Yang Ming aus Taiwan an. NYK und Mitsui OSK hielten den Hamburgern die Treue. So kommt Hapag-Lloyd wieder auf sechs Verbündete. Unklar ist, was aus Hyundai Merchant Marine wird, die bisher zur G6 dazugehörte, Branchenangaben zufolge aber in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken soll.
Wie wichtig derartige Zusammenschlüsse sind, zeigen die Geschäftszahlen von Hapag-Lloyd für das erste Quartal. Wegen der rasant gefallenen Frachtpreise sackte der Betriebsgewinn (Ebit) auf 4,8 (Vorjahr: 174) Millionen Euro ab. Die roten Zahlen unterm Strich zu Jahresbeginn 2016 sollen eine Ausnahme bleiben. Konzernchef Habben Jansen bekräftigte, dass Hapag-Lloyd das operative Ergebnis mit Hilfe weiterer Einsparungen im Gesamtjahr kräftig steigern will.
Reuters