Die kräftige Erholung der Weltwirtschaft nach dem Corona-Crash strapaziert die internationalen Lieferketten. Die knappen Transportkapazitäten stehen hoch im Kurs. Die aktuellen Corona-Beschränkungen in Shanghai führen zu neuen Störungen im Welthandel. Wie ergiebig das Logistikgeschäft derzeit ist, zeigen die Geschäftszahlen von Hapag-Lloyd: Im vergangenen Jahr steigerte die Hamburger Reederei, für die 253 Containerschiffe auf den Weltmeeren unterwegs sind, ihren Nettogewinn um mehr als 900 Prozent auf 10,8 Milliarden Dollar, umgerechnet rund 9,1 Milliarden Euro. "Wir blicken auf ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr zurück, in dem wir massiv in moderne Schiffe und neue Container investiert haben", meldete Vorstandschef Rolf Habben Jansen Anfang des Monats.
Herausragend ist die Dividende des Logistikkonzerns: 35 Euro je Aktie soll es nach dem Willen der Konzernführung für das vergangene Geschäftsjahr geben. Das entspricht bei aktuellem Kurswert der Aktie einer Dividendenrendite von mehr als zehn Prozent. Auf so hohe Prozentzahlen kommen eigentlich nur Unternehmen, deren Aktienkurs deutlich eingebrochen ist.
Nicht so bei Hapag-Lloyd. Bei den Hanseaten wird die Ausschüttung von 6,15 Milliarden Euro durch die Dynamik im operativen Geschäft gestützt. Die Bilanz ist aufgeräumt: Die Liquidität lag zum Jahreswechsel über den Finanzschulden. Unterm Strich stand eine Nettoliquidität von 2,5 Milliarden Dollar. Neue Schiffe können aus dem Cashflow bezahlt werden. Die große Frage ist, wie lange die Sonderkonjunktur in der Container- Schifffahrt anhält. Das Geschäft ist extrem zyklisch. Ein Abschwung mit entsprechenden Auswirkungen auf die Dividende dürfte also kommen. Laut Bloomberg-Daten würde die Dividendenrendite der Aktie Richtung vier Prozent fallen.
Starke Entwicklung
Der Zeitpunkt für eine Trendwende ist aber wohl noch nicht gekommen. Hapag-Lloyd selbst erwartet eine "sehr starke Ergebnisentwicklung" im ersten Halbjahr. Für die zweite Jahreshälfte solle sich die Situation in den Lieferketten verbessern und dies zu einer beginnenden Ergebnisnormalisierung führen.
Nicht nur die Dividendenrendite ist extrem: Mit einem Börsenwert von mehr als 55 Milliarden Euro wäre Hapag-Lloyd eigentlich ein klarer Kandidat für einen der Plätze im DAX. Die Aufnahme scheitert an den Eigentümerverhältnissen. Nur 3,6 Prozent der knapp 176 Millionen Aktien sind im freien Handel. Der Rest der Papiere liegt bei Großaktionären und wird darum in der für die DAX-Mitgliedschaft relevanten Rangliste nicht erfasst. Die Großaktionäre könnten ein Interesse an einer weiter hohen Ausschüttung haben. Denkbar wäre auch, dass die freien Papiere irgendwann aufgekauft werden, um den Konzern komplett von der Börse zu nehmen.
Lieferant: Auch bei sinkender Ausschüttung bleibt die Aktie ein Dividendenlieferant. Aufgrund geringer
Umsätze nur limitiert ordern.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 375,00 Euro
Stoppkurs: 240,00 Euro