Das Bankhaus Hauck & Aufhäuser hat in seiner 224jährigen Geschichte so manche Krise bewältigt. Seit 2016 gehört das 1796 gegründete Institut zum chinesischen Mischkonzern Fosun. Seit 2017 ist der frühere Allianz- und HVB-Manager Michael Bentlage Vorstandschef bei Hauck & Aufhäuser.
BÖRSE ONLINE: Ein Mitarbeiter der Deutschen Bank ist bereits positiv auf das Coronavirus getestet worden. Danach wurden Teams aufgeteilt und auch auf Notfallstandorte versetzt. Wie sehen Ihre Vorkehrungen für den Ernstfall aus?
Michael Bentlage: Wir selbst haben uns nach der Corona-Verbreitung darauf eingestellt, den Bankbetrieb auch über Notprogramme aufrechtzuerhalten. Das heißt wir arbeiten dann mit Home Office und Rumpfmannschaften in den Filialen. Wir als Bank sind vorbereitet.
Die Banken haben schon vor Corona unter den Niedrigzinsen gelitten. Nun drohen den Geldhäusern weitere Zinssenkungen der Notenbanken und neue konjunkturelle Risiken. Wie ernst schätzen Sie die Lage ein?
Als Vermögensverwaltungsbank sind wir zwar vom Kapitalmarkt abhängig. Dies ist jedoch nicht existenzgefährdend. Bei Häusern, die anders aufgestellt sind, insbesondere große Kreditbücher haben, muss man abwarten, wie tief der Einschnitt bei Unternehmen aufgrund des Coronavirus sein wird.
Sie übernehmen gerade das Bankhaus Lampe. Wie wird der Konsolidierungsprozess unter den Banken in Deutschland weitergehen?
Wir haben mit dieser Übernahme unsere Ziele erreicht, sind zu einer der großen deutschen Privatbanken geworden und haben derzeit nicht die Absicht, weiter zuzukaufen. Falls sich eine Gelegenheit ergibt, würden wir das natürlich auch prüfen. Aber das ist kein Muss. Angesichts der Marktlage, des hohen Wettbewerbsdrucks und der Niedrigzinsen kann ich es nicht ausschließen, dass es weitere Banken-Zusammenschlüsse gibt.
Wie passen Hauck & Aufhäuser und Lampe vom Geschäftsmodelle her zusammen?
In drei von vier Geschäftsbereichen (Private Banking, Asset Mangement, Investment Banking) sind die beiden Häuser nahezu identisch unterwegs. Aber sie sind regional sehr unterschiedlich aufgestellt: Hauck und Aufhäuser ist eher in Süddeutschland präsent, Lampe im Norden, so dass wir uns sehr gut regional ergänzen. Der Kunde bekommt durch den Zusammenschluss ein breites Produktangebot.
Wo liegen die Hauptsynergien?
Wir wollen beide Banken im Grunde auf einer Plattform zusammenführen - das ist betriebswirtschaftlich sinnvoll, nicht zuletzt weil der Bankbetrieb sehr teuer geworden ist und hohe regulatorische Anforderungen zu berücksichtigen sind.
Und wie hoch ist das Synergiepotenzial?
Wir messen das an der sogenannten Cost-Income-Ratio, also der Aufwands-Ertrags-Relation. Derzeit liegt Hauck & Aufhäuser bei einem Wert von 85. Wir erwarten, dass wir durch den Zusammenschluss auf einen Wert von unter 80 kommen.
Werden im Zuge der Fusion Stellen wegfallen?
Wir wachsen als Bank auch personell und haben in den nächsten beiden Jahren bis zu 200 neue Stellen zu besetzen. Wir glauben, dass wir im Gegenzug nicht mehr benötigte Stellen über Fluktuation abbauen können, so dass sich an unserem aktuellen Personalstand von 1400 Mitarbeitern nichts ändern wird. Die Transaktion soll in zwei bis zweieinhalb Jahren abgeschlossen sein.
Wie soll die Bank künftig heißen?
Der Name Lampe soll auf jeden Fall im neuen Markenauftritt erhalten bleiben. Vorstellbar ist ein dreiteiliger Name aus Hauck, Aufhäuser und Lampe oder ein zweiteiliger Name. Die Reihenfolge muss noch geklärt werden.