Mehr waren es zuletzt 2007: Vor der aufziehenden Finanzkrise hatten 44 Firmen aus Deutschland den Sprung geschafft, ehe der Markt für Jahre zusammenbrach.

Deutsche Börsenkandidaten sind damit im internationalen Vergleich einmal mehr spät dran. Weltweit lag die Zahl der Börsengänge bereits 2017 mit 1624 auf dem höchsten Stand seit 2007. Die Unternehmen sammelten zusammen 189 Milliarden Dollar ein, 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschland sank das Volumen der zwölf Neuemissionen mit 2,8 Milliarden Euro dagegen auf den niedrigsten Wert seit 2011. Nur der Essens-Lieferdienst Delivery Hero kratzte an der Milliarden-Euro-Schwelle. Dagegen legte Wien mit der Bank Bawag (1,9 Milliarden Euro) sogar den weltweit größten Börsengang im vierten Quartal hin. Auch die Emissionen von Landis & Gyr und Galenica Sante in Zürich waren deutlich größer als die deutsche Rekord-Emission.

2018 stehen dagegen in Frankfurt mindestens vier Initial Public Offerings (IPO) ins Haus, die jeweils Milliardensummen einbringen dürften. Allein die Siemens-Medizintechnik-Tochter Healthineers könnte Insidern zufolge acht bis zehn Milliarden Euro erlösen. Die DWS, der Vermögensverwalter der Deutschen Bank, peilt zwei Milliarden Euro an, der Münchner Bremsen-Hersteller Knorr-Bremse könnte weit darüber liegen. Auf ein Milliarden-Emissionsvolumen steuert auch der Wissenschaftsverlag Springer Nature zu, hinter dem der Verleger Stefan von Holtzbrinck und der Finanzinvestor BC Partners stehen.

BÖRSENKANDIDATEN IN EILE



"Der IPO-Boom wird im kommenden Jahr anhalten, denn es ist weiter viel Liquidität im Markt, das Investorenvertrauen ist hoch, die konjunkturellen Risiken halten sich in Grenzen", sagt Steinbach. Investmentbankern zufolge forcieren zahlreiche Kandidaten ihre Börsenpläne, weil die Aktienmärkte noch als sehr aufnahmebereit gelten. Einige Unternehmen könnten schon um Ostern anfangen, um Investoren zu buhlen.

International könnte das zweite Halbjahr 2018 den größten Börsengang aller Zeiten bringen: Um den Ölgiganten Saudi Aramco rangeln Börsenbetreiber von London bis New York. Im laufenden Jahr hielt der Messaging-Dienst Snap mit 3,9 Milliarden Dollar die Spitzenposition, gefolgt von der Allied Irish Banks (3,8 Milliarden) und dem italienischen Reifenhersteller Pirelli (2,8 Milliarden). China war 2017 einmal mehr mit einem Emissionsvolumen von 49 Milliarden Dollar der größte Markt. Dort gingen allein 36 Prozent aller Börsengänge weltweit über die Bühne - und laut EY warten weitere 630 Unternehmen aus dem Reich der Mitte auf grünes Licht der Behörden. In Europa brachten 250 Börsengänge 46 Milliarden Dollar ein, 44 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.