Zum mittlerweile siebten Mal trafen sich die Granden der Hedgefondsszene kürzlich in New York zum Meinungsaustausch - dieses Jahr im feinen Pierre Hotel am Central Park. Veranstalter der Konferenz "Delivering Alpha" war der Börsensender CNBC. Einer der Teilnehmer startete auch gleich mit einer frohen Botschaft: Nach Meinung von Ray Dalio, der den weltweit größten Hedgefonds Bridgewater steuert, wächst die US-Konjunktur in diesem Jahr um 2,5 bis drei Prozent.

Dennoch sieht er nicht alles durch die rosa Brille: Der 68-Jährige warnte vor den Verpflichtungen der Sozial- und Krankenkassensysteme, die kaum noch zu bewältigen seien. Das sorge für Druck auf die Produktivität. Ende dieses Jahres beziehungsweise Anfang 2018 erwartet Dalio jedoch eine Entlastung für Unternehmen. Der Milliardär glaubt, dass die Trump-Regierung den Steuersatz auf 23 Prozent reduzieren wird. Er verglich dann auch die heutige Zeit mit 1937. Damals gab es ebenso wie jetzt eine enorme Lücke in der Vermögensverteilung. Das führe zu Spannungen bei rund 60 Prozent der Bevölkerung, so Dalio, und zu Populismus. Es könne zu einem Kampf gegen Vermögende kommen.

Für Gerechtigkeit zu sorgen, sei daher wichtiger als die Steuern zu senken. Die 30er-Jahre endeten in einem Weltkrieg. "Wir haben daraus gelernt und müssen uns fragen, wie wir miteinander umgehen. Das aktuelle Umfeld ist schwierig, und wir hoffen, dass alles gut ausgeht. Aber wir müssen diese 60 Prozent der Bevölkerung integrieren", so Dalio. Soziale Spannungen sollten unter allen Umständen vermieden werden. Anlegern rät er deshalb, breit zu diversifizieren. Die Investments sollten so gewählt werden, dass möglichst keine Korrelation zwischen den Anlageklassen besteht. "Ich rate zu Gold. Der Rohstoff sollte in jedem Portfolio zwischen fünf und zehn Prozent ausmachen."

Der Chef der börsennotierten Private-Equity-Gruppe Blackstone, Stephen Schwarzman, vergleicht die Zeit hingegen mit den 60er-Jahren, als es zu Rassenunruhen kam. Er habe das Beraterteam von Donald Trump verlassen, weil "Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre unzufrieden waren mit der Situation". Schwarzman schildert, wie absurd die Vorwürfe wurden: "Ich wurde beschuldigt, ein Nazi zu sein. Ich bin Jude."

Schwarzman ist der Meinung, die Steuerreform werde auf einen Satz von 25 bis 28 Prozent für Unternehmen hinauslaufen. Sein Unternehmen Blackstone skizzierte er so: "Wir sind der größte Immobilienbesitzer der Welt, wir kaufen, renovieren und verkaufen, das ist unser Geschäft. Die Nachfrage nach Immobilien ist weiterhin hoch. Unser Prinzip lautet deshalb: Verliere niemals Geld. Wenn du nie verlierst, gewinnst du immer."

Die Blackstone-Aktie hinke ihrer fundamentalen Entwicklung hinterher, führt er weiter aus. Das 2018er-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beträgt knapp elf. Die Dividendenrendite glänzt mit 6,7 Prozent. Der Wirtschaft rund um den Globus gehe es gut. China, Europa, sogar Japan seien in Fahrt. "Das Problem ist geopolitisch." Mit Blick auf die Spannungen in Nordkorea betonte er: "Ich würde keine Büros in Seoul kaufen." Was die Bewertung der US-Börse angehe, sei diese zwar hoch, gleichwohl entwickle sich die Konjunktur relativ gut. Wenn jetzt in Infrastruktur investiert werde und die Steuerreform komme, sei das positiv.

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Anhänger der Internetgiganten



Julian Robertson, der den Tiger-Hedgefonds gründete, stimmt dem weitgehend zu. Aktien seien hoch bewertet - Folge der niedrigen Zinsen. Derzeit seien die einzigen Konkurrenten von Aktien Kunst und Immobilien. "Man zahlt Zinsen, um eine Anleihe zu kaufen. Bei Nestlé beispielsweise gibt es eine ordentliche Dividende, aber wenn man deren Anleihen kauft, zahlt man drauf, das macht keinen Sinn", erläutert er. Dieses Phänomen sei angesichts der Nullzinsen der Notenbanken rund um den Globus zu beobachten. "Die Zinsen müssen steigen, weil sich sonst eine Blase an der Börse entwickelt", warnte Robertson. Er hatte bereits das Platzen der Dotcom-Blase Ende der 90er-Jahre vorausgesagt.

Die Steuerpläne der Trump-Administration sieht er ebenfalls positiv. "Wir brauchen eine geringere Steuerrate und eine Reform, um Geld ins Land zurückzuholen - ohne Strafe." Robertsons Tipp sind unterdessen, obwohl schon gut gelaufen, die FANG-Aktien: Facebook, Amazon, Netflix und Google (Alphabet). "Auch Apple sollten wir uns anschauen, die Aktie ist nicht teuer. Die FANG-Werte sind alles großartige Wachstumsfirmen. Sie sind billiger, als es Pendants in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren waren." Der Hedgefondsmanager ist ein Facebook-Fan und Langfristanleger der Aktie. Trotz mehrerer kritischer Nachfragen zu den FANG-Werten bleibt er dabei: "Diese Aktien sind nicht zu teuer, eventuell Netflix etwas, aber die Leute bei Netflix sind top."

Robertson ist außerdem ein Anhänger des Kreuzfahrtunternehmens Royal Caribbean. Die Luxusschiffbranche sei erwachsen geworden. "Senioren sind gern auf diesen Schiffen. Kreuzfahrten boomen rund um den Globus." Aus Generationensicht sei das "ein lukrativer Trend". Bei der Fluggesellschaft Air Canada stieg er zu Kursen zwischen acht und neun Dollar ein. Mittlerweile hat sich die Notiz mehr als verdoppelt. "Die Aktie wird auch weiterhin ein großartiges Investment sein", fügt er hinzu.

Der Biotechriese Gilead Sciences befindet sich ebenfalls in seinem Depot. Die kürzlich erfolgte Übernahme von Kite Pharma sieht er positiv. "Die Entwicklung der Firmen ist erstaunlich." Es gehe um neue Formen der Krebstherapie. "Denken wir nur an Jimmy Carter. Er hatte vor einigen Monaten Krebs. Dann bekam er ein paar Spritzen und jetzt geht es ihm gut. Die eigene Immunabwehr zu nutzen, um den Krebs zu bekämpfen, ist völlig neu, eine enorme Entwicklung", zeigte sich Robertson euphorisch.

Bei Chinas größtem Onlinehändler Alibaba gehen die Meinungen auseinander. Hedgefondsmanager James Chanos warnt seit Jahren vor der Bilanzierung: "Das muss ein gigantischer Betrug sein. Ich kann mir nichts vorstellen, was so kolossal sein könnte."

Kollege Robertson hingegen stieg vor sieben oder acht Jahren ein und hält der Aktie die Treue. Er erläutert: Die Ergebnisse sollen dieses Jahr um 50 Prozent gesteigert werden. Das sei erstaunlich für eine Firma dieser Größenordnung. Von Bitcoins hält der Milliardär indes nichts. "Ich habe es nie verstanden und werde es nie verstehen."

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Rezeptfreie Gewinne



Jeffrey Smith von Starboard Value empfiehlt den weltweit größten Hersteller von rezeptfreien Arzneimitteln Perrigo. Zum Sortiment des Unternehmens mit Sitz in Dublin gehört von Hustensaft über Schmerzmittel bin zum Grippe- und Allergiemittel vieles, was stark nachgefragt wird. Vor zweieinhalb Jahren habe Mylan für Perrigo ein Übernahmeangebot in Höhe von 205 Dollar je Aktie vorgelegt. Das Management schlug die Offerte aus, was Smith nicht nachvollziehen kann. Nun dümpelt die Aktie bei 85 Dollar.

Immerhin sei der Aufsichtsrat neu besetzt worden - unter anderem mit Smith selbst. Perrigo setzt fünf Milliarden Dollar um und arbeitet mit führenden Einzelhändlern wie Costco, Walmart, CVS, Walgreens oder Kroger zusammen. Bei ihnen hat Perrigo einen profitablen Store-Brand, eine Billigmarke, im Regal. Der Marktanteil in diesem Bereich liegt bei 65 bis 70 Prozent. Aus eher defizitären Regionen im Ausland hat sich Perrigo zurückgezogen. Starboard Value besitzt 6,8 Prozent der Aktien. Smith will mittel- bis langfristig an ihnen festhalten. Die Aktie gebe es derzeit im Sonderangebot, betonte er.

Smith ist außerdem überzeugt von Altaba, hier handelt es sich um den verbleibenden Yahoo-Mantel. Altaba sei ein Profiteur der geplanten Steuerreform und halte bedeutsame Anteile an Alibaba und Yahoo Japan. "Es gibt viele Wege, um hier zu gewinnen. Der Discount muss sinken", hofft der Value-Investor.

Ein anderer Vertreter des Value-Anlagestils ist Leon Cooperman von Omega Advisors. Der einstige Goldman-Partner sieht, anders als Julian Robertson, bei Alphabet wenig Chancen. "Mein Ansatz ist, für wenig Einsatz mehr zu bekommen." Er stellte fünf aus seiner Sicht interessante Aktien vor. Da wäre etwa First Data, ein Anbieter von E-Commerce-Lösungen für den Zahlungsverkehr. Die Firma hat mit 18 Milliarden Dollar relativ hohe Schulden, dafür sei das KGV mit 10,6 günstig.

Der freie Cashflow sei mit rund einer Milliarde Dollar gesund, ebenfalls überzeuge die Nettoumsatzrendite von neun Prozent. Für den irischen Biopharmaspezialisten Shire sprächen Insiderkäufe und hohe Nettomargen. Die Fluggesellschaft United Continental gefällt Cooperman wegen der moderaten Bewertung mit dem neunfachen Gewinn und eines Aktienrückkaufprogramms. Er sieht das Papier in den kommenden 18 Monaten bei 100 US-Dollar (aktuell rund 65). Auf seiner Kaufliste finden sich auch die beiden Energietitel Hess und WPX Energy.

Der Manager des Trian-Hedgefonds, Ed Garden, hat die Fusion der Chemietitanen Dow Chemical und Dupont vorangebracht. Trian heuerte das Consultinghaus McKinsey an, um Kosten zu eliminieren. "Ein fantastisches Resultat", lobte Garden die Fusion - die Logik des Deals leuchte ein. Derzeit steht Procter & Gamble unter Druck, Trian möchte dem Konsumgüteranbieter eine ähnliche Rosskur verordnen. Das Ergebnis sei schrecklich, der Gewinn je Aktie schrumpfe seit 2011, so Garden. Die Kosten des Verwaltungsapparats seien zu hoch. "Wir wollen die Komplexität reduzieren", sagte der Aktivist, der 1,5 Prozent am Traditionskonzern besitzt. P & G wehrt sich gegen den Angriff. Friedlich verläuft dagegen die Zusammenarbeit mit General Electric: "Wir müssen die Kosten senken und den freien Cashflow erhöhen. Ich bin optimistisch."