Schon in der Schule lernt man, dass der Knollenblätterpilz giftig ist. Er wird oft mit Champignons verwechselt, und das kann tödlich enden. Gegenmittel? Fehlanzeige. Heidelberg Pharma will sich indes die Tatsache zunutze machen, dass es gegen das Gift kein Mittel gibt, und damit die Behandlung von Krebs revolutionieren. Die kleine Biotechfirma hat außerdem weitere Pfeile im Köcher.

Das Unternehmen hieß früher Wilex und hatte zwei Präparate in der Onkologie relativ weit entwickelt, erhielt aber keine Zulassung dafür. Diese Projekte wurden zunächst nicht mehr verfolgt. Die 2010 übernommene Heidelberg Pharma mit ihrer Antikörperforschung bildet nun den operativen Kern, daher benannte sich das Unternehmen um.

Auf der Habenseite punktet die Firma mit den alten Wilex-Präparaten. Zwei davon wurden verpartnert: Für Mesupron erhielt der chinesische Lizenzpartner Link Health gerade eine Zulassung für Phase II der klinischen Tests in China. Beim Diagnostik-Produkt Redectane treibt der australische Lizenzpartner Telix Pharmaceuticals die Zulassung, immerhin Phase III, voran und will die therapeutischen Einsatzmöglichkeiten ausweiten. Diese Altprojekte kosten Heidelberg Pharma nichts mehr, das Unternehmen erhält aber Meilensteinzahlungen und Umsatzbeteiligungen, wenn die Partner erfolgreich sind.

Hoher Hebel mit ATAC


Sehr hohes Potenzial verspricht die selbst entwickelte Antikörper-Technologie ATAC. Dabei wird das synthetisch hergestellte Gift des grünen Knollenblätterpilzes zu den Tumorzellen geschleust, die vernichtet werden sollen. Das klingt in der Theorie einleuchtend. In Tierversuchen zeigten sich auch bereits gute Ergebnisse bei der Behandlung von Tumoren. Mit dem japanischen Pharmariesen Takeda und der US-Firma Magenta wurden Lizenzdeals vereinbart. Eine Verpartnerung der Technologie an weitere Pharmafirmen steht auf der Agenda.

Das ökonomische Prinzip ist dabei immer gleich: Bei Fortschritten in der Entwicklung winken Meilensteinzahlungen. Hinzu kommen Umsatzbeteiligungen am fertigen Medikament. Aktuell baut Heidelberg Pharma eine eigene ATAC-Entwicklungspipeline auf. In diesem Jahr soll etwa mit HPD 101 der erste Wirkstoff gegen Knochenmarkkrebs in Phase I der klinischen Tests starten. Natürlich ist das Produkt noch weit von der Marktreife entfernt. Bei bestimmten Patientengruppen, die etwa an hochresistenten Tumoren leiden, könnte die ATAC- Technologie allerdings eine beschleunigte Zulassung erhalten. Klar ist: Trifft nur ein Pfeil ins Schwarze, wird die Aktie deutlich an Wert gewinnen.