Der Markt laufe gut und HeidelbergCement erwarte wegen Preiserhöhungen erneut einen kräftigen Gewinnanstieg in diesem Jahr, aber Effekte aus dem geplanten Infrastrukturprogramm würden sich frühestens 2018 oder 2019 zeigen. An der Ausschreibung für den umstrittenen Bau der rund 3000 Kilometer langen Grenzmauer zu Mexiko habe sich der Konzern nicht beteiligt. "Ob die Mauer kommt, wann die Mauer kommt und wie sie kommt - das schauen wir mal", sagte Scheifele.

Die Aussicht auf Investitionen von einer Billion Dollar in die marode US-Infrastruktur hat in der Baubranche für gehörigen Optimismus gesorgt. Der schweizerisch-französische Konkurrent LafargeHolcim, seines Zeichens Weltmarktführer vor Heidelcement, erwartet deshalb ein starkes Wachstum in den USA. Der Konzern will auch beim Bau der Mauer mitverdienen, mit der Trump illegale Einwanderung in die USA bekämpfen will. Dafür hatte LafargeHolcim harsche Kritik vom französischen Präsidenten Francois Holland geerntet. Scheifele sagte, er habe "keine freundlichen Hinweise oder Anrufe aus Berlin erhalten". Die USA ist der größte Einzelmarkt für Heidelcement, rund ein Fünftel der Umsätze erzielt der Konzern dort. In diesem Jahr soll der Gewinn mindestens in der Größenordnung vom Vorjahr steigen. In der Region Nordamerika, von der die USA den größten Teil ausmacht, hatte das Ergebnisplus bei 22 Prozent gelegen.

MEHR SYNERGIEN DURCH ITALCEMENTI-ÜBERNAHME ERWARTET



Im Gesamtkonzern will HeidelbergCement mit einem höherem Absatz von Zement, Beton, Sand oder Kies den bereinigten operativen Gewinn moderat und damit um rund fünf bis zehn Prozent steigern. Der Jahresüberschuss soll vor Sondereffekten deutlich, also zweistellig, verbessert werden. "Wir blicken verhalten zuversichtlich auf das Jahr 2017", sagte Scheifele. Neben den USA entwickelten sich auch Großbritannien, Nordeuropa und Osteuropa gut, in China werde aber ein Nachfragerückgang erwartet. Dazu könnten höhere Ölpreise und Inflation den Kurpfälzern mit ihrer energieintensiven Produktion zu schaffen machen. Der Konzern steuert mit mehreren, schon länger laufenden Kostensenkungsprogrammen dagegen. An der Börse wurde der verhaltene Ausblick mit Enttäuschung aufgenommen. Die Aktie fiel mehr als ein Prozent und war größter Verlierer im Leitindex Dax.

Im vergangenen Jahr schmälerte die Übernahme des italienischen Konkurrenten Italcementi den Jahresüberschuss von Heidelcement. Nach Anteilen Dritter sank er um knapp 100 Millionen auf 706 Millionen Euro. Grund waren vor allem die Kosten für Personalabbau und Anschaffungskosten für Italcementi von 324 Millionen Euro. Bereinigt um Sondereffekte stieg das Ergebnis je Aktie um 23 Prozent auf 5,34 Euro. Die Aktionäre sollen deshalb eine Dividende von 1,60 Euro je Aktie nach 1,30 Euro im Vorjahr erhalten.

Den Übernahmekosten standen Einsparungen bei Italcementi gegenüber, die sich aufs Jahr hochgerechnet auf rund 150 Millionen Euro beliefen. Vor allem der Personalabbau gehe schneller als erwartet. Das Synergieziel erhöhte Scheifele deshalb abermals, nun um 70 Millionen auf 470 Millionen Euro. Der für seinen eisernen Sparkurs bekannte Dax-Konzern fegte bei dem italienischen Familienunternehmen aus Bergamo kräftig durch: Bis Ende 2016 wurden bereits 1870 von den ursprünglich 17.000 Stellen abgebaut. Heidelcement werde wohl mehr als die ursprünglich geplanten 2550 Stellen abbauen, sagte Scheifele. Mit der Übernahme stieg die Nettoverschuldung auf knapp neun Milliarden Euro nach 5,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Doch soll sie im laufenden Jahr wieder gesenkt werden. Der Abbau der Verschuldung habe Vorrang, betonte Scheifele. Zukäufe seien immer möglich, "aber wir sind wählerisch".

rtr