Bis Handelsschluss ging es dann wieder nach oben, so dass letztlich ein Plus von 1,3 Prozent auf gut 53,76 Euro zu Buche stand. Einerseits kam bei Analysten und Händlern das Zahlenwerk sehr gut an. Andererseits sorgen sie sich jedoch um die Nachhaltigkeit der starken Geschäftsentwicklung.

Unisono lobten Analysten das überraschend starke dritte Quartal des Zementherstellers. Das operative Ergebnis (Ebitda) in Höhe von 1,328 Milliarden Euro habe seine Schätzung leicht übertroffen und die am Markt noch etwas deutlicher, hob etwa Commerzbank-Experte Norbert Kretlow hervor. Die Treiber hinter der positiven Überraschung seien die Geschäftsentwicklung in West- und Südeuropa und im asiatisch-pazifischen Raum gewesen, konkretisierte er.

Patrick Creuset von Goldman Sachs sprach von einem "starken Ebitda". Einige Analysten rechnen nun mit höheren Marktschätzungen für das Gesamtjahr 2020. Zu diesen zählt auch Elodie Rall von der US-Bank JPMorgan.

Nabil Ahmed von der Barclays Bank verwies indes darauf, dass ein stärkeres Quartal letztlich erwartet worden sei, nachdem Wettbewerber bereits positiv überrascht hätten. Zwar sieht auch er Aufwärtspotenzial für die Marktschätzungen 2020 das Ebitda und die Barmittel betreffend, der Fokus liege aber nun auf 2021. "Die Augen sind jetzt auf die Nachhaltigkeit der Margengewinne in einem noch unsichereren Umfeld gerichtet."

Ebenso sieht es Kretlow. Der Commerzbank-Experte hatte neben dem starken Ebitda ebenfalls die dank Kosteneinsparungen und Preiserhöhungen erfreuliche Margenüberraschung im abgelaufenen Quartal gelobt. "Doch diese aktuelle Dynamik kann wegen der Unsicherheiten in den für den Zementhersteller relevanten Endmärkten nicht einfach auf die künftige Entwicklung übertragen werden", warnte er. Daher sieht er die aktuelle Aktienbewertung als gerechtfertigt an und bestätigte sein neutrales Anlage-Urteil "Hold" samt dem Kursziel von 53 Euro.

Mit dem versöhnlichen Schlusskurs an diesem Donnerstag von 53,76 Euro konnte die HeidelbergCement-Aktie ihren guten Lauf der vergangenen sechs Handelstage fortsetzen. Erst am Tag zuvor hatte sie die 200-Tage-Linie überwunden, die knapp unter 49,58 Euro verläuft. Für charttechnisch orientierte Anlegern ist diese Durchschnittslinie ein wichtiger Indikator für den längerfristigen Trend. Auf diesen achten Investoren zunehmend, denn HeidelbergCement hat bislang kein gutes Jahr hinter sich: Um etwas mehr als 17 Prozent hat der Aktienkurs seit Jahresbeginn nachgegeben, womit das Papier zu den zehn größten Verlierern im Dax zählt. Das Minus des Leitindex beträgt in diesem Jahr dagegen rund 5 Prozent.

dpa-AFX