Wer kennt das nicht? Draußen brennt die Sonne und drinnen schwitzt man in aufgeheizten Büros und Wohnungen. Klimaanlagen könnten Abhilfe schaffen. Doch in Deutschland sind diese Geräte aus Kostengründen und Gesundheits- sowie Umweltbedenken wenig verbreitet. Dafür ist die Nachfrage anderswo umso reger. In den USA beträgt die Penetrationsrate mehr als 90 Prozent, in Japan kommen auf jeden Haushalt rund drei Klimageräte. Umsatzseitig stellt China mit einem Marktanteil von rund einem Drittel den größten Markt.

Der Wunsch nach einer Klimaanlage hängt eng zusammen mit der Zahl der Tage, an denen die Räume zum Wohlfühlen abgekühlt oder auch erwärmt werden müssen. Deswegen sind die zunehmenden Wetterkapriolen ein Pluspunkt für die Branche. Die globale Durchschnittstemperatur war in den ersten neun Monaten des Jahres so hoch wie nie seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1880. Ein Trend, der Klimaforschern zufolge anhalten dürfte. Zunehmen dürfte die Nachfrage außerdem wegen des weltweit steigenden Wohlstands, denn der ermöglicht vielen Menschen erst den Kauf einer Klimaanlage.

Nomura wittert vor diesem Hintergrund einen Wachstumsmarkt. Die japanische Investmentbank sieht die globalen Umsätze mit Klimaanlagen von 2016 bis 2020 mit einer jährlichen Wachstumsrate von rund sechs Prozent von 95 Milliarden Dollar auf 118 Milliarden Dollar steigen. Mit anderen absoluten Daten wartet Transparency Market Research auf. Die Marktforscher beziffern das weltweite Umsatzvolumen bereits für 2015 auf 104,4 Milliarden Dollar, rechnen aber von 2016 bis 2024 bei einem erwarteten Marktvolumen von 167 Milliarden Dollar mit einer - ebenfalls ansehnlichen - Wachstumsrate von 5,1 Prozent per annum.

Umweltschonend und sparsam



Global tätige Branchenvertreter sind am besten gerüstet, um von diesem Trend zu profitieren. Wer ein breites Produktsortiment und eine technologische Vorreiterrolle hat, ist gegenüber der Konkurrenz im Vorteil. Denn zum einen werden die Umweltstandards strikter. Und zum anderen verlangen die Kunden selbst schon möglichst klimaschonende und energieeffiziente Anlagen. Um die potenziellen Kursaussichten der einzelnen Unternehmen richtig einschätzen zu können, ist außerdem die hohe Wettbewerbsintensität zu berücksichtigen.



Daikin Industries, weltweit die Nummer 2 der Klimaexperten, kommt damit gut zurecht. Die Aktie des japanischen Herstellers von Wärmepumpen sowie Lüftungs- und Klimatisierungssystemen für private, gewerbliche und industrielle Anwendungen befindet sich seit dem vierten Quartal 2012 in einer Phase der Neubewertung. Obwohl die Aktie bereits Rekordkurse erreicht hat, dürfte dieser Prozess angesichts eines intakten charttechnischen Aufwärtstrends anhalten. Für die Aktie sprechen auch die technologische Kompetenz und eine gut gefüllte Produktpipeline. Wie wichtig diese Aspekte für den Vorstand sind, unterstreicht ein neues Technologie- und Innovationzentrum.



Branchenprimus Carrier hat seinen Firmensitz in den USA. Der Spezialist für Heizungs-, Ventilations-, Kühlungs- und Klimaanlagen gehört allerdings zum Konglomerat United Technologies. Bei einem Spartenumsatz von im Vorjahr 16,7 Milliarden Dollar ist der Anteil am Konzernumsatz von 56,5 Milliarden Dollar aber relativ gering. Weil United Technologies mit diversen Problemen kämpft, sollten Anleger erst einsteigen, wenn die Aktie aus ihrem charttechnischen Seitwärtstrend ausgebrochen ist.



Zuverlässiger Dividendenzahler



Sehr viel besser sieht das Chartbild bei Watsco aus. Der größte unabhängige Großhändler für Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Kältetechnik in den USA ist charttechnisch ein Dauerläufer, was ein echtes Qualitätsmerkmal ist. Der Konzern zahlt seit 1975 ohne Unterbrechung Dividenden. Wie solide das Unternehmen operativ unterwegs ist, zeigen Analystenschätzungen, die für die kommenden fünf Jahre von einem Gewinnwachstum von gut elf Prozent jährlich ausgehen.

Auch bei Lennox International überzeugt die langfristige Kursentwicklung. Der US-Anbieter von Heizungs-, Klima- und Kältetechnik hat im zweiten Quartal Rekordgewinne vorgelegt. Analysten halten in den nächsten fünf Jahren Ergebnisverbesserungen von fast 18 Prozent per annum für möglich. Der Vorstand hat Margenverbesserungen und einen disziplinierten Umgang mit dem erwirtschafteten freien Cashflow versprochen.

Spannend, weil wachstumsstark ist darüber hinaus das Segment Klimaanlagen für Autos. Der Marktforscher Credence Research taxiert die jährliche Zuwachsrate hier von 2016 bis 2022 auf im Schnitt jährlich 7,9 Prozent. Das bringt die Aktie der in BÖRSE ONLINE Ausgabe 42/2016 empfohlenen Valeo ins Spiel. Der französische Autozulieferer, der jüngst überzeugende Quartalszahlen vorlegte, zählt in diesem Bereich zu den führenden Anbietern.



Auf Seite 4: Klimaanlagen auf einen Blick