Spekulationen über einen möglichen Börsengang der VW-Autotochter Porsche haben für heftige Kursreaktionen beim Wolfsburger Autokonzern gesorgt. Demnach könnte die Transaktion bereits im März angekündigt werden, wenn die Bilanzen vorgelegt werden. Die Aktien der bereits im DAX notierten Porsche Holding - nicht zu verwechseln mit dem Sportwagenbauer selbst - legten am Mittwoch bis zu neun Prozent zu, VW-Aktien bis zu sechs Prozent.
Die Beteiligungsgesellschaft Porsche Holding hält 53 Prozent der Stammaktien am Volkswagen-Konzern. Die VW-Sportwagentochter Porsche AG wiederum ist neben Audi der größte Gewinnbringer im Wolfsburger Konzern.
Von VW gab es zu den Marktgerüchten keine Stellungnahme. Die ausgelöste Kursfantasie wird aber verständlich beim Blick auf das Potenzial, das ein Börsengang der bekanntesten Sportwagenmarke der Welt freisetzen könnte. Das lässt sich am Konkurrenten Ferrari ermessen. Der italienischen Sportwagenbauer ist seit 2015 an der New Yorker Börse sowie in Mailand notiert und kommt bei einem Jahresumsatz von rund vier Milliarden Euro und knapp einer Milliarde Euro Gewinn derzeit auf einen Börsenwert von 36 Milliarden Euro. Der Porsche-Umsatz könnte 2021 bei rund 35 Milliarden Euro liegen, der Gewinn bei fünf bis sechs Milliarden Euro. Einige Experten gehen angesichts der Relationen davon aus, dass der Börsenwert von Porsche an den des VW-Konzerns (derzeit 109 Milliarden Euro) herankommen könnte. Porsche-Finanzchef Lutz Meschke sieht in der Offenlegung des Marktwerts einen Vorteil einer Börsennotiz: Der Porsche-Wert sei dann besser sichtbar als in einem Mehr-Marken-Konzern.
Der VW-Konzern hält sich aber bislang zu dem Thema bedeckt. Konzernchef Herbert Diess weist vielmehr darauf hin, dass der Konzern durch seinen Barmittelzufluss in der Lage sei, die milliardenschwere Transformation in die Elektromobilität auch ohne Erlöse aus einem Porsche-IPO stemmen zu können. Voraussetzung für einen Porsche-Börsengang wäre zudem, dass sich die Interessengruppen bei VW, also Management, die Familien Porsche und Piëch, das Land Niedersachsen und die Arbeitnehmer, auf eine gemeinsame Linie verständigen. ehr