Heißhunger auf Lachs, Scampi und Muscheln
· Börse Online RedaktionFisch ist im Vergleich zu Fleisch deutlich gesünder: Er hat weniger Kalorien, ist reich an Proteinen, und seine Omega-3-Fettsäuren schützen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen - Eigenschaften, die ihn immer begehrter machen und die Nachfrage weltweit wachsen lässt. Das gilt auch für den Lachs. Pro Kopf werden in den USA jedes Jahr 1,3 Kilogramm Lachs gegessen, in Deutschland sind es 2,1, in Norwegen sogar 8,2 Kilogramm. In den Schwellenländern kommt Lachs dagegen erst jetzt mit dem steigenden Wohlstand langsam in Mode. So liegt der Pro-Kopf-Verbrauch in China erst bei 0,1, in Brasilien und Russland bei 0,7 Kilogramm. Insbesondere in diesen Ländern - wie auch in den USA - ziehen die Wachstumsraten deutlich an.
Gleichzeitig schieben die Produzenten durch neue Vertriebs- und Product-Placement-Strategien die Nachfrage an. So wird der weltgrößte Lachsproduzent Marine Harvest nach einer mehrjährigen Testphase mit fünf Restaurants in Taiwan nun den Sprung nach China wagen und dort 2000 eigene Restaurants eröffnen. Auch der chinesische E-Commerce-Gigant Alibaba will den Vertrieb von Seafood in seiner Offline- und Onlinewelt ausbauen und strebt enge Kooperationen mit den Produzenten an. Auf der jüngsten Seafood-Konferenz im norwegischen Bergen war das eine der wichtigsten Nachrichten für die Branche.
Während die Nachfrage also stetig steigt, kann das Angebot an Lachs nicht so einfach und schnell erhöht werden. Der Wildfang ist durch strenge Lizenzvergaben und die begrenzten natürlichen Vorkommen limitiert. Um die globale Nachfrage dennoch einigermaßen bedienen zu können, ist man daher auf die Züchtung angewiesen. Rund 2,5 Millionen Tonnen Lachs pro Jahr stammen aus Aquafarmen. Die Hürden sind jedoch hoch. Zum einen aufgrund der äußerst strengen regulatorischen Vorgaben (in Norwegen beispielsweise ist die Vergabe von Lachszuchtlizenzen staatlich streng geregelt). Zum anderen aufgrund der naturbedingten Umstände. Das Umfeld für eine Lachszucht muss bestimmte Voraussetzungen - allen voran kaltes, sauberes Wasser - erfüllen, die überwiegend in den Fjorden Norwegens und Chiles zu finden sind.
Auch in Schottland, Island, Kanada, Alaska und auf den Färöer-Inseln wird Lachszucht betrieben. Weitere Herausforderungen sind die natürlichen Feinde des Lachses: Seeläuse, Algen, Bakterien und Parasiten gefährden die Bestände. Auch der Klimawandel wird das Zuchtverhalten in Zukunft stark beeinflussen. Hinzu kommen die gestiegenen Anforderungen vonseiten der Verbraucher. Immer mehr Hobbyköche und Gourmets wollen keinen Lachs auf dem Teller, der mit Antibiotika und Pestiziden belastet ist. Übrigens: Lachse aus nordischer Aquakultur, die in jungen Jahren geimpft werden und somit in der Regel nicht mehr mit Antibiotikum behandelt werden müssen, gelten unter Kennern als der bessere Fisch gegenüber dem viel teureren Wildfang. Denn dieser ist häufig von Parasiten wie den Fadenwürmern (Nematoden) befallen.
Lachszucht ist längst ein Hightechbusiness. So wird der Zustand in den einzelnen Becken von speziell ausgebildetem Personal rund um die Uhr überwacht. Die Mitarbeiter, die zu den Topverdienern der Branche gehören, sitzen dafür in einem Raum, der mit seinen vielen Bildschirmen fast aussieht wie eine NASA-Zentrale, und verfolgen per Joystick-Controller hochkonzentriert die Unterwasseraufnahmen aus den Tiefen des Zuchtbeckens. Durch neue Technologien können die begehrten Fische inzwischen auch an Land (onshore) oder auf hoher See (offshore) gezüchtet werden. Das erweitert das Angebot, allerdings sind die Produktionskosten deutlich höher. Auch neue Verfahren in der Aufzucht werden erprobt. Hochtechnologisch geht es auch bei der Fütterung zu. Von Land aus wird eine Vielzahl von Futtergehegen mittels Kameraeinsatz in allen Becken gesteuert, um die exakte Futtermenge zu bestimmen. Futter stellt den größten Kostenblock in der Lachszucht dar.
Tobias Spies: Seit 2014 leitet der Anleiheexperte das Fixed-Income-Team der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen. Der promovierte Betriebswirt managt den Fonds Arbor Invest - Spezialrenten, der auch Bonds von Seafood-Anbietern im Portfolio hat. Mit Spezialrenten wie Hochzins- und Hybridanleihen erzielt Spies trotz des Zinstiefs eine respektable Performance, weshalb der Fonds zu den besten seiner Klasse zählt.