Bei den Aktionären von Hella herrscht
Partystimmung. Erst seit November
vergangenen Jahres am Markt, hat
der Titel bereits satte 70 Prozent zugelegt.
Vom insgesamt positiven Börsenumfeld
profitieren besonders zyklische Unternehmen,
zu denen Hella als Autozulieferer
zählt. Verglichen mit anderen Branchen
verzeichnete der europäische Autosektor
bei einer Wertsteigerung von gut einem
Drittel seit Jahresbeginn das bislang größte
Plus, wie der Index Stoxx 600 Automobiles
& Parts zeigt. Der Sektor profitiere von
wichtigen Konjunkturtrends wie dem gesunkenen
Ölpreis, positiven Wechselkurseffekten
und einem freundlichen Zinsumfeld,
heißt es von der Citigroup.
Nach dem erfolgreichen Börsengang
stieg der im westfälischen Lippstadt beheimatete
Hersteller von Lichtsystemen und
Fahrzeugelektronik bereits im Januar in
den Kleinwerteindex SDAX auf. Hella profitierte
von der Entscheidung der Deutschen
Börse, C.A.T. Oil außerplanmäßig
aus dem Index zu streichen, weil der Ölfelddienstleister
im Zuge der Übernahme durch einen Großaktionär nicht mehr genügend
Streubesitz aufwies. Durch die Mitgliedschaft
im SDAX rückt die Hella-Aktie
automatisch stärker in den Fokus institutioneller
Anleger und Fonds, die in ganze
Indizes
und somit in jeden der darin enthaltenen
Werte investieren.
Der SDAX dürfte für den Autozulieferer
gleichwohl nur Durchgangsstation sein auf
dem Weg in die nächsthöhere Etage, den
MDAX. Hintergrund ist eine sich anbahnende
Veränderung der Aktionärsstruktur.
Bislang wurden erst 15 Prozent der
Anteile
platziert, 60 Prozent will die Gesellschafterfamilie
bis mindestens 2024
halten. Die restlichen 25 Prozent könnten
die Altaktionäre nach Ablauf einer sechsmonatigen
Haltefrist auf den Markt werfen.
Dies könnte im Mai geschehen. Folge: Die
Aktie würde noch liquider werden. In
puncto Marktkapitalisierung auf Basis des
Streubesitzes wäre Hella dann wohl ziemlich
sicher für den MDAX qualifiziert.
Auf Seite 2: Überzeugende Argumente
Überzeugende Argumente
Hellas Erfolg hat aber nicht nur mit günstigen
Umständen zu tun, er ist durchaus
auch hausgemacht. Die Firma zeigt starkes
Wachstum bei Umsatz und Gewinn, der
Verschuldungsgrad ist sehr gering. Die
Margen werden peu à peu gesteigert, im
abgeschlossenen
ersten Geschäftshalbjahr
(Ende November 2014) von bereinigt 7,1 auf
8,0 Prozent. Mit Blick auf das Gesamtjahr
könnte der Erlös auf gut 5,6 Milliarden
Euro klettern und das operative Ergebnis
an die 450 Millionen Euro heranreichen.
Die am 27. März anstehenden Zahlen für
das dritte Geschäftsquartal sollten eine
gute Entwicklung bestätigen. Kapazitätserweiterungen
und eine hohe Nachfrage in
den wichtigen Automärkten USA und
China erweisen sich als Treiber. Und bei
den deutschen Premiumherstellern haben
die Westfalen den Fuß fest in der Tür. Um
das Wachstum zu forcieren, setzt Hella
zudem auf Zukäufe. Die Suche nach Übernahmezielen
läuft, wobei Vorstandschef
Rolf Breidenbach vor allem kleinere und
mittlere Unternehmen im Visier hat und
international
stärker Flagge zeigen will.
Es ist nach dem deutlichen Kurszuwachs
der vergangenen vier Monate nicht auszuschließen,
dass demnächst der eine oder
andere Anleger Kasse machen wird. Auch
die erwartete Anteilplatzierung dürfte das
Papier belasten. BÖRSE ONLINE geht jedoch
davon aus, dass derartige Kursschwächen
vorübergehender Natur sein werden
und Neueinsteigern gute Kaufchancen bieten.
Denn überbewertet erscheint
die
Hella-Aktie bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis
von rund 13 auf Basis der Schätzungen
für 2016 keinesfalls. Im Gegenteil:
Hella ist damit teilweise sogar günstiger als
andere Zulieferer.
Die Analysten sind für die weitere Entwicklung
außerordentlich zuversichtlich.
So rechnet Christian Ludwig vom Bankhaus
Lampe in den nächsten drei Jahren
mit einem Umsatzwachstum von 7,1 Prozent
und einer überproportional hohen
Steigerung des operativen Gewinns (Ebit)
von 17,4 Prozent. Morgan-Stanley-Analystin
Laura Lembke glaubt, dass Hella im Vergleich
zur Branche beim Umsatz und
Gewinn
künftig doppelt so stark zulegen
wird, was der guten Positionierung in
den schnell wachsenden Segmenten Lichttechnologie
und Fahrzeugelektronik zu
verdanken sei. Das Chance-Risiko-Verhältnis
sei eines der attraktivsten im gesamten
Autosektor,
sagt Lembke.
Hella blickt auf eine 116-jährige Unternehmensgeschichte
zurück, zählt gut 30 000
Mitarbeiter und ist an über 100 Standorten
in mehr als 35 Ländern präsent. Im Geschäftsbereich
Licht werden Scheinwerfer,
Heckleuchten und Innenbeleuchtungen
produziert. Die Umstellung auf LED-Frontscheinwerfer
spielt derzeit eine zentrale
Rolle. "Die LED-Produkte werden die
höchsten Wachstumsraten im Konzern erzielen",
prognostiziert Ludwig. Ihr Umsatzbeitrag
könnte bis 2018 auf etwa 26 Prozent
steigen, sodass Hella dann zu den wichtigsten
Akteuren auf dem globalen LED-Markt
zählen werde. Im Geschäftsfeld Elektronik
hat die zunehmend komplexer werdende
Karosserieelektronik große Bedeutung.
Hella profitiert von dem Trend einer steigenden
Anzahl elektronischer Bauteile in
den Fahrzeugen.
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