Weil die Autohersteller infolge der Engpässe weniger Fahrzeuge bauen können, rechnet Hella im laufenden Geschäftsjahr bis 31. Mai 2022 nur noch mit einem Umsatz von 6 bis 6,5 Milliarden Euro. Bisher war der Vorstand von 6,6 bis 6,9 Milliarden Euro ausgegangen. Währungseffekte sowie der Kauf- und Verkauf von Unternehmensteilen sind dabei ausgeklammert.

Zudem dürfte ein geringerer Teil des Umsatzes als bereinigter operativer Gewinn (bereinigtes Ebit) beim Unternehmen hängen bleiben: Das Management rechnet jetzt mit einer bereinigten operativen Marge von 5 bis 7 Prozent. Bisher hatte Hella etwa 8 Prozent angepeilt. Den vorläufigen Zahlen zum ersten Geschäftsquartal zufolge lag sie in den drei Monaten bis Ende August bei 6,2 Prozent.

Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,5 Prozent auf nun 1,5 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Gewinn legte ebenfalls zu - von 56 auf nun 91 Millionen Euro. Der Start ins neue Geschäftsjahr sei dennoch "sehr herausfordernd", sagte Hella-Chef Rolf Breidenbach laut Mitteilung.

Hella bekomme trotz voller Auftragsbücher die Engpässe in den globalen Liefer- und Logistikketten immer mehr zu spüren. Breidenbach benannte als Probleme sowohl die weiter anziehenden Material- und Rohstoffpreise als auch pandemiebedingte Produktionsstillstände bei Chiplieferanten in Asien. Die Situation habe sich in den vergangenen Wochen "weiter verschärft". Die detaillierten Zahlen will Hella am 28. September veröffentlichen.

Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Prognose der Unternehmensberatung Alix Partners werden in diesem Jahr weltweit 7,7 Millionen Fahrzeuge weniger produziert als ursprünglich angenommen. Während die Autobauer dies zum Teil mit höheren Fahrzeugpreisen kompensieren könnten, täten sich die Zulieferer damit schwerer, analysierte Marcus Kleinfeld von Alix Partners in Deutschland. Deshalb treffe der Chipmangel sie noch stärker als die Autobauer. Das Geschäft der Autozulieferer hängt vor allem vom Produktionsvolumen der Hersteller ab.

Der Kurs der Hella-Papiere reagierte kaum auf die gesenkte Jahresprognose. Allerdings befindet sich der Automobilzulieferer momentan mitten in einem Übernahmeprozess. Der französische Konkurrent Faurecia übernimmt von den Hella-Eigentümerfamilien Hueck und Röpke 60 Prozent der Aktien und will den übrigen Aktionären ein Kaufangebot in Höhe von 60 Euro je Aktie unterbreiten.

dpa-AFX