Die europäischen Anleger haben mit Erleichterung auf die Einigung im griechischen Schuldenstreit reagiert. Der Dax legte am Montag um 1,4 Prozent auf 11.471 Punkte zu. Der EuroStoxx50 stieg sogar um 1,7 Prozent auf 3589 Zähler. Auch an den US-Börsen zeichnete sich ein positiver Handelsstart ab. Der Euro profitierte allerdings nur kurz von dem Hellas-Deal.

"Nach der Grundsatzvereinbarung ist ein Grexit wieder etwas unwahrscheinlicher geworden", sagte Ulrich Kater, Chef-Volkswirt der DekaBank. "Aus unserer Sicht liegt die Wahrscheinlichkeit nun wieder bei unter 50 Prozent." Ähnlich sah es sein Kollege Jürgen Michels von der BayernLB: "Dieser Gipfel hat den Grexit jetzt verhindert", sagte der Experte. "Aber es wird unglaublich schwer sein, die genannten Sofortmaßnahmen als auch die folgenden Reformen in Griechenland durchzusetzen." Mit dem Begriff "Grexit" bezeichnen Börsianer ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone.

Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone haben eine Pleite Griechenlands im letzten Moment abgewendet. Nach einer Marathonsitzung einigten sie sich am Montagmorgen auf die Umrisse eines neuen Hilfsprogramms der Euro-Zone. Binnen drei Jahren sollen weitere 82 bis 86 Milliarden Euro nach Athen fließen. Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte, wie bisher sei die Unterstützung an umfangreiche Reformen geknüpft. Schon am Mittwoch muss das Parlament in Athen Sofortmaßnahmen wie eine Mehrwertsteuer- und eine Rentenreform beschließen. Außerdem müssen die Abgeordneten einiger Euro-Staaten - auch der Bundestag - dem Deal zustimmen.

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FINANZWERTE GEFRAGT



Auf den Einkaufszetteln der Investoren standen unter anderem die Finanzwerte, die üblicherweise sensibel auf Nachrichten rund um Griechenland reagieren. Der Index für die Banken der Euro-Zone gewann 2,2 Prozent. Deutsche Bank legten um 2,8 Prozent zu, Commerzbank gewannen 2,4 Prozent. Eine Kauf-Empfehlung von Goldman Sachs trieb die Deutsche Börse an die Dax-Spitze. Die Aktie verteuerte sich um bis zu 3,7 Prozent auf ein Sieben-Jahreshoch von 82,80 Euro. Die Athener Börse blieb am Montag geschlossen, ebenso wie die griechischen Banken. Die in den USA notierten Titel der National Bank of Greece legten um 15 Prozent zu, die börsennotierten Fonds (ETF) auf griechische Aktien zog um knapp vier Prozent an.

Am Devisenmarkt verpuffte die Freude über die Hellas-Einigung schnell. Die Gemeinschaftswährung konnte ihr Tageshoch von 1,1196 Dollar nicht halten und verbilligte sich auf 1,1064 Dollar. Grundsätzlich sei der Griechenland-Deal zwar positiv für den Euro, sagte Ian Gunner, Portfolio-Manager des Altana Hard Currency Fund. "Allerdings räumt er ein potenzielles Hemmnis für die geplante Fed-Zinserhöhung aus dem Weg." Dies gebe dem Dollar Auftrieb.

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ÖLPREIS GIBT DEUTLICH NACH



Am Rohstoffmarkt ging es für die Ölpreise bergab. Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu 3,2 Prozent auf 56,84 Dollar je Barrel (159 Liter). Grund hierfür ist laut Analysten die Aussicht auf eine Beilegung des Atomstreits mit dem Iran . Als Gegenleistung für eine strengere internationale Kontrolle der eigenen Atomanlagen wird die islamische Republik wohl bald wieder Erdöl auf dem Weltmarkt verkaufen dürfen.

Reuters