Die Berliner hatten am Montag nach Börsenschluss mitgeteilt, dass sowohl der Umsatz als auch der Betriebsgewinn im ersten Quartal über den Markterwartungen liegen dürften. Demnach sollen sich die Erlöse auf 685 bis 710 Millionen Euro belaufen, im Mittel also um zwei Drittel höher ausfallen als ein Jahr zuvor. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) wird bei 55 Millionen Euro bis 75 Millionen erwartet, ein Jahr zuvor stand hier noch ein Minus von 26 Millionen Euro. Die Bekanntgabe der genauen Zahlen ist für den 5. Mai geplant.
Analysten nahmen die ersten Indikatoren zum Geschäftsverlauf positiv auf. Die Deutsche Bank hob als Reaktion auf die besser als erwartet ausgefallenen Zahlen das Kursziel für die Aktie von 30 auf 32 Euro an und blieb bei ihrer Kaufempfehlung. Die Monate Januar und Februar seien stark gewesen und das soziale Abstandhalten wegen der Corona-Pandemie sorge für Rückenwind, schrieb Analystin Nizla Naizer. Analyst Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan sprach von einer "beeindruckenden" Geschäftsentwicklung. Mit Blick auf die Durchdringungsrate der Haushalte sehe er noch viel Aufwärtspotenzial für das Unternehmen. Der Experte blieb jedoch bei seinem Kursziel von 25 Euro.
Auch die britische Investmentbank Barclays rüttelte nicht an ihrem Kursziel von 27,50 Euro. Die Prognose des Kochboxenlieferanten, dass das erste Quartal die Markterwartungen übertreffen werde, rücke die Jahresziele in ein konservatives Licht, schrieb Analystin Alvira Rao. Selbst wenn die Viruskrise nur vorläufigen Rückenwind liefere, habe ihre Schätzung für den operativen Gewinn (Ebitda) in diesem Jahr 50 Prozent Luft nach oben. Realistisch betrachtet dürften einige Neukunden auch länger gehalten werden.
Weil die durch die Pandemie hervorgerufenen Unsicherheiten und die Auswirkungen auf das Geschäftsjahr 2020 derzeit nicht zuverlässig quantifizierbar seien, hielt Hellofresh an seiner zuletzt veröffentlichten Jahresprognose vorerst fest. Der Umsatz soll demnach 2020 zwar nicht mehr so stark wie noch im vergangenen Jahr zulegen, aber währungsbereinigt immer noch um 22 bis 27 Prozent. Dabei soll die Marge auf Basis des um Sondereffekte bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf 4,0 bis 5,5 (2019: 2,6) Prozent steigen.
Hellofresh wird bereits seit einiger Zeit als Gewinner der Viruskrise wahrgenommen. Seit dem Start des Corona-Crashs am 24. Februar stieg der Kurs der Aktie um rund 30 Prozent. Dem Unternehmen dürfte es mehr als gelegen kommen, dass die Menschen wegen der weitreichenden Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie vermehrt zuhause bleiben, online einkaufen und sich ihr Essen selbst zubereiten. Tatsächlich sei die Nachfrage nach einem bereits starken Wachstum im Januar und Februar in der zweiten Märzhälfte noch einmal erheblich nach oben gegangen, hieß es in der Unternehmensmitteilung. Dies sei auf die erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit auf die sich entwickelnde Pandemie zurückzuführen.
Hellofresh ist an der Börse derzeit etwas mehr als fünf Milliarden Euro wert und damit mehr als zum Beispiel die im Dax (DAX 30) notierte Lufthansa, deren Marktkapitalisierung im Corona-Crash bisher um rund 40 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro gefallen ist./kro/ajx/stk