Allein 200 Millionen Euro flössen in die Automatisierung. Firmenchef Dominik Richter sagte auf dem Kapitalmarkttag auch mit Blick auf den Trend zum Homeoffice: "Die Corona-Pandemie hat das Verbraucherverhalten fundamental geändert." Um davon nachhaltig zu profitieren, setzt HelloFresh auf häufigere Bestellungen, kürzere Lieferzeiten, eine größere Produktpalette, variable Rezepte und mehr Fertigessen.

Dem Aktienmarkt schmeckte die Ausgabenfreude nicht. Die im deutschen Leitindex Dax notierten Papiere steuerten mit einem Minus von zeitweise knapp zehn Prozent auf den größten Tagesverlust seit einem Jahr zu. Bereits am Dienstagabend hatte HelloFresh mit seinem Ausblick für Enttäuschung gesorgt. Für das kommende Jahr rechnet das Unternehmen bei einem Umsatzplus zwischen 20 und 26 Prozent maximal mit einem bereinigten Betriebsergebnis (Ebitda) von 500 bis 580 Millionen Euro.

Die Analysten der DZ Bank bezeichneten das Betriebsgewinn-Ziel als "unerwartet niedrig". Es liege rund 17 Prozent unter den Markterwartungen. Die Umsatzerwartungen seien hingegen "überraschend hoch", auch wenn sie deutlich unter dem Ausblick für dieses Jahr liegen. Für 2021 peilt HelloFresh inzwischen ein Erlöswachstum zwischen 57 und 62 Prozent an - hatte aber Anfang des Jahres noch maximal einen Zuwachs von 25 Prozent in Aussicht gestellt.

Seit Beginn der Corona-Pandemie profitiert der zehn Jahre alte Anbieter von Lebensmitteln in sogenannten Kochboxen, die im Abo-Modell mit Rezepten und abgemessenen Zutaten direkt an die Haustür geliefert werden, von Hygienebeschränkungen und dem Trend zum Homeoffice. Um die Kundschaft von derzeit fast sieben Millionen weiter auszubauen, will HelloFresh im kommenden Jahr in zwei bis drei neue Länder expandieren und sein umfangreicheres Snack- und Lebensmittelangebot namens HelloFresh Markets in vier weitere Länder bringen. In diesem Jahr starteten die Berliner in Norwegen, Italien und kürzlich in Japan und sind damit in 17 Ländern aktiv.

HelloFresh hält an seinen im vergangenen Dezember veröffentlichten Zielen für 2025 fest. Demnach soll der Jahresumsatz auf zehn Milliarden Euro steigen. In diesem Jahr dürfte die Marke von sechs Milliarden Euro geknackt werden. Dabei ist HelloFresh stark von seiner Plattform abhängig und beruft den früheren Amazon- und Microsoft-Manager Valeri Liborski zum Technologiechef. Er soll auch eine Verdoppelung des Technologie-Teams bis Ende 2022 auf mehr als 1000 Stellen verantworten.

rtr