Sein Ziel: Ein organisches Umsatzwachstum von zwei bis vier Prozent pro Jahr. Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie soll im Schnitt um sieben bis neun Prozent wachsen, die Ebit-Marge weiter steigen. Beziffert wurde diese Steigerungsrate aber nicht. Anders als bisher nannte der neue Chef auch kein konkretes Umsatzziel.
Damit stieß Van Bylen die Investoren vor den Kopf: Die waren von seinem Vorgänger vollmundige Versprechen gewohnt. Der inzwischen zu Adidas gewechselte Kasper Rorstedt hatte in seinen acht Jahren an der Konzernspitze den Aktienkurs fast vervierfacht, das operative Ergebnis verdoppelt und die Aktionäre zum Abschied mit der höchsten Dividende der Unternehmensgeschichte erfreut.
Für die Zukunft sollen die zehn Kernmarken des Familienunternehmens, das in diesem Jahr 140-jähriges Bestehen feiert, gestärkt werden. Sie hatten im abgelaufenen Jahr 61 Prozent des Umsatzes ausgemacht. Die drei Topmarken, das Waschmittel Persil, die Klebstoffmarke Loctite und die Haarpflegemarke Schwarzkopf, trugen dazu 5,9 Milliarden Euro bei.
Geld für Start-ups und Zukäufe
Gestützt auf positive Erfahrungen in Asien will Henkel nun das Geschäft im Internet kräftig ausbauen. Aus Rücksicht auf Handelspartner wie Supermärkte und Drogerieketten gebe es hierzulande aber keine konkreten Pläne für eigene Onlineshops. Erwogen würden unter anderem automatische Nachbestellungen und erweiterte Dienstleistungen wie Buchungsplattformen für Friseurtermine.
Dafür reiht sich Henkel ein unter die Start-up-Finanzierer: Bis zu 150 Millionen Euro sollen in einen Wagniskapitalfonds fließen, der junge Firmen fördert. Geld lockermachen will der Firmenchef auch für Übernahmen: "Obwohl wir ein großes Unternehmen sind, gibt es noch viele Länder, wo wir noch nicht so präsent sind." So gebe es etwa in Asien vielerorts noch keine Henkel-Waschmittel. Erst im Juni war Henkel in den USA durch den Kauf des Waschmittelherstellers Sun Products für 3,2 Milliarden Euro zur Nummer 2 des US-Waschmittelmarkts aufgerückt. In Europa ist Henkel Marktführer.
Größter Umsatzbringer ist aber das Geschäft mit Klebstoffen. Auch hier investiert Henkel in die Zukunft: Erforscht werden Materialien für den 3-D-Druck. Gemeinsam mit niederländischen Architekten wurde bereits ein kleines 3-D-gedrucktes Haus realisiert.
Trotz der zunächst enttäuschten Investoren bescheinigen Analysten dem Management den richtigen Kurs, um sich auf einem schwierigen Markt behaupten zu können. "Die mitgeteilten strategischen Ziele sind nicht revolutionär. Aber die Henkel-Story ging nie um Revolution, sondern eher um Evolution", sagt Analyst Christian Faitz vom Investmenthaus Kepler Cheuvreux und erinnert damit an den Werbespruch der Düsseldorfer aus den 70er-Jahren: "Da weiß man, was man hat."