Der neue Henkel-Chef Hans Van Bylen nimmt mit steigenden Gewinnen im Rücken die Arbeit an der Spitze des Konsumgüterkonzerns auf. Sein zu Adidas wechselnder Vorgänger Kasper Rorsted hinterlässt dem neuen Lenker des Düsseldorfer Konsumgüterherstellers ein Gewinnplus, das im ersten Quartal höher ausfiel als Analysten erwartet hatten. Vor allem florierende Geschäfte mit Waschmitteln wie Persil, das Henkel in den USA und nun auch in Kanada auf den Markt gebracht hat, sowie Einsparungen im Geschäft mit Klebstoffen schoben die Erträge an. "Ich freue mich, dass ich eine sehr stabile Bilanz als Ausgangsposition habe", sagte der Belgier am Donnerstag in Düsseldorf. Van Bylen hatte am 1. Mai das Ruder in der Konzernzentrale übernommen.

"Henkel ist gut in das neue Geschäftsjahr gestartet", bilanzierte der 55-Jährige. 2016 erwarte er aber insgesamt ein "herausforderndes Umfeld", denn die Weltwirtschaft wachse nur verhalten, Unsicherheiten an den Märkten und ungünstige Wechselkursentwicklungen hielten an. Der Konzern habe sich aber erfolgreich dagegen gestemmt, er sei mit dem ersten Quartal "mehr als zufrieden".

Henkel legte von Januar bis März zu. Der Umsatz stieg um 0,6 Prozent auf 4,456 Milliarden Euro. Bereinigt um Wechselkurseffekte und Zukäufe stand ein Plus von 2,9 Prozent in den Büchern. Der Konzern habe Marktanteile gewonnen. Henkel schlug sich damit besser als der Konkurrent Beiersdorf, der mit einem Umsatzminus von knapp zwei Prozent ins Jahr gestartet war. Der Nivea-Hersteller hatte dies mit negativen Wechselkurseffekten begründet.

Der bereinigte operative Ertrag (Ebit) legte bei Henkel um 6,2 Prozent auf 751 Millionen Euro zu, der Überschuss nach Anteilen Dritter kletterte auf 525 (Vorjahr: 470) Millionen Euro. Analysten hatten einen Umsatz von 4,49 Milliarden Euro und ein bereinigtes Ebit von 731 Millionen Euro erwartet. Henkel-Aktien legten zunächst zu, verloren dann aber im Sog des fallenden Dax und notierten am Mittag mit einem Minus von knapp zwei Prozent bei 100,10 Euro.

VAN BYLEN MUSS NEUE STRATEGIE VORLEGEN - SUCHE NACH ZUKÄUFEN



Van Bylen bekräftigte die von seinem Vorgänger ausgegebene Jahresprognose, auch wenn diese "ehrgeizig" sei. Henkel rechne für 2016 weiter mit einem organischen Umsatzwachstum von zwei bis vier Prozent, die bereinigte Ebit-Marge sieht der Konzern bei 16,5 Prozent, beim bereinigten Ergebnis je Vorzugsaktie erwartet Henkel einen Zuwachs zwischen acht und elf Prozent.

Van Bylen arbeitet seit 1984 für Henkel, zuletzt verantwortete er im Vorstand den Kosmetikbereich, zu dem unter anderem die Marke Schwarzkopf gehört. Van Bylen muss nun mit seinen Vorstandskollegen an der neuen Strategie für die kommenden vier Jahre feilen, die er im November vorlegen will. In die Karten schauen ließ er sich noch nicht. Es komme nicht darauf an, Dinge anders zu machen als sein Vorgänger, sondern darauf, sie richtig zu machen, sagte er. Wie Rorsted schaut sich auch Van Bylen nach Möglichkeiten für Übernahmen um, denn Henkel sitzt auf prall gefüllten Kassen.

Reuters