Ein Minus von neun Prozent an einem Tag fällt selbst bei volatilen Tech-Werte ins Auge - bei dem Konsumgüterriese Henkel schockiert diese Anzeige auf der Kurstafel. Was ist da los? Der DAX-Konzern kündigte an, angesichts der lahmenden Entwicklung im Geschäft mit Kosmetika die Reißleine ziehen zu wollen. Das Kosmetik- und Waschmittelgeschäft solle in einer Sparte zusammengelegt werden, "um das Wachstums- und Margenprofil der Konsumgütergeschäfte nachhaltig zu stärken", kündigte der Düsseldorfer Konzern am Freitag an. Dabei sollen auch Stellen wegfallen. Das Management will dazu Gespräche mit den Arbeitnehmern aufnehmen. Henkel werde sich bald auch von Marken im Kosmetik-Bereich trennen: "Erste Maßnahmen im Beauty Care-Portfolio werden bereits im Laufe des Jahres 2022 umgesetzt." Die Kosten für den Umbau sollen zu einem späteren Zeitpunkt konkretisiert werden.

Durch die neue Struktur werde ein "breiteres Fundament geschaffen, um unser Portfolio weiter zu optimieren und aktiv zu gestalten und auf ein höheres Wachstums- und Margenprofil zu bringen", erklärte der seit Januar 2020 amtierende Henkel-Chef Carsten Knobel: "Wir wollen zudem erhebliche Synergien und Effizienzgewinne erzielen."

Der Kosmetikbereich erzielte 2021 ein organisches Wachstum von rund 1,4 Prozent - er lag damit deutlich hinter Klebstoffen und Waschmitteln. Analysten hatten immer wieder kritisiert, das Kosmetikgeschäft bei Henkel sei im Vergleich zu Konkurrenten wie L'Oreal zu klein und weniger profitabel.

Der Gesamtkonzern erzielte im vergangenen Jahr dank florierender Geschäfte in seinem Klebstoff-Bereich laut vorläufigen Zahlen einen Umsatz von gut 20 Milliarden Euro. Währungs- und portfoliobereinigt war das ein Plus von 7,8 Prozent. "Trotz eines sehr herausfordernden Geschäftsumfelds mit beispiellosen Störungen der globalen Lieferketten, Rohstoffknappheit und erheblich steigenden Preisen haben wir eine insgesamt gute Entwicklung erreicht, mit deutlichem organischen Wachstum, getragen von allen Unternehmensbereichen", sagte Knobel. Die bereinigte Umsatzrendite habe bei rund 13,4 Prozent gelegen - der Hersteller von Pritt, Persil und Schwarzkopf hatte 2021 bereits die Ziele für diese Kennzahl abgesenkt und zuletzt 13,5 Prozent angekündigt.

Henkel setzt sich neue Ziele


Für 2022 erwartet Henkel ein organisches Umsatzwachstum für den Konzern in der Bandbreite von zwei bis vier Prozent. Die bereinigte Umsatzrendite wird zwischen 11,5 und 13,5 Prozent gesehen - also deutlich unter dem mittelfristig anvisierten Wert. Grund sei die weiter angespannte Lage bei Rohstoffen, Materialien sowie in der Lieferkette, die zu erheblich höheren Kosten führe.

Vor dem Hintergrund des Umbaus gab Knobel neue mittel- bis langfristige Ziele bekannt. Für das organische Umsatzwachstum strebt er nun drei bis vier Prozent an - bisher waren es zwei bis vier Prozent. Die bereinigte Ebit-Marge solle rund 16 Prozent betragen. Darüber hinaus visiert Henkel ein Wachstum des bereinigten Ergebnisses je Vorzugsaktie (EPS) im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich an. Zudem kündigte Knobel einen Aktien-Rückkauf mit einem Volumen von bis zu einer Milliarde Euro an.

Einschätzung zur Henkel-Aktie


Die Umbau-Ankündigung und die Geschäftszahlen kamen am Markt nicht gut an. Der angekündigte Umbau könnte Einsparungen mit sich bringen.

Wir bleiben bei unserer Kauf-Empfehlung.

fh/rtr/dpa-AFX