Bereits vor Corona hatte Henkel zu kämpfen, die Virus-Krise hat nun ihr übriges getan. Das hatte der Hersteller von Marken wie Persil, Schwarzkopf oder Pritt vor allem im ersten Halbjahr beim Umsatz und Ergebnis zu spüren bekommen. Die Düsseldorfer litten insbesondere unter einem schwachen Klebstoff-Geschäft, zu dessen Kunden die kriselnde Automobilindustrie gehört. Daneben kam das Geschäft mit den Friseuren durch Lockdowns teilweise vollständig zum Erliegen. Diese Delle konnte der Dax-Konzern bis zum Jahresende nicht mehr ausbügeln. Weiterhin gut lief hingegen das Geschäft mit Wasch- und Reinigungsmitteln.
Zu den Markt-Schwierigkeiten kamen negative Währungseffekte hinzu. So fiel der bereinigte Umsatz um 0,7 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Henkel rechnete hier allerdings mit einem Verlust von bis zu zwei Prozent. Auch Analysten hatten ein organisches Umsatzminus von rund 1,3 Prozent geschätzt. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) sank 2020 um knapp 20 Prozent auf rund 2,6 Milliarden Euro - hier schlugen vor allem höher Investitionen in Digitalisierung und Innovationen zu Buche. Unterm Strich verbuchte der Beiersdorf-Konkurrent einen Gewinn von 1,4 Milliarden Euro. Das entspricht einem Minus zum Vorjahr von mehr als 32 Prozent.
Dividende bleibt dennoch stabil
Trotz Rückgängen in der Corona-Pandemie will der Konsumgüterhersteller eine stabile Dividende an die Aktionäre auszahlen. Der Dax-Konzern habe 2020 dennoch eine "insgesamt robuste Entwicklung" gezeigt, so der Henkel-Chef Carsten Knobel am Donnerstag. So soll für 2020 je Vorzugsaktie unverändert zum Vorjahr 1,85 Euro gezahlt werden. Der Vorschlag für die Dividende je Stammaktie liege bei 1,83 Euro.
Zurück auf Wachstumspfad
Im laufenden Jahr soll nun alles anders werden. Der Umsatz soll währungs- und portfoliobereinigt um zwei bis fünf Prozent zulegen. Die bereinigte operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) soll sich von 13,4 Prozent auf 13,5 bis 14,5 Prozent verbessern. Für das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie (EPS) bei konstanten Wechselkursen rechnet Henkel mit einem Anstieg in der Bandbreite von 5,0 bis 15,0 Prozent. Insgesamt bleibt der Syoss-Hersteller jedoch vorsichtig.
Das laufende Jahr dürfte herausfordernd werden, denn Henkel hatte bereits vor der Corona-Krise mit Problemen zu kämpfen. Investitionen sollten diese beheben. So hatte Knobel im März vergangenen Jahres angekündigt, das Markendickicht weiter zu lichten, in neue Produkte zu investieren, Prozesse zu verschlanken und einen stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit sowie Digitalisierung zu legen. Umsatz und Gewinn sollen daher mittelfristig wieder zulegen, so seine Prognose.
Die dpa-AFX-Experten, die sich seit vergangen Oktober mit Henkel befasst haben, stehen dem Unternehmen mehrheitlich neutral gegenüber. Henkel habe strukturelle Probleme und die fehlende Dynamik, mittelfristig die Wachstumsziele zu erreichen, so der UBS-Analyst Nik Olive. Der Experte hält daher weitere Investitionen für notwendig. Insgesamt seien aber die Aussichten der europäischen Konsumgüterkonzerne für 2021 wegen der eher schwächeren Vorjahreswerte positiv.
Das Analysehaus Jefferies hat die Einstufung für Henkel nach den Jahreszahlen auf "Hold" mit einem Kursziel von 89 Euro belassen. Analyst Martin Deboo sprach in einer ersten Reaktion am Donnerstag auch angesichts des Ausblicks von einem soliden Bericht zum Ende eines harten Jahres.
Unsere Einschätzung zur Henkel-Aktie
Der Ausblick und die stabile Dividende kamen am Markt zunächst gut an. Vorbörslich legte die Henkel-Vorzugsaktie um 0,5 Prozent zu und kostet fast 84 Euro. Nach Börseneröffnung drehte die Aktie in einem allgemein schwachen Marktumfeld ins Minus. Das Papier gehört wie viele andere Konsumgüterhersteller allerdings zu den Verlierern der Corona-Pandemie.
Charttechnisch betrachtet läuft es nicht allzu rund für die Henkel-Aktie. Bereits vor dem Corona-Crash bröckelte der Kurs vom Rekordhoch bei knapp 130 Euro Mitte 2017 stetig ab. Im Februar 2020 brach das Papier dann im Zuge des weltweiten Crashs auf knapp unter 70 Euro ein. Noch heute ist die Aktie fast 13 Prozent von ihrem Vorkrisen-Niveau entfernt. Damit performed der Kurs aber besser als der des Konkurrenten Beiersdorf, der knapp ein Fünftel hinter dem Kurs von Februar 2020 notiert. Trotz der jüngsten Verluste steht bei der Vorzugsaktie in den vergangenen zehn Jahren aber immer noch ein Plus von knapp 110 Prozent auf dem Kurszettel.
Henkel ist derzeit an der Börse rund 34 Milliarden Euro wert und damit deutlich mehr als der kleinere Konkurrent Beiersdorf, der auf 21 Milliarden Euro kommt. An den Wert der europäischen Rivalen Unilever oder Reckitt Benckiser kommen die Düsseldorfer aber nicht ran.
Das Kapital von Henkel ist in 178 Millionen Vorzugsaktien und knapp 260 Millionen Stammpapiere geteilt, die zu knapp 62 Prozent der Familie Henkel gehören. Das Paket der Familie ist derzeit rund zwölf Milliarden Euro wert.
Anleger zeigten sich enttäuscht von der zunehmenden Wachstumsschwäche des Konzerns. Investitionen, die das Wachstum ankurbeln sollten, zahlten sich nicht so rasch aus wie erhofft und drückten zudem auf die Profitabilität. Wir bleiben bei unserer Halten-Empfehlung.
Mit Material von dpa-AFX