Henkel werde die "Geschäfte in Russland mit Einschränkungen zunächst fortführen", erklärte die Aufsichtsratsvorsitzende Simone Bagel-Trah am Montag auf der digital geführten Hauptversammlung. "Das wird in der Öffentlichkeit zum Teil sehr kritisch gesehen. Daher ist es mir wichtig zu betonen, dass wir alle geltenden Sanktionen in vollem Umfang anwenden."
Vor rund einem Monat seien bereits alle Investitionen sowie Werbe- und Sponsoringmaßnahmen gestoppt worden. "Selbstverständlich werden wir auch die aktuellen Entwicklungen sehr aufmerksam verfolgen und unsere nächsten Entscheidungen und Maßnahmen anpassen", so Bagel-Trah. Firmenchef Carsten Knobel betonte die Verantwortung des Konzerns für die rund 2500 Mitarbeiter in Russland. "Ein Stopp unserer russischen Geschäfte kann weitreichende Konsequenzen haben. Auch für unsere Mitarbeiter vor Ort." Es bestehe die Gefahr, dass ausländische Unternehmen von der russischen Regierung enteignet und die lokalen Manager haftbar gemacht werden, wenn sie die Geschäfte einstellen.
Aktionärsvertreterin Jella Benner-Heinacher von der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) hatte zuvor das anhaltende Henkel-Engagement in Frage gestellt. "Auch wenn die dort vertriebenen Henkel-Produkte aktuell auf keiner EU-Sanktionsliste stehen, setzt sich die Gesellschaft damit zunehmend öffentlicher Kritik aus", warnte sie. Es stelle sich die Frage, ob der Konzern damit nicht einen erheblichen Reputationsschaden erleide.
Mit rund 2500 Mitarbeitern an elf Produktionsstandorten erwirtschaftet Henkel in Russland rund eine Milliarde Euro. Der Konzern hatte nach dem Angriff auf die Ukraine alle Investitionen in Russlang gestoppt. Produkte des täglichen Bedarfs wie Haushalts- und Körperpflegeprodukte liefern die Düsseldorfer aber bislang weiter.
FINANZVORSTAND BEZEICHNET ZIELE FÜR 2022 ALS AMBITIONIERT
Für 2022 erwartet der Hersteller von Pritt und Persil - wie im Januar angekündigt - ein organisches Umsatzwachstum von konzernweit zwei bis vier Prozent. Die bereinigte Umsatzrendite soll zwischen 11,5 und 13,5 Prozent liegen.
Vor dem Hintergrund der nicht einschätzbaren Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der rasant steigenden Rohstoffkosten seien die Jahresziele "ambitioniert", sagte Finanzvorstand Marco Swoboda. Wie schon im vergangenen Jahr dürften die Kostensteigerungen mit rund einer Milliarde Euro zu Buche schlagen. "Auf den weiteren Kostendruck werden wir mit weiteren Preis- und Effizienzmaßnahmen reagieren", kündigte Swoboda an.
Am 5. Mai will der Vorstand mit der Quartalsbilanz Details zu Kosteneinsparungen und Aufwendungen bei der geplanten Zusammenlegung der Bereiche Kosmetik und Waschmittel veröffentlichen. Er erhofft sich Synergieeffekte insbesondere in den Bereichen Verwaltung, Vertrieb, Marketing, Produktion und Logistik. "Im neuen Unternehmensbereich Consumer Brands wird Henkel das Wachstum und die Profitabilität des Konsumgütergeschäftes inklusive der Beautycare-Kategorien und des Henkel-Konzerns insgesamt vorantreiben", versicherte Knobel.
rtr