In dieser Liste befinden sich übrigens auch insgesamt fünf deutsche Titel, obwohl der deutsche Aktienmarkt grundsätzlich positiv beurteilt wird. Der Deutschland-Vertreter mit dem größten Abwärtspotenzial gegenüber den derzeit gültigen Kursen wird auf den nachfolgenden Seiten ebenso wie vier andere skeptisch eingeschätzte europäische Titel etwas näher vorgestellt. In der Spitze liegen die Kursziele um 46 Prozent über den momentan gültigen Notierungen.
Bei den vier anderen deutschen Aktien, die in der Negativliste vertreten sind, stammen mit BASF (WKN: BASF11, 72,69 Euro) und Deutsche Börse (WKN: 581005, 80,73 Euro) zwei aus dem Leitindex DAX, die jeweils mit einem Untergewichten-Urteil versehen sind.
Bei der Deutschen Börse liegt das Kursziel mit 78,00 Euro aber nur leicht unter den derzeitigen Notierungen. Beim Chemiekonzern BASF ist das Kursziel mit 66,0 Euro noch etwas weiter entfernt, aber der Abstand hat sich nach den jüngst erlittenen Verlusten schon etwas verringert gegenüber dem Zeitpunkt der Drucklegung der Studie. Im europäischen Chemiesektor wird die Aktie aber als am uninteressantesten eingestuft. Bei einem vom Analystenkonsens für 2015 erwarteten Ergebnis je Aktie von 5,02 Euro rechnet JPMorgan für 2016 und 2017 mit 4,93 Euro sowie 5,09 Euro und somit mit keinerlei Gewinndynamik. Die im Bereich der allgemeinen Finanzdienstleister als am wenigsten aussichtsreich beurteilte Deutsche Börse würde zwar als Profiteur von steigenden Zinsen gesehen, doch damit sei vorerst in Europa nicht zu rechnen, heißt es. Als Kursziel werden hier 78 Euro genannt, obwohl dem Börsenbetreiber für 2016 und 2017 Gewinne je Aktie zugetraut werden, die mit 4,7 und 5,2 Euro deutlich über den vom Analystenkonsens für 2015 erwarteten 4,15 Euro liegen würden.
Ebenfalls als schwächste Vertreter in ihren jeweiligen Branchen werden die Software AG (WKN: 330400, 26,565 Euro) und die Fraport AG (WKN: 577330, 58,16 Euro) eingestuft. Das Kursziel liegt bei Fraport mit 56,00 Euro aber nur unwesentlich über den aktuellen Notierungen und das ist auch bei der Software AG mit 25,00 Euro der Fall. Beim Flughabenbetreiber Fraport wird gegenüber den vom Analystenschnitt für das laufende Jahr erwarteten Gewinn von 3,00 Euro von JPMorgan zwar eine Verbesserung auf 3,62 und 4,04 prognostiziert, trotzdem fehlt es nach Einschätzung der Analysten derzeit aber an einem Kurskatalysator. Bei dem im TecDAX enthaltenen Software-Spezialisten Software AG will man erst sehen, ob sich die intern gehegten Wachstumshoffnungen erfüllen. Bei JPMorgan wird derzeit gegenüber der allgemeinen Gewinnerwartungen von 1,92 Euro auf 2,11 und 2,20 Euro in den beiden nächsten Jahren gerechnet, doch das reicht offenbar nicht aus für eine bessere Beurteilung der Aktie.
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Von JPMorgan am wenigsten bevorzugte europäische Aktie Nummer fünf: Carlsberg A/S (WKN: 854095, 594,50 dänische Kronen, 82,309 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 07.12.)
Mit der ersten Aktie, die aus der Negativliste steht, war bereits in den vergangenen Jahren kein Staat mehr zu machen. Denn der Kurs von Carlsberg notiert letztlich auf einem bereits vor Jahren gültigen Niveau. Doch wenn die Analysten von JPMorgan Recht behalten, dann kann aus einem Seitwärtstrend demnächst auch ein Abwärtstrend werden. Das Kursziel für die mit Untergewichten eingestufte dänische Brauerei liegt jedenfalls mit 480 dänischen Kronen um gut 19 Prozent unter den aktuellen Notierungen.
Im europäischen Getränkesektor stuft Analyst Komal Dhillon Carlsberg unter anderem wegen der Aktivitäten in Russland als am uninteressantesten ein, weil der dortigen Biermarkt mit strukturellen Überkapazitäten und einer Fragmentierung zu kämpfen habe. Außerdem wachse der Anteil an den kaum wachsenden Märkten in Nord- und Westeuropa. Insgesamt kommen aus Ost- und Westeuropa mehr als 70 Prozent des Konzerngewinns.
Weitere Ergebnisverbesserungen würden an den in Aussicht gestellten drastischen Kosteneinsparungen hängen. Aber ob sich diese nach bereits vorgenommenen Maßnahmen zur Effizienzsteigerung noch realisieren lassen, sei abzuwarten. In China hätten sich Geschäftshoffnungen nicht wie angenommen eingestellt und wenn man jetzt in Asien zukaufen wolle, dann gebe es kaum noch interessante Ziele oder sie seien nur sehr teuer zu bekommen. Außerdem verfügt Carlsberg nur über eingeschränkte finanzielle Spielräume, wie der Vorstand jüngst durchblicken ließ.
In den vergangenen Wochen hat sich der Kurs dennoch erholt, was neben der allgemeinen Markterholung sicherlich auch mit der Ankündigung zu erklären ist, mit Hilfe eines neuen Strategieplanes in Russland, China und Großbritannien aufräumen zu wollen. Das dürfte auch nötig sind, ist die weltweit viertgrößte Brauerei doch im dritten Quartal durch Abschreibungen auf russische Marken und Vermögenswerte in China unerwartet mit 4,5 Milliarden Kronen in die roten Zahlen gerutscht. Im Vorjahresquartal hatte der Konzern unter dem Strich noch 2,1 Milliarden Kronen verdient. Im Gesamtjahr rechnet Carlsberg mit einem leichten Rückgang des organischen operativen Gewinns. JPMorgan sieht das Ergebnis je Aktie 2016 bei 34,41 Kronen und 2017 bei 37,76 Kronen. Damit ergibt sich für das übernächste Jahr ein KGV von 15,7.
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Von JPMorgan am wenigsten bevorzugte europäische Aktie Nummer vier: Wolters Kluwer N.V. (WKN: A0J2R1, 32,065 Euro)
Skeptisch zeigt sich JPMorgan auch gegenüber Wolters Kluwer, wird diese Aktie im Medienbereich doch als am wenigsten bevorzugt eingestuft. Der Kursverlauf bei den zu den Top 4 europäischen Medienkonzernen zählenden niederländischen Wissens- und Informationsdienstleistungskonzern (Schwerpunkte in den Bereichen Recht, Wirtschaft und Steuern) gibt für diese Vorbehalte bisher allerdings keinen Anlass. Vielmehr hat die Notiz seit Mitte 2012 ausgehend von 11,49 Euro eine schöne Aufwärtsbewegung hingelegt hat.
Kennzeichnend für die Geschäfte dieses Unternehmens ist eine hohe Abonnenten-Treue, die zu einer hohen Erneuerungsquote bei Vertragsende führt. Außerdem ist die Abhängigkeit vom Werbemarkt niedrig, was ein starkes Geschäftsrisikoprofil nach sich zieht. Der Umsatzanteil der zyklischen Werbeanzeigen ist mit weniger als 20 Prozent jedenfalls relativ gering. Regional generiert Wolters Kluwer mehr als die Hälfte der Umsätze in Nordamerika und 39 Prozent in Europa.
Für das dritte Quartal hat die Gesellschaft ein gutes Trading-Statement vorgelegt (Konzernumsatz vor Währungseffekte plus drei Prozent und organisch ebenfalls plus drei Prozent). Per Ende September ist dabei der Digitalisierungsgrad der Medieninhalte weiter gestiegen und betrug gemessen an den Konzernerlösen 71 Prozent. Die positive Entwicklung in diesem Bereich hilft dabei, die rückläufigen Print-Inhalte zu kompensieren
JPMorgan steht dem 1987 aus der Fusion der Verlage Kluwer und Wolters-Samson hervorgegangenen Konzern dennoch skeptisch gegenüber, was vor allem mit der Einschätzung einer relativ anspruchsvollen Bewertung zu erklären ist. Das KGV wird auf Basis des für 2016 auf 1,97 Euro geschätzten Gewinns je Aktie mit 16,3 als relativ anspruchsvoll bezeichnet, zumal auch die Dividendenrendite mit rund 2,3 Prozent nicht übermäßig üppig ausfalle.
Innerhalb der Branche sei es jedenfalls möglich, etliche andere Titel zu finden, die deutlich günstiger bewertet seien und auch über ein besseres Wachstumsprofil verfügten. Auch werden die Aktivitäten im Bereich Europäisches Recht als nicht sehr attraktiv bezeichnet. Vor diesem Hintergrund wird dem mit Untergewichten eingestuften Wert nur ein Kursziel von 22,70 Euro zugebilligt, was um 29,2 Prozent unter den derzeit gültigen Kursen liegt.
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Von JPMorgan am wenigsten bevorzugte europäische Aktie Nummer drei: Veolia Environement S.A. (WKN: 501451, 22,055 Euro)
Orientiert man sich als neutraler Beobachter nur am Chartbild, dann stellt sich bei Veolia Environement die Frage, warum JPMorgan ausgerechnet in diesem Titel den schwächsten Vertreter aus dem europäischen Versorgersektor sieht. Schließlich hat sich der zuvor arg gebeutelte Kurs seit Ende 2012 fast verdreifacht und bei Notierungen nahe an Mehrjahreshochs ist der seitdem bestehende Aufwärtstrend auch nach wie vor uneingeschränkt intakt.
Geschäftlich gesehen sind bei Veolia die Aktivitäten relativ gleichmäßig auf die Sparten Wasser- und Abfallwirtschaft, Transport und Energiedienstleistungen verteilt. Die im französischen Leitindex CAC 40 enthaltene Gesellschaft erzielt dabei rund 60 Prozent der Umsätze außerhalb Frankreichs. Ein Manko stellen hohen Aufwendungen für Erhaltungsinvestitionen dar, die momentan keine Free Cash Flow-Generierung ermöglichen. Zudem wird der Cash Flow durch Margenrückgänge und Dividendenzahlungen belastet, wie die Landesbank Baden-Württemberg erklärt. Dafür sind die Urbanisierung und eine wachsende Regulierung weltweit zu beobachtende Trends, von denen Veolia profitiert. Der Abfallbereich ist bei Volumina und Recyclingpreisen als konjunktursensibel einzustufen.
Die Zahlen für das dritte Quartal sind überzeugend ausgefallen, wobei dazu vor allem die die Integration und Vollkonsolidierung des Energie-Dienstleisters Dalkia International beigetragen hat. In den ersten neun Monaten stieg der Umsatz um 6,1 Prozent auf 18,3 Milliarden Euro und der Gewinn vor Steuern und Zinsen kam um 23,5 Prozent auf 942 Millionen Euro voran.
Die Analysten von JPMorgan trauen der Aktien aber trotzdem wenig zu, auch weil sie das Abfallgeschäft in Europa vor keinem neuen Aufschwung sehen. Die weitere Entwicklung des Konzerns hänge auch von der Investitionstätigkeit ab, doch diese werde durch die Dividendenpolitik (erwartet wird verglichen mit 2015 bis 2017 eine um 17 Prozent höhere Ausschüttung) gebremst. Dem Versuch, Wachstum mit Zukäufen zu erreichen wird auch aufgrund von negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit als kritisch eingestuft. Kostensenkungspläne, zu denen am 15. Dezember bei einem Anlegertag Details vorgelegt werden sollen, dürften keine entscheidend neuen Impulse mehr bringen.
Beim Gewinn je Aktie wird für 2016 und 2017 mit 0,77 und 0,86 Euro gerechnet. Das liegt deutlich unter dem Analystenkonsens, der sich für diese beiden Jahre bei 1,04 und 1,25 Euro bewegt. Wie skeptisch der Titel derzeit bei JPMorgan gesehen wird, zeigt sich an einem Kursziel von 12,00 Euro, das extreme 45,6 Prozent unter den aktuellen Notierungen liegt.
Auf Seite 5: Von JPMorgan am wenigsten bevorzugte europäische Aktie Nummer zwei
Von JPMorgan am wenigsten bevorzugte europäische Aktie Nummer zwei: Rolls Royce Holdings Plc. (WKN: A1H81L, 6,105 Pfund, 8,634 Euro)
Ebenfalls sehr happig fällt das Abwärtspotenzial aus, das JPMorgan bei Rolls Royce wittert. Ein Kursziel von 4,05 Pfund würde bei einer Erreichung dieser Vorgabe einem Rückgang von fast 34 Prozent entsprechen. Anders als bei Veolia lässt sich bereits beim Blick auf den Chart erkennen, warum hier Skepsis angebracht scheint. Gegenüber einem Anfang 2012 noch gültigen Stand von 12,89 Pfund hat die Notiz jedenfalls bereits deutlich eingebüßt und der mit Untergewichten eingestufte Titel bewegt sich somit in einem bestehenden Abwärtstrend.
Das passt zum Geschäftsverlauf, denn die Ergebnisaussichten haben sich zuletzt weiter eingetrübt. Zum bereinigten Vorsteuergewinn im Gesamtjahr hieß es unlängst, dieser werde voraussichtlich nur noch am unteren Ende der Prognosespanne von 1,33 und 1,48 Milliarden britischen Pfund ausfallen. Auch den Ausblick auf 2016 bezeichnete der erst seit Juli amtierende Vorstandschef als sehr herausfordernd. Zudem hieß es, eine Dividendenkürzung sei nicht ausgeschlossen, nachdem bereits im Sommer ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von einer Milliarde Pfund gestoppt wurde, obwohl es erst zur Hälfte abgeschlossen war.
Die Stimmung rund um die Rolls-Royce Holdings ist derzeit so schlecht, dass sich inzwischen sogar die Verantwortlichen beim Autobauer Rolls-Royce Motor Cars Sorgen machen, die Probleme bei dem gleichnamigen Unternehmen könnten das eigene Image belasten. Denn selbst 15 Jahre durch die Übernahme durch BMW wird der Autohersteller oft noch immer mit dem britischen Triebwerks-Spezialisten in Verbindung gebracht. Die Rolls-Royce Holdings stellt aber keine Autos her, sondern liefert unter anderem Triebwerke für Boeing und Airbus. Die Luftfahrsparte hat aber ein Kostenproblem und die Nachfrage in der Marinesparte schwächelt.
Trotz der aktuell bestehenden Schwierigkeiten hält der Vorstand wenig davon, gesamte Geschäftsbereiche aufzugeben. JPMorgan sieht den Motorenbauer gleich für die nächsten Jahre mit Gegenwind konfrontiert und rechnet folglich nicht mit einem schnellen Ende der Probleme. Das kommt auch in den Gewinnschätzungen zum Ausdruck, die für 2016 einen deutlichen Rückgang auf 29,3 Pence vorsehen. Auf dieser Basis sei der Titel im europäischen Luftfahrt- und Verteidigungssegment noch immer der teuerste Titel gemessen am KGV und am bereinigten Unternehmenswert zum EBITDA.
Auf Seite 6: Von JPMorgan am wenigsten bevorzugte europäische Aktie Nummer eins
Von JPMorgan am wenigsten bevorzugte europäische Aktie Nummer eins: Henkel AG & Co. KGaA Vorzüge (WKN: 604843, 106,40 Euro)
Nicht ganz so dramatisch wie bei Veolia und bei der Rolly Royce Holding fällt das JPMorgann-Kursziel für Henkel aus. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der mit einem Untergewichten-Urteil versehene DAX-Vertreter unter den Aktien aus dem europäischen Haushaltsgütersektor für am uninteressantesten gehalten wird. Außerdem weist Henkel unter den insgesamt fünf deutschen Titeln, die in der 30-köpfigen Negativliste für 2016 enthalten sind, das größte Abwärtspotenzial auf.
Konkret wird das Kursziel auf 95 Euro beziffert. Das bewegt sich um fast elf Prozent über den aktuellen Notierungen und mit diesem Kursziel ist JPMorgan deutlich skeptischer als der Analystenkonsens, der den fairen Wert der Aktie bei 108 Euro sieht. Allerdings sei daran erinnert, dass der Titel im September bei einem Schwächeanfall bis auf unter 88 Euro gesunken war. Zuletzt hatte sich der Titel aber charttechnisch gesehen wieder freigekämpft und es sah er danach aus, als ob mittelfristig ein Angriff auf das im April bei 115,20 Euro markierte Rekordhoch folgen sollte.
Beflügelt wurden die Anteilsscheine des deutschen Konsumgüterkonzerns in den vergangenen Wochen neben dem allgemeinen Marktaufschwung durch einen zuversichtlicheren Ergebnisausblick. Nach guten Geschäftszahlen für das dritte Quartal wird mit Blick auf das Gesamtjahr beim Gewinn je Aktie nun ein Plus von mehr als zehn Prozent angestrebt, nachdem zuvor von rund zehn Prozent die Rede war. Besonders gut läuft dabei derzeit das Geschäft mit Wasch- und Reinigungsmitteln, während das Klebstoffgeschäft wegen einer nachlassenden Entwicklung in China zurückhinkt.
JPMorgan ist dennoch zurückhaltend eingestellt, was nicht zuletzt mit Bewertungsüberlegungen begründet wird. Bei einem geschätzten KGV von 23 gebe es einen Bewertungsaufschlag gegenüber den im Schnitt mit einem KGV von 20 ausgestatteten Wettbewerbern. Das lasse sich zwar mit der weit verbreiteten Annahme eines weiterhin robusten Wachstums erklären, aber die hauseigenen Analysten sind bei diesem Punkt eben etwas skeptischer gestimmt als der Marktdurchschnitt. Für 2016 rechnen sie mit einem herausfordernden Marktumfeld was sich auch in einer Schätzung für den Gewinn je Aktie von 4,80 Euro widerspiegelt, das verglichen mit 2015 praktisch nur auf der Stelle treten würde.