Der deutsche Rüstungskonzern Hensoldt hebt die Prognose für Umsatz und Gewinn an. Dadurch sehen Analysten ein Kurspotenzial von 30 bis 50 Prozent. Doch so überraschend reagiert die Aktie. Von Wolfgang Ehrensberger
Der Rüstungskonzern Hensoldt hat auf einem Kapitalmarkttag in London seine kurz- und mittelfristigen Umsatzziele aufgrund milliardenschwerer Bundeswehr-Aufträge angehoben. Das sorgte am Mittwoch für einen Anstieg der Aktie von über vier Prozent auf 22,25 Euro. Das Unternehmen aus Taufkirchen bei München rechnet demzufolge im kommenden Jahr mit einem Umsatzanstieg von sieben bis zehn Prozent und in den beiden Folgejahren mit jährlichen Wachstumsraten von zehn Prozent. "Wir sind zuversichtlich, dass wir langfristig unseren Umsatz alle fünf Jahre verdoppeln können", erklärte Vorstandschef Thomas Müller. Im laufenden Jahr peilt Hensoldt einen Umsatz von 1,7 (2021: 1,5) Milliarden Euro an.
Grund seien neue Aufträge aus dem 100 Milliarden Euro schweren Sondervermögen der Bundeswehr. Hensoldt stellt Radar- und optoelektronische Systeme her. Die frühere Airbus-Rüstungselektronik-Sparte ging im September 2020 an die Börse. Die Aktie liegt im Jahresvergleich 83 Prozent im Plus und hat vor allem vom Ausbruch des Russland-Ukraine-Kriegs profitiert.
Analysten zufolge sind die Zahlen des Rüstungskonzern solide. JP Morgan, Deutsche Bank, Warburg und Morgan Stanley sehen für die Hensoldt-Aktie derzeit ein Kurspotenzial von 30 bis 50 Prozent.
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Einschätzung zur Hensoldt-Aktie
Der Auftragsbestand hat sich seit 2019 auf 5,3 Milliarden Euro mehr als verdoppelt, weil Staaten auf die neuen Bedrohungen reagieren. In den nächsten Jahren rechnet Hensoldt damit, dass der Auftragseingang deutlich schneller wächst als der Umsatz. "Der Verteidigungsmarkt wächst enorm aufgrund des Superzyklus der Verteidigungsindustrie, verstärkt durch die aktuelle sicherheitspolitische Lage und in Deutschland auch aufgrund des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens", sagte Müller. Die Verteidigungselektronik werde dabei in den kommenden Jahren überdurchschnittlich zulegen, weltweit bis 2027 um acht Prozent. Allein von 2023 bis 2027 stünden für das Unternehmen relevante Ausschreibungen über 30 Milliarden Euro an, erklärte Hensoldt.
Die wachsende Nachfrage nach Rüstungsgütern soll sich auch in der Umsatzrendite niederschlagen. Für 2023 erwartet Hensoldt eine bereinigte operative Marge von 19 (2021: 19,4) Prozent, bis 2025 sollen es mehr als 19 Prozent werden. Mit den Gewinnen will Hensoldt seine Schulden schneller abbauen als geplant. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren: Künftig sollen 30 bis 40 Prozent des bereinigten Nettogewinns als Dividende ausgeschüttet werden. Für 2022 hatte Hensoldt eine Quote von 20 Prozent in Aussicht gestellt.
(mit Material von Reuters).