Allerdings verwies er auch auf den bereits vergleichsweise hohen Goldpreis, der gemeinsam mit einer zuletzt mauen Konjunktur in wichtigen Nachfrageländern wie China und Indien die weitere Preisentwicklung dämpfen werde.
Zum Jahreswechsel sei ein für den Goldpreis "typischer saisonaler Anstieg" zu beobachten gewesen, der Ende Dezember eingesetzt habe, sagte Ritter. Gleichzeitig habe die jüngste Eskalation der politischen Lage im Nahen Osten eine Flucht in sichere Anlagen ausgelöst, die den Goldpreis zu Beginn des Jahres bis auf 1611 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) steigen ließ, und damit auf den höchsten Stand seit 2013. In Euro erreichte die Unze im Januar ein Rekordhoch bei 1443 Euro.
Zuletzt stütze erneut eine Flucht in sichere Anlagehäfen den Goldpreis, nachdem an den Finanzmärkten die schnelle Ausbreitung des Coronavirus verunsicherte. Das Edelmetall wurde am Dienstag bei 1580 Dollar je Feinunze gehandelt. Auch im weiteren Verlauf des Jahres dürften globale Risiken den Goldpreis nach Einschätzung der Heraeus-Experten stützen. Sie erwarten den Preis für das Edelmetall zwischen 1400 und 1700 Dollar.
Als Stütze für den Goldpreis könnte sich auch die Präsidentschaftswahl in den USA im Herbst erweisen. Chefhändler Ritter verwies in diesem Zusammenhang auf das Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump. Darüber hinaus dürfte der Goldpreis auch von der Geldpolitik in den USA profitieren. Die Heraeus-Experten wollten eine erneute Zinssenkung in den USA im Verlauf des Jahres nicht ausschließen.
Nachdem die Nachfrage nach Gold in Deutschland Ende 2019 ungewöhnlich hoch gewesen sei, sei zu Beginn des neuen Jahres ein Abflauen der Nachfrage zu beobachten, sagte Ritter weiter. Seiner Einschätzung nach sind ein Teil der politischen Risiken bereits am Goldmarkt eingepreist. Zum Jahreswechsel traten in Deutschland neue Regelungen zur Bekämpfung von Geldwäsche in Kraft.
Erst bei einer neuen Zuspitzung globaler Risiken rechnet Heraeus mit einem weiteren kräftigen Anstieg des Goldpreises. Das Rekordhoch von 1920 Dollar je Feinunze aus dem Jahr 2011 liegt aber nach Einschätzung der Heraeus-Experten außer Reichweite. Ein derart starker Anstieg sei nur im Fall einer systemischen Krise denkbar, sagte Ritter und diese sei derzeit "nicht in Sicht".
dpa-AFX