Aber so einfach, wie es aussieht, ist die Sache nicht. Denn wenn Unternehmen X die Löhne senkt bzw. nicht oder nur wenig erhöht, wird unternehmen Y das im Zuge seiner Wettbewerbsfähigkeit über kurz oder lang ebenfalls tun. Und Unternehmen Z wird folgen.
Im Zuge der Globalisierung, die die westlichen Industrieunternehmen mit erheblich kostengünstiger produzierenden Konkurrenten konfrontiert hat, hat sich das Problem natürlich internationalisiert. Das heißt: Wer es als Staat in Euro-Europa zu etwas bringen will und wem wegen der vor Einführung des Euro offenstehenden Möglichkeit einer Abwertung seiner Währung die Hände gebunden sind, der muss vor allem auf der Kostenseite etwas tun. Und das bedeutet, dass er die Löhne der Arbeitnehmer, die Renten und andere staatliche Transferleistungen senken muss.
Tun das alle - und alle tun das - ist der Effekt ein ganz einfacher: Die Preise sinken, die Einkommen ebenfalls. Schließlich will jeder in dieser Spirale ein wenig "wettbewerbsfähiger" als der andere sein.
Dass dieser subgeniale Kurs, betrieben hierzulande vor allem von der tapferen Troika und der vom Bundeskanzleramt vertretenen Austeritätspolitik, letztlich via Kaufkraftverlust der Verbraucher sowohl den Weg in die Deflation als auch den wirtschaftlichen Niedergang forciert, ist an sich gar nicht so kompliziert, sondern von geradezu majestätischer Einfachheit. Wer "Wachstum" will, muss anders denken. Und wer bei Andersdenken angekommen ist, sollte einmal über die Wachstumsidee nachdenken.
Ein Sechstel der Deutschen, so das Stat. Bundesamt gestern, lebt in Armut. Und die Anzahl derer, die der "verlorenen Generation" angehören (Kinder und Jugend) schnellt nach ebenfalls gestern veröffentlichten Daten von UNICEF gerade in den reichste Staaten der Welt geradezu dramatisch nach oben. Andere Zahl: Immer mehr der deutschen Studenten interessieren sich die Bohne für Politik. Die sgn. Elite verdummt. Und liefert sich damit denen aus, die sich selbst dafür und Geld für das Maß aller Dinge halten.
Auf Seite 2: BlackRock: Heu ohne Ende, aber keine Schrecke
BlackRock: Heu ohne Ende, aber keine Schrecke
Nach meinem Beitrag der vergangenen Woche, in dem ich darauf hinwies, dass sich die EZB als Berater für ihr Anleihekaufprogramm mit dem US-Finanzgiganten BlackRock einen weiteren Interessenkonflikt aufgehalst hat, der auf Seiten BlackRocks nicht minder groß sein dürfte, legte das in Deutschland für das Unternehmen tätige PR-Unternehmen Einspruch ein und ersuchte mich - auf dankenswert sympathische Weise - um eine Richtigstellung. Weder sei BlackRock eine Schattenbank geschweige denn ein Hedgefonds bzw. eine "Heuschrecke", zudem werde das Finanzhaus auch umfassend kontrolliert.
Erst einmal bat ich BÖRSE ONLINE, den Artikel offline zu stellen, bevor mir von dort vorgeschlagen wurde, die genannten streitigen Termini aus dem Text zu nehmen und dem Wunsch nachzukommen, BlackRock als Vermögensverwalter zu bezeichnen. Und so haben wir’s gemacht, ich habe meinerseits das Unternehmen allerdings um ein Interview gebeten. Willigt das Unternehmen ein, werden Sie den Text hier und natürlich in meinem kostenlosen Samstags-Newsletter zu lesen bekommen. Falls nicht, bleibt Näheres im Schatten. Erst einmal.
Was nun eine Schattenbank ist oder nicht, wird im Allgemeinen so definiert, dass es sich dabei um ein Unternehmen handelt, das bankenähnliche Geschäfte betreibt, ohne eine Bank mit einer entsprechenden Lizenz zu sein und ohne wie eine Bank kontrolliert oder gar einem "Stresstest" unterzogen zu werden. Das Problem dabei: Je stärker die Regierungen die Banken an die Kandare zu legen versuchen, umso mehr Kapital wandert von hier in den weniger stark regulierten Bereich ab. So hat sich das Anlagevolumen der Schattenbanken nach Daten des in Basel ansässigen Finanzstabilitätsrats (FSR) allein von 2003 bis 2012 verzehnfacht. Rund ein Viertel aller Finanztransaktionen läuft heute über diese Unternehmen, deren Verflechtung mit den Geschäftsbanken natürlich auch Risiken für diese mit sich bringt - wie zuletzt in der Finanzkrise. Risiken aus dem weniger stark regulierten Finanzmarktbereich können damit jederzeit auf den regulierten übergreifen.
Dass sich ausgerechnet die EZB dieses in meinen Augen sehr fragwürdige "Geschäftsmodell" zu eigen macht und eine Allianz mit BlackRock eingeht, das ist das Problem. Und ob BlackRock als renditeorientierter Vermögensverwaltung die mit der EZB ausgehandelte und zugesagte Trennung des ureigenen operativen Geschäfts von der Beraterfunktion wirklich sauber trennen wird, ist eine zweite Frage, deren Antwort noch niemand kennt. Immerhin: Wie ich am Dienstag erfuhr, wird die AfD gegen den Kauf von "Asset backed Securities" (ABS) durch die EZB Klage erheben, da die Notenbank nach ihrer Sicht (erneut) ihre Kompetenzen überschreitet. Womit die neue Partei auch hier m. E. wieder alles andere als daneben liegt.
Auf Seite 3: DAX: Gegenangriff mit unklarem Ausgang
DAX: Gegenangriff mit unklarem Ausgang
Der Jubel über den vermaledeiten Stresstest, von dem mir so ziemlich jede meiner Insiderquellen sagt, dass er ein gar nicht einmal schlechter Witz war, war am Montag kurzlebig. Gestern hingegen griffen die Akteure wieder zu, wenn auch unter bemerkenswert dünnen Umsätzen. Welche Rolle die bis zum Beweis des Gegenteils als Nicht-Schattenbank geltende BlackRock gspielt hat, weiß man nicht. Aber man weiß, dass das Unternehmen der größte Aktionär am deutschen Markt ist. Wie solide die Banken sind, wer weiß das schon? Branchenprimus Deutsche Bank beispielsweise meldete heute Morgen für das dritte Quartal einen Verlust von 92 Mill. Euro. Nicht weil das Geschäft schlecht gelaufen wäre, sondern wegen hoher Kosten für Rechtsstreitigkeiten. Und da sich das Geldhaus mit über 1.000 "größeren" juristischen Scharmützlen auseinanderzusetzen hat, kann auch eine EZB gar nicht abschätzen, was sich da noch in der Pipeline befindet. Aber zurück zum DAX:
Quelle: www.privat-profits.de
Tja. Was ist das? Es ist ein Angriff der DAX-Bullen. Ob er letztlich von Erfolg gekrönt sein wird, ist noch offen. Die nach unten durchbrochene Unterstützung bei 9.000, die damit charttechnisch zum Widerstand wurde, konnte nun wieder zurückerobert werden. Der 200 Tage-GD, jetzt eindeutig fallend, spricht dennoch für eine Trendwende größeren Ausmaßes. Meine Meinung: Wenn Index-Tradings schwierig erscheinen, bietet sich der Handel mit Einzelwerten an. Und da lagen die Leser von private profits (www.private-profits.de) gestern beispielsweise mit 29 der 30 DAX-Titel auf der profitablen Seite. 100 Prozent sind das nicht. Aber doch deutlich mehr als 51 Prozent, von denen Börsenaltmeister André Kostolany einmal sagte, dass er sich davon ein sorgenfreies Leben leisten könne.
Viel Erfolg und besten Grüße
Axel Retz
Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .