So ein Fall ereignet sich gerade bei Centrotec Sustainable (ISIN: DE 000 540 750 6), einem Spezialisten für Wärme- und Belüftungssysteme. Bekannt ist etwa die Heizungsmarke Wolf. Großaktionäre sind Guido A. Krass und seine Ehefrau. Sie halten mehr als 50 Prozent der Anteile. Nun hat Centrotec einen Kaufvertrag für die familieneigene Pari Group geschlossen. Centrotec zahlt 43 Millionen Euro. Kein Pappenstiel, immerhin ist das ein Fünftel des Börsenwerts. Natürlich könnte die Firma durch den Zukauf gestärkt werden. Doch da gibt es Zweifel. Pari besitzt Anteile von 80 Prozent an einem Solarmodulproduzenten. Das hat Nähe zum Geschäft. Aber die Produkte könnten auch zugekauft werden, zumal sich Centrotec mit einer Solarfirma schon einmal ziemlich in die Nesseln gesetzt hat und die gekaufte Einheit eine Restaktivität der 2014 in Insolvenz gegangenen Centrosolar ist.
Zu Pari gehören noch eine Bestandsimmobilie in Leipzig mit Entwicklungsgrundstück und ein Gewerbepark in Fürth. Was das Unternehmen damit soll, ist rätselhaft. Warum wird die im aktuellen Umfeld vielleicht mal dringend benötigte Liquidität branchenfremd investiert? Ob der Vorstand entsprechendes Vermögen in dieser Situation wirklich auch von einem Dritten gekauft hätte? Man wagt es zu bezweifeln. Die Frage ist: Was bezweckt Aufsichtsratschef Krass mit der Transaktion? Ist es eine verdeckte Gewinnausschüttung? Es könnte aber auch sein, dass die Mittel später wieder in Richtung Centrotec fließen sollen. Das Unternehmen wurde von Analysten früher immer wieder mal als potenzieller Kandidat für einen Börsenrückzug, ein sogenanntes Going-Privat, genannt. Bei Aktienrückkäufen hatte die Familie Krass in der Vergangenheit stets ihre Position ausgebaut. Mit den Barmitteln aus dem Verkauf könnte der Anteil weiter vergrößert werden.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.