Der Emissionskurs von 42,50 Euro wurde bis heute nicht mehr erreicht, zwischenzeitlich hat sich die Aktie (aktuell 24,30 Euro) sogar mehr als halbiert. Und das wird dem Firmenchef Oliver Samwer, der zusammen mit der von seiner Familie gegründeten Global Founders Group auch 43 Prozent der Aktien kontrolliert, nicht gefallen. Denn operativ hat Rocket nicht gefloppt.
Wurde das Portfolio zum Börsenstart eher belächelt, hat Samwer Skeptiker widerlegt. Firmen von Delivery Hero bis hin zu dem afrikanischen Online-Kaufhaus Jumia Technologies konnten an die Börse gebracht werden. In jedem Fall erzielte Rocket ein Vielfaches dessen, was ausgegeben wurde. Und im Portfolio schlummern mehr als 100 weitere Beteiligungen, darunter auch potenzielle Börsenkandidaten wie Global Fashion Group oder das Reiseportal Traveloka.
Rocket Internet hat einen Börsenwert von 3,8 Milliarden Euro. Mehr als drei Milliarden Euro sind als Barmittel in der Kasse. Zudem haben die Analysten von Berenberg weitere 800 Millionen Euro an liquidierbarem Vermögen ausgemacht. Damit wird das Portfolio mit weniger als null bewertet. Klar ist: Dem Unternehmen wird es gemäß seinem Geschäftsmodell unmöglich sein, das Bargeld adäquat zu investieren. Dass der Venture-Capital-Spezialist zuletzt durch eher wertvernichtende Verkäufe bei den Börsentöchtern sogar noch Bargeld aufgebaut hat, könnte ein Indiz dafür sein, dass es Pläne gibt, die Börsennotiz zu beenden.
Beim Delisting muss den Streubesitzaktionären ein Angebot unterbreitet werden. Das würde sich sogar rechnen, wenn Rocket etwa ein Aufgeld von 20 Prozent, rund 30 Euro pro Aktie, bietet. Dann wären 2,6 Milliarden Euro für den Streubesitz fällig. Sollten, wie vorstellbar, weitere Großaktionäre (etwa United Internet mit einem 8,9-Prozent-Anteil) mitziehen, wäre es noch weniger.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.