Die Aktie stieg zwar in den ersten Wochen vom Emissionspreis von 23 Euro noch mal an, in der Folge waren die Wachstumsraten aber eher zu niedrig und die Kosten eher zu hoch. Mit jeder Quartalsmeldung verlor die Aktie. Der Absturz endete erst bei einem Minus von 90 Prozent gemessen am Emissionspreis. Seit Beginn der Corona-Krise hat die Aktie jedoch ein Comeback gestartet, die Kurse haben sich gemessen am Tiefpunkt vervielfacht. Sieht auf den ersten Blick nach einer starken Übertreibung aus, die der momentan wilden Börsenphase geschuldet sein könnte. Natürlich ist das nicht auszuschließen, es spricht aber auch einiges dafür, dass die Trendwende nachhaltiger sein und die Aktie noch einiges Potenzial mitbringen könnte. Klar ist, dass der Onlinehandel seit der Covid-19-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat.
Das gilt auch für den Kauf von Ausstattungsgegenständen. Home24 hat im zweiten Quartal 40 Prozent Umsatzplus gemeldet. Gleichzeitig reduzieren sich auch die Kosten. Die Lager und die Logistik sind besser ausgelastet, und der Anteil des Marketingaufwands an den Erlösen fällt. Das führt dazu, dass die chronisch defizitäre Onlinefirma im ersten Halbjahr operativ schwarze Zahlen geschrieben hat und den Bargeldbestand ausbauen konnte. Weil der Auftragseingang weitaus höher ist als die Erlöse, nimmt Home24 Rückenwind ins zweite Halbjahr mit. Und die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch, dass viele Kunden den Besuch in großen Möbelmärkten weiterhin eher vermeiden. Ist das der Fall, wird das Comeback eine Fortsetzung finden. Die Bewertung ist noch nicht anspruchsvoll. Der Börsenwert liegt unter 250 Millionen Euro. Wo könnte es hingehen? Vor einem Jahr hatten die Analysten von Berenberg der Aktie, die heute weniger als zehn Euro kostet, noch einen fairen Wert von 18 Euro zugesprochen. Die damals von Berenberg für 2020 geschätzten Zahlen wird das Unternehmen nun klar übertreffen.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.