Die rund 40 Prozent der Aktien, die über das Angebot in Höhe von 41 Euro eingereicht wurden, handeln so lange mit einer eigenen Notiz (ISIN: DE 000 LED 02V 0). Da AMS schon vorher Aktien erworben und dafür eine Freigabe erhalten hatte, scheint dies nur noch eine Formsache zu sein. Dann wird AMS 1,6 Milliarden Euro an die Inhaber der eingereichten Aktien überweisen.
Das Kapitel Osram-Übernahme ist für AMS damit aber noch längst nicht abgeschlossen. Die 60 Prozent, die AMS dann kontrolliert, reichen zwar aus, um Osram im Abschluss zu konsolidieren. Aber es ist nicht automatisch möglich, Änderungen herbeizuführen. Wirklich Einfluss kann AMS in der aktuellen Konstellation nur dann ausüben, wenn der Aufsichtsrat neu besetzt wird und dann auch das Management ausgetauscht wird. Das dauert.
Selbst wenn die Organe kontrolliert werden, ist die Konstellation für AMS finanziell unbefriedigend. Die Österreicher kommen nicht an den Cashflow von Osram. Damit AMS Barmittel zufließen können, muss eine Dividende gezahlt werden, die aber mit den freien Aktionären geteilt werden muss. Das heißt: Um wirklich die Kontrolle zu haben, braucht AMS einen Gewinnabführungsvertrag. Dazu sind 75 Prozent der Anteile nötig.
Bei einem Gewinnabführungsvertrag muss es zudem ein Bewertungsgutachten mit einem Abfindungspreis für Aktionäre geben. Gemessen an der Notiz der nicht eingereichten Aktien müsste AMS noch einmal 1,7 Milliarden Euro in die Hand nehmen. Angesichts eines Börsenwerts von 2,6 Milliarden ist das eine Herausforderung. Ob das aus dem eigenen Geschäft finanziert werden kann, ist zweifelhaft. Auch der Cashflow von Osram gibt das nicht her. Das heißt: AMS müsste sich höher verschulden oder eine Kapitalerhöhung durchführen. Beides dürfte der Aktie nicht guttun.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.