Interessanter als die Anleihe mit ihren unattraktiven Konditionen waren Informationen aus dem Prospekt zum Ghawar-Ölfeld. Zu dem weltweit größten Ölfeld gab seit mehr als 40 Jahren keine Angaben. Laut Prospekt soll Ghawar noch Reserven in Höhe von 48 Milliarden Barrel haben, produziert wurden bisher mehr als 70 Milliarden Barrel. Damit wäre Ghawar schon zu mehr als 60 Prozent erschöpft. Geologen sagen, dass der Ausstoß schnell abnimmt, wenn die Hälfte der Reserven ausgebeutet ist; wenig ermutigend für lang laufende Anleihen von Aramco. Es ist auch ein Hinweis für den Ölmarkt: Die konventionellen Reserven dürften knapp werden.
Ein Indiz, dass Ölmultis entsprechend reagieren, ist die Übernahme von Anadarko durch Chevron für 50 Milliarden Dollar inklusive Schulden. Der gezahlte Preis ist hoch. Aber mit dem Deal vergrößert Chevron seinen Zugang zu potenziellen Schieferölvorkommen im Permian Basin, einer Ölabbauregion im Südwesten der USA. Und weitere Deals könnten folgen. So ist etwa die Firma Concho Resources (ISIN: US 206 05P 101 2) der mit Abstand größte Landbesitzer im Permian Basin.
Die Firma ist aber weniger als die Hälfte von Anadarko wert. Weitere Kandidaten sind Diamondback Energy (US 252 78X 109 0), die Nummer 5 im Permian Basin, und Noble Energy (US 655 044 105 8), der Analysten bis zu 50 Prozent Potenzial zusprechen. Interessant könnte aus dieser Sicht auch Repsol sein (ES 017 351 611 5). Mehr als die Hälfte der Erzeugungskapazitäten der Spanier kommen aus Nord- und Südamerika.
Repsol hat zudem zwei große Projekte in Alaska und Kanada, mit denen die Produktion um 50 Prozent steigen würde. Gemessen am Gebot für Anadarko ist die Aktie preiswert und bringt eine Dividendenrendite von sechs Prozent.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.