Die Aktie ist nicht mehr im Blickfeld, sie hat seit Abschluss der Transaktion an Wert verloren und notiert einiges unter dem Angebotspreis. Bereits im Vorfeld der Übernahme hatte Vonovia angekündigt, dass im Erfolgsfall die Dividendenzahlung von Deutsche Wohnen eingestellt werden solle. Da werden Anleger es sich zweimal überlegen, dort einzusteigen. Sollten sie vielleicht aber trotzdem. Klar ist: Die Aktie ist kein Leichtgewicht, der Wert des Streubesitzes beträgt gut zwei Milliarden Euro. Und gerade hat Deutsche Wohnen zum Quartalsabschluss den gutachterlichen Wert seiner Liegenschaften gemeldet: Er beträgt knapp über 53 Euro pro Aktie. Damit kaufen Anleger die Aktie heute unter Substanzwert. Und es gibt auch einen Katalysator.
Vonovia kann mit der aktuellen Konstellation nicht zufrieden sein. Zwar kann der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen voll konsolidieren. Aber es gibt keinen Zugriff auf den Cashflow der neuen Tochter. Nimmt Deutsche Wohnen, wie gerade in Berlin geschehen, Milliardenbeträge aus dem Verkauf von Liegenschaften ein, landen die Mittel nicht in der Kasse der Mutter. Die könnte an das Geld nur kommen, wenn es ausgeschüttet würde. Dann muss es aber mit dem Streubesitz geteilt werden. Die einzigen Möglichkeiten, um diesem Dilemma zu entkommen, sind ein Gewinnabführungsvertrag oder die Verschmelzung beider Firmen. Bei diesen gesellschaftsrechtlichen Veränderungen ist allerdings ein Bewertungsgutachten nötig. Dabei müssen sich die unabhängigen Unternehmensbewerter am Marktwert der Liegenschaften orientieren. Blickt man auf Transaktionen etwa im Berliner Immobilienmarkt, würde es nicht überraschen, wenn dieser deutlich über dem von Deutsche Wohnen zuletzt angegebenen Nettovermögenswert liegt.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.