Sind diese nach einem Kursverfall einer Aktie extrem hoch, ist das kein guter Indikator. Die Ausschüttung wird dann eher gekürzt, als dass die Kurse wieder stiegen. Zu schön sind auch die Zahlen, die Alibaba im ersten Quartal des aktuellen Geschäftsjahres 2019/2020 (Ende 31. März 2020) vorgelegt hat. In den Schlagzeilen landet ein Umsatzwachstum von mehr als 40 Prozent. Der bereinigte Nettogewinn, wie ihn Alibaba berechnet, ist gegenüber dem Vorjahr um mehr als die Hälfte gestiegen. Diese Zahlen erwecken den Eindruck, dass es Alibaba gelinge, sich von der Konjunktur in China komplett abzukoppeln. Handelskrieg, Einbruch der Autoverkäufe, schwache Einzelhandelsumsätze - all das findet keinen Eingang in die Zahlen.
Wer etwas tiefer in das Zahlenwerk blickt, kann auf die Idee kommen, dass der Konzern zumindest einen Teil seines Wachstums womöglich über Aufstockung bisher nicht voll konsolidierter Beteiligungen erreicht hat. Die Liste der Kandidaten ist lang, mehr als 20 wurden im Jahresabschluss 2018/19 genannt. Informationen zu deren Erlösen finden sich im Quartalsabschluss allerdings ebenso wenig wie die des Stammgeschäfts.
Klar ist: Die Erträge wurden auf jeden Fall aufgehübscht. So veränderte Alibaba die Bilanzierung von Leasing-Gütern. Das Betriebsergebnis wurde dadurch um rund 800 Millionen Dollar verbessert. Auffällig ist auch die Bilanzposition "Vorauszahlungen, Forderungen und anderes Vermögen". Hier lassen sich durch Aktivierung leicht Kosten aus der Ertragsrechnung nehmen. Die Differenz dieser Position gegenüber dem Vorjahresquartal beträgt immerhin rund fünf Milliarden Dollar. Würde man die Effekte nur für das erste Quartal ansetzen, sänke das operative Einkommen von den ausgewiesenen rund 3,5 Milliarden auf weitaus bescheidenere 500 Millionen Dollar.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.