In den vergangenen Jahren wurde zu wenig in Produktionsanlagen investiert, gleichzeitig wuchs die Nachfrage deutlich an. Digitalisierung und E-Mobilität laufen halt nicht ohne die kleinen Halbleiterprodukte. Entsprechend gut entwickelten sich die Aktien der Branchenvertreter. DAX-Wert Infineon etwa notiert in Reichweite des Mehrjahreshochs.
Gemessen daran sollten die Aktie von X-Fab (ISIN: BE 097 431 042 8), einem Hersteller von sogenannten Analog- und Mixed-Signal-Schaltkreisen, einiges Aufholpotenzial mitbringen. Es sieht gar danach aus, als ob der Wert von Börsianern glatt vergessen wurde. Das mag vielleicht auch an der gemischten Struktur liegen. Die Gesellschaft hat ihren offiziellen Sitz in Belgien und die Aktien sind an der Euronext notiert. Operativ liegt die Zentrale hingegen in Erfurt, beruhen Kerne der Gesellschaft doch auf dem ehemaligen DDR-Halbleiter-Kombinat VEB Mikroelektronik.
Die Aktie kam im April 2017 an die Börse. Damals kostete sie 8,30 Euro. Heute ist sie für 9,55 Euro zu haben, der historische Höchstkurs wurde am 19. Januar 2018 bei 10,80 Euro erreicht. Die Analyse der Kurs-, aber auch der Ergebnisentwicklung bringt Überraschendes. Hätte sich die Aktie so entwickelt wir die Anteilscheine von Infineon, müsste sie doppelt so hoch notieren. Auch die Ergebnisse unterstützen diese Einschätzung. Für das Geschäftsjahr 2017, das die historischen Höchstkurse brachte, meldete X-Fab ein Betriebsergebnis von 106,1 Millionen Euro. Im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 werden es wohl 160 Millionen werden, im neuen Geschäftsjahr kalkulieren Analysten mit mehr als 190 Millionen Euro, heißt: 50 bis 80 Prozent Kurszuwachs zum Top 2018 wären zu rechtfertigen. Auch der Vergleich zur Ergebnisentwicklung von Infineon zeigt: X-Fab hat sich auf der Ergebnisebene so gut entwickelt, nur der Kurs läuft hinterher. Noch zumindest.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.