Offizielle Begründung ist, dass Kinnevik den Anteil seiner Investments an notierten Unternehmen zurückschrauben will. Im Moment liegt der bei 80 Prozent. Weil es auf eine Parität hinauslaufen soll, könnten weitere Zalando-Aktien zur Disposition stehen. Kurz- bis mittelfristig sicherlich kein ermutigendes Signal für den Titel. Interessanterweise verkauft Kinnevik nicht überall. Beim ziemlich schwierigen Börsengang von Global Fashion Group (LU 201 009 545 8) vor drei Monaten kauften die Schweden Aktien im Gegenwert von 60 Millionen Euro zu und bauten die Beteiligung aus.
Global Fashion Group hat ein mit Zalando vergleichbares Geschäftsmodell und ist damit vor allem in Asien, Lateinamerika und Osteuropa unterwegs. Im Finanzjargon könnte man nun flapsig sagen: Kinnevik ist eher short und Zalando eher long in der in vielen Dingen vergleichbaren Global Fashion Group.
Und nun wird es noch spannender: Seitdem Kinnevik zu 4,50 Euro zeichnete, verlor die Aktie von Global Fashion Group noch einmal mehr als die Hälfte an Wert. So gesehen wäre der Trade nun noch lukrativer. Für eine Zalando-Aktie gibt es jetzt rund 19 Global Fashion Titel, zum Zeichnungstermin betrug die Relation weniger als neun. Offensichtlich hat der Kapitalmarkt den Newcomer ziemlich abgestraft.
Denn auch andere Kennzahlen deuten auf eine relativ deutliche Unterbewertung von GFG zu Zalando hin. Beide haben etwa vergleichbare Wachstumsambitionen. Die Relation von Unternehmenswert zum erwarteten Umsatz für das Geschäftsjahr 2019 beträgt bei Zalando mehr als 1,7, während bei GFG jeder Umsatzeuro nur mit dem 0,6-Fachen bewertet wird. Damit der Kapitalmarkt beide gleich behandeln würde, müsste die Aktie von Zalando um mehr als 50 Prozent fallen und GFG um mehr als die Hälfte zulegen.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.