Spekulationen auf neue Geldspritzen der großen Notenbanken haben die europäischen Aktienmärkte am Freitag gestützt. Der Dax stieg um 0,5 Prozent auf 9683 Punkte. Der EuroStoxx50 zog um 0,8 Prozent auf 3004 Zähler an. Damit machten beide Indizes einen kleinen Teil ihrer Vortagesverluste wieder wett. Für den Auftrieb sei vor allem die japanische Notenbank verantwortlich, sagte IG-Marktes-Analyst Gregor Kuhn.

Im Kampf gegen eine Konjunkturabschwächung senkte die Bank von Japan den Einlagenzins auf minus 0,1 Prozent. "Die Geldpolitik folgt nun dem Vorbild der Europäischen Zentralbank ", schrieben die Analysten der Essener National-Bank in einem Kommentar. "Ähnlich wie bei der EZB dürfte dieser Schritt darauf abzielen, die Kreditvergabe der Banken zu stimulieren." Dahinter dürften den Experten zufolge jedoch vor allem währungspolitische Überlegungen stehen. "Der Yen wertete schließlich in den letzten Monaten gegen alle wichtigen Währungen teils kräftig auf."

Als Reaktion auf den Zinsentscheid geriet der Kurs der japanischen Währung ins Rutschen. Ein Dollar verteuerte sich um bis zu 2,1 Prozent auf 121,35 Yen. Parallel dazu sank der Euro auf 1,0908 Dollar. Schließlich habe die EZB bereits angedeutet, dass sie bei ihrer Ratssitzung im März die Geldpolitik weiter lockern wolle, betonte Analyst Craig Erlam vom Brokerhaus Oanda.

Die Geldhäuser der Euro-Zone müssen auf ihre Einlagen bei der EZB einen Strafzins von 0,3 Prozent zahlen. Gleichzeitig pumpen die Währungshüter monatlich 60 Milliarden Euro in die Finanzmärkte, um die drohende Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen, abzuwenden. Vor diesem Hintergrund warteten Investoren gespannt auf die Inflationsdaten aus der Euro-Zone. Sollte diese im Januar erneut gesunken sein, würde dies Spekulationen auf zusätzliche EZB-Geldspritzen neuen Auftrieb geben.

Anleihe-Investoren setzten bereits auf eine Ausweitung der Wertpapierkäufe: Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, stieg auf 163,41 Punkte und markierte damit den dritten Tag in Folge ein Rekordhoch.

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ÖLPREIS ZIEHT WIEDER AN - HOFFNUNG AUF FÖRDERKÜRZUNG



Für positive Stimmung an den Aktienmärkten sorgte außerdem der wieder steigende Ölpreis. Dank der Hoffnungen auf ein geringeres Überangebot verteuerte sich die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee um bis zu 2,8 Prozent auf 34,85 Dollar je Barrel (159 Liter). Russischen Angaben vom Vortag zufolge hat Saudi-Arabien eine Drosselung der Ölproduktion um bis zu fünf Prozent vorgeschlagen. Die Experten der ANZ Bank warnten jedoch vor überzogenen Erwartungen. "Die Wahrscheinlichkeit einer Einigung ist extrem gering - ohne eine Förderkürzung besteht das Risiko weiterer Preisrückgänge." Seit Mitte 2014 hat sich Erdöl um rund 70 Prozent verbilligt.

SMA-AUSBLICK ENTTÄUSCHT - FUSIONSFANTASIE BEI WINDENERGIE



Bei den deutschen Aktienwerten brachen SMA Solar gegen den Trend um bis zu elf Prozent ein, obwohl der Solarindustrie-Zulieferer für 2016 einen Anstieg des operativen Ergebnisses auf 80 bis 120 Millionen Euro in Aussicht stellte. "Das Gewinnziel liegt deutlich unter den Erwartungen", sagte ein Börsianer. "Außerdem hat die Aktie einen guten Lauf gehabt." In den vergangenen zwölf Monaten hat sich der SMA-Kurs mehr als vervierfacht.

An der Börse Madrid stiegen die Aktien des spanischen Windkraftanlagen-Hersteller Gamesa um bis zu 22,6 Prozent auf ein Siebeneinhalb-Jahres-Hoch von 17,66 Euro. Insidern zufolge hat Siemens Interesse an Gamesa. Von den Fusionsfantasien in der Branche profitierte auch der deutsche Windturbinenbauer Nordex, die Aktien verteuerten sich um bis zu 6,9 Prozent.

Reuters