Am Markt werde fest damit gerechnet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag die Ausweitung ihrer Wertpapierkäufe auf 75 Milliarden Euro monatlich ankündigt, schrieben die Analysten der Essener National-Bank in einem Kommentar. Außerdem sei eine Verlängerung der Laufzeit des Programms möglich. Bislang pumpen die Währungshüter "mindestens bis März 2017" monatlich 60 Milliarden Euro in die Finanzmärkte, um die Konjunktur anzukurbeln und die drohende Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen, abzuwenden.
"Da die Erwartungen an die EZB aber so hoch gesteckt sind, besteht das Risiko, dass sie dahinter zurückbleibt", warnte Devisenstratege Niels Christensen von der Nordea Bank. In diesem Fall müsse mit einer kräftigen Aufwertung des Euro gerechnet werden. Einige Börsianer sehen die Währung in diesem Fall wieder bei 1,11 Dollar. Am Mittwoch kostete sie 1,0967 Dollar.
HOFFNUNG AUF ABEBBENDE ÖLSCHWEMME TREIBT PREISE
Am Rohstoffmarkt sorgten Aussagen des stellvertretenden irakischen Ölministers für gute Stimmung. Fajad al-Nema zufolge wollen die großen Exportstaaten der Welt am 20. März über eine Deckelung der Fördermengen beraten. Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis zu 2,3 Prozent auf 40,58 Dollar je Barrel (159 Liter). Sollte es zu einer Einigung kommen, wäre dies ein Schritt auf dem Weg, Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bekommen, sagte Analyst Olivier Jakob vom Research-Haus Petromatrix. Aktuell werden täglich ein bis zwei Millionen Barrel Rohöl mehr gefördert als benötigt.
Bei den Industriemetallen wetteten Anleger auf Kürzungen bei der Produktion. Kupfer verteuerte sich um 1,1 Prozent auf 4921 Dollar und das für den Rostschutz benötigte Zink um 2,4 Prozent auf 1802 Dollar. Gleichzeitig trennten sich Anleger von Gold. Das als sicher geltende Edelmetall verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 1256,50 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, gab 76 Ticks auf 162,41 Punkte nach.
BMW TROTZ REKORDERGEBNIS UNTER DRUCK - E.ON AUCH TIEFER
Bei den deutschen Aktienwerten rückte am Mittag BMW ins Rampenlicht. Der Autobauer konnte mit einem Rekordergebnis und der Anhebung seiner Dividende auf 3,20 Euro je Stammaktie Investoren nicht überzeugen. Börsianer hatten mit 3,38 Euro gerechnet. Die Papiere gaben ihre anfänglichen Gewinne ab und notierten 1,4 Prozent tiefer bei 78,87 Euro.
Nach unten ging es auch für E.ON, die sich nach der Vorlage der Jahresbilanz um bis zu 2,2 Prozent verbilligten. "Der Ausblick macht die Musik", sagte ein Händler. "Und da dieser nicht besonders optimistisch ausgefallen ist, fürchten Anleger, dass es auch bei der Dividende künftig Abstriche geben könnte." Außerdem gab Vorstandschef Johannes Teyssen für 2015 einen Rekordverlust von sieben Milliarden Euro bekannt.
Unterdessen beflügelten Fusionsfantasien die italienische Telecom Italia und den französischen Mitbewerber Orange. Genährt wurden die Spekulationen von der Aussage des französischen Präsidenten Francois Hollande, sein Land wolle gemeinsam mit Italien Großkonzerne schmieden - unter anderem im Telekom-Sektor. Telecom Italia gewannen in Mailand bis zu 5,7 Prozent und Orange in Paris zeitweise 2,1 Prozent.
Reuters