Für die ganz großen Summen reicht es nicht: Kleinere Unternehmen schütten im Vergleich zu den DAX-Riesen eher bescheidene Summen aus. Die MDAX-Mitglieder werden nach Berechnung der DekaBank in diesem Jahr 7,2 Milliarden Euro auszahlen. Auch die durchschnittliche Dividendenrendite ist bei den Indizes der kleineren Unternehmen meist niedriger. Einzelne Nebenwerte aber kommen auf imposante Prozentzahlen.
Zwei Dutzend Unternehmen aus dem MDAX, dem Index mit mittelgroßen deutschen Unternehmen, und dem SDAX mit den kleineren Nebenwerten wiesen laut der Bloomberg-Datenbank zuletzt Dividendenrenditen von mehr als vier Prozent aus.
Zu den Prozentriesen am deutschen Aktienmarkt gehört der Telekomdienstleister Freenet. Die Dividendenrendite der MDAX-Aktie liegt gegenwärtig bei mehr als sechs Prozent. Das Unternehmen aus Schleswig-Holstein ist Deutschlands größter netzunabhängiger Mobilfunkanbieter. Freenet vertreibt in diesem Geschäftsbereich Kapazitäten unter anderem aus dem Netz der Deutschen Telekom. Zweites Standbein ist das Segment TV und Medien, in dem Freenet auch die Internet-Fernsehplattform Waipu vermarktet. Dieser Geschäftsbereich ist nach Umsatz kleiner als das Mobilfunkgeschäft, wird nach den Plänen des Vorstands aber überproportional zum Gewinnwachstum beitragen. Bis 2025 will Freenet den operativen Gewinn (Ebitda) um durchschnittlich mehr als vier Prozent auf mindestens 520 Millionen Euro steigern. 80 Prozent des freien Cashflows sollen an die Aktionäre gehen.
Börsenboom-Gewinner
Mehr als fünf Prozent Dividendenrendite wirft die Aktie der DWS Group auf aktuellem Niveau ab. Zuletzt betreute der Frankfurter Vermögensverwalter 928 Milliarden Euro. Mittelzuflüsse gab es vor allem bei ESG-Produkten, die Investments nach ökologischen oder sozialen Kriterien auswählen. Die Basiskosten in der Vermögensverwaltung sind relativ gering, die Profitabilität der Produkte steigt mit zunehmendem Volumen überproportional an. Durch die boomenden Aktienmärkte war es zudem relativ einfach, neue Kunden zu gewinnen. Das Geschäftsmodell erlaubt es der im SDAX notierten DWS Group, ihre Aktionäre bei der Dividende großzügig zu bedienen: 65 bis 75 Prozent des Gewinns sollen ausgeschüttet werden. Größter Profiteur ist dabei die Deutsche Bank, die noch immer knapp 80 Prozent der DWS-Aktien hält.
Extreme Rendite
Auf eine geradezu fantastische Dividendenrendite von rund 14 Prozent kommt die Aktie von Bilfinger. Das hat einen besonderen und auch einmaligen Grund: Der vor allem im Energiebereich tätige Ingenieurdienstleister aus Mannheim will der Hauptversammlung 2022 eine Sonderdividende von 3,75 Euro je Aktie vorschlagen. Das Geld, in der Summe rund 150 Millionen Euro, stammt aus dem Verkauf von Apleona, dem ehemaligen Gebäudemanagement des Unternehmens. Zusammen mit der regulären Dividende kalkuliert die Redaktion bei Bilfinger mit einer Gesamtzahlung von 4,55 Euro. Ab dem nächsten Jahr wird sich die Ausschüttung wieder normalisieren. Im Kern ist die Aktie von Bilfinger eine Spekulation auf einen nachhaltigen Aufschwung im operativen Geschäft.
INVESTOR-INFO
Bilfinger
Trendwende
Der Ingenieurdienstleister, dessen Hauptversammlung für den 11. Mai geplant ist, will nach turbulenten Jahren zurück in die Erfolgsspur. Im November hatte Bilfinger die Jahresprognose angehoben. Die bereinigte Ebitda-Marge soll leicht über drei Prozent liegen. Das wäre etwas besser als im Jahr vor der Pandemie. Die Dividendenrendite wird durch die Sonderausschüttung verzerrt. Die Konsensschätzung für die 2023 fällige Dividende liegt bei einem Euro.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 38,00 Euro
Stoppkurs: 27,00 Euro
DWS Group
Geldvermehrer
Der Vermögensverwalter erzielte im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis: Der Konzerngewinn stieg um 40 Prozent auf 782 Millionen Euro. ESG-Produkte machten 40 Prozent der gesamten Nettomittelzuflüsse von 47,7 Milliarden Euro aus. Die Produktbereiche dürften weiter besonders lukrativ sein. Als Dividende schlägt die Geschäftsführung der für 9. Juni geplanten Hauptversammlung einen Betrag von zwei Euro je Aktie vor, das wären 19 Cent mehr als im Vorjahr.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 44,00 Euro
Stoppkurs: 28,00 Euro
Freenet
Hochprozenter
Der Telekomdienstleister ist unter Börsianern für eine hohe Dividendenrendite bekannt. Allerdings ist Freenet kein Wachstumswert. Der Umsatz der Büdelsdorfer dürfte in den kommenden Jahren eher stagnieren. Dank steigender Profitabilität etwa durch die Digitalisierung des Geschäfts sollten aber trotzdem moderate Dividendenanhebungen möglich sein. Die Hauptversammlung ist in diesem Jahr für den 5. Mai angesetzt. Auch dank der hohen Ausschüttungsquote bleibt Freenet als Dividendenwert attraktiv.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 27,00 Euro
Stoppkurs: 19,00 Euro