Trotz vieler Naturkatastrophen bleibt der Versicherer auf Rekordkurs. Die Allianz-Aktie lockt jetzt mit Kurspotenzial und hoher Dividende
Für Giulio Terzariol war die Präsentation des Quartalsberichts der letzte große Termin bei der Allianz. Im Januar wechselt der Italiener zum Konkurrenten Generali. Verabschieden dürfte sich Terzariol auf die für einen Finanzvorstand bestmögliche Art mit einem Rekordgewinn. Nach neun Monaten liegt das operative Ergebnis der Allianz knapp vier Prozent über Vorjahr. Für das Gesamtjahr erwarten Analysten 14,4 Milliarden Euro. Das liegt 200 Millionen über der alten Bestmarke.
Probleme bereitet der Allianz derzeit vor allem das Wetter in Europa. Auch wenn es keine extremen Katastrophen gab, verzeichnete die Allianz viele mittelgroße und kleinere Wetterschäden. Die Kosten daraus summierten sich für den Versicherer im Quartal auf 1,3 Milliarden, fast viermal so viel wie im Vorjahr.
Teilweise ausgeglichen werden konnte die Last der Naturgewalten durch ein höheres Anlageergebnis. Weil Versicherer die Einlagen vor allem in Anleihen mit hoher Bonität investieren, steigen die Erträge bei höheren Zinsen. Insgesamt schrumpfte der Quartalsgewinn des DAX-Konzerns um 15 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro, aber nicht so deutlich wie von Analysten kalkuliert.
Allianz-Aktie: Die Dividende überzeugt
Der Konsens lag zuletzt bei knapp 3,3 Milliarden Euro. Vermisst wurde in Terzariols Präsentation ein neues Aktienrückkaufprogramm. Das aktuelle mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro steht kurz vor dem Abschluss. Das nächste dürfte im Februar mit der Bekanntgabe der Jahresergebnisse ausgerufen werden, dann von Terzariols Nachfolgerin. Der Aufschub ist keine Gefälligkeit an die neue Finanzchefin Claire-Marie Coste-Lepoutre, sondern eine strategische Überlegung. Die Allianz wird wohl das komplette Volumen zu Jahresbeginn ankündigen und nicht mehr wie bisher in mehreren Etappen.
Seit Februar 2017 hat die Allianz eigene Aktien im Wert von mehr als zwölf Milliarden Euro aufgekauft. Die Zahl der ausstehenden Aktien ist von 457 auf 403 Millionen gesunken.
Rauf geht es mit der Dividende. Der Analystenkonsens erwartet für den nächsten Zahltag nach der Hauptversammlung im Mai eine Ausschüttung von zwölf Euro je Aktie. Die Redaktion ist mit 12,10 Euro etwas offensiver. In beiden Szenarien kommt die Aktie auf eine Dividendenrendite von mehr als fünf Prozent.
Erstaunlich ist der Vergleich zum Stadtrivalen Munich Re. Beide Versicherer haben lange Zeit eine ähnlich hohe Dividendenrendite abgeworfen. Inzwischen aber liegt die Dividendenrendite der Munich Re rund zwei Prozentpunkte unter dem Niveau der Allianz.
Auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis spricht für ein Aufholpotenzial der Allianz. Die Kennziffer liegt trotz Rekordgewinnen im operativen Geschäft rund zehn Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Spannend ist ebenso die Charttechnik. Die Kurskurve der Allianz attackiert die obere Grenze eines langjährigen Seitwärtskanals. Ein Durchbruch wäre ein deutlich positives Signal.
Analysten sehen für die Allianz Kurspotenzial bis 309 Euro. Die Redaktion steht mit einer Zielmarke von 280 Euro ebenfalls im Lager der Optimisten. Die Allianz bleibt als Dividendenwert ein Basisinvestment im DAX.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz.