"Das ist kein schöner Anblick"
Als die Aktienmärkte im März 2020 ihr diesjähriges Tief erreichten, waren sie günstig bewertet. Das hat sich mittlerweile jedoch geändert. "Die wichtigsten Aktienmärkte sind nicht mehr günstig bewertet", sagt Duncan Lamont, der Research-Chef von Schroders. "Nichts sieht besonders billig aus", sagt Lamont. Die Anleger müssten sich daher auf niedrigere Renditeerwartungen einstellen. "Das ist kein schöner Anblick", sagt Lamont.
Vor allem sei der US-Aktienmarkt hoch bewertet, was jedoch nicht neu sei. "Er war jahrelang teuer, hat sich aber weiterhin besser entwickelt als andere Märkte", sagt der Schroders-Experte. Jedoch würden US-Aktien derzeit "heroische Wachstumsprognosen" für die Zukunft einpreisen und "es bleibt abzuwarten, ob sie diese einhalten können", so Lamont. Gleichwohl müssten Anleger mutig sein, falls sie völlig auf US-Aktien verzichten wollten.
In anderen Aktienmärkten wie Europa oder den Schwellenländern seien die Bewertungen zwar günstiger. "Historisch gesehen sind sie aber auch nicht billig", erklärt Lamont. Immerhin sei es "eine Gnade für Aktien", dass andere Anlageklassen noch teurer seien. So seien die Renditen für Bargeld und Anleihen für Anleger etwa "deprimierend niedrig", betont Lamont.
Shiller-KGV
Schroders hat für US-Aktien und vier weitere Märkte unter anderem das Shiller-KGV ausgewertet, das nach Professor Robert Shiller benannt ist. Das Shiller-KGV setzt die Firmengewinne der vergangenen zehn Jahre inflationsbereinigt ins Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs, um die jährliche Fluktuation der Gewinne zu glätten. Fachleute sprechen auch vom zyklisch-bereinigten KGV oder vom "cyclically-adjusted price to earnings multiple", dem sogenannten CAPE.
US-Aktien weisen derzeit ein Shiller-KGV von 31 auf und liegen damit sechs Punkte über dem Median der vergangenen 15 Jahre. In Europe ohne UK (19), Japan (19), den Emerging Markets (13) und UK (12) ist das Shiller-KGV derzeit günstiger - und in Japan sogar vier Punkte niedriger als beim Median der vergangenen 15 Jahre.
Der Vorteil des Shiller-KGV: Wenn es hoch ist, folgen darauf auf längere Sicht meist niedrige Erträge - und umgekehrt.
Das Manko des Shiller-KGV: Ein guter Indikator, um die Wendepunkte richtig zu timen.