Das Thomas-Cook-Fiasko ist eine Einmalbelastung, die Holidaycheck nicht angelastet werden kann - die zuvor gekürzten Prognosen schon. Die Münchner sind eine Bewertungsplattform. Der Vorteil: Die Kunden finden auch ohne teure Google-Werbung auf die eigenen Seiten. Der Nachteil: Von der Information bis zum gebuchten Urlaub ist es ein weiter Weg. Auch das Onlinereisebüro muss daher werben. Marketing ist der größte Kostenblock des Unternehmens und drückte das Ergebnis bisher stets in die Miesen. Doch 2018 gelang der Sprung in die operativ schwarzen Zahlen.
Saat des Digitalen
Zugleich aber sät Firmenchef Georg Hesse, wie er es nennt, viele Samen in den Boden des Unternehmens. Holidaycheck investiert: Nun können auch Kreuzfahrten, Rundreisen, Pärchen- und Städtetrips online gebucht werden, seit Neuestem ist das Unternehmen auch selbst Reiseveranstalter. Doch die Sämlinge liefern noch keinen Ertrag. Schwächelt dann der Umsatz, weil der gesamte Reisemarkt leidet, geht es schnell zurück in die roten Zahlen.
Dabei will der ehemalige Amazon-Manager erreichen, dass sich ein Pauschalurlaub nicht mehr wie ein solcher anfühlt. Die selbst veranstalteten Reisen sollen individuellere Angebote ermöglichen, die Kontrolle über das buchbare Inventar erhöhen und natürlich mehr einbringen als die reine Vermittlungsprovision.
Teilweise ähnelt die Strategie damit TUI. Die Hannoveraner setzen stark darauf, die Wertschöpfungskette über eigene Hotels und Kreuzfahrtschiffe zu kontrollieren. So will der Reiseriese ein digitaler Plattformanbieter werden, während Chef Fritz Joussen das Wort "Pauschalreise" des Images wegen am liebsten verbieten würde. Zudem wurden im vergangenen Jahr 42 Prozent aller Reisen online gekauft, stationär waren es 40 Prozent.
Die Digitalisierung macht also auch vor der Pauschalreise nicht halt. Spekulativere Anleger setzen daher auf den grünen Daumen von Hesse.